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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nehmen.«
    »Und tausend Frauen werden dich beneiden – das gleicht sich aus.« Vandura streckte die Beine von sich. »Wie werde ich mein Haus vorfinden?«
    Es war das erstemal, daß er sich nach München erkundigte. Katja küßte ihn auf die Augen.
    »Du brauchst nur die Jalousien hochzuziehen, die Tür aufzumachen und dich hinter deinen Schreibtisch zu setzen. Es hat sich nichts verändert. Alles wartet auf Dr. Vandura –«
    »Du meinst, so einfach ist das?«
    »Das Einfachste von der Welt. Dr. Vandura war auf einer längeren Auslandsreise. So etwas gibt es doch –«
    Drei der neuen Fluggäste begannen, sich etwas zu erleichtern. Sie legten die Jacken ab, zogen sogar die Schuhe aus und hielten plötzlich jeder eine automatische Pistole in der Hand. Auch eine der Frauen verwandelte sich – sie zog den Rock aus, trug darunter Shorts und zwischen den schön geformten Beinen zwei runde, schwarz glänzende Handgranaten.
    »Meine Damen und Herren«, sagte einer der Männer in seinem hochnäsigen Englisch. »Ich heiße Yussuf Rasul und übernehme hiermit das Kommando der Maschine. Wer sich rührt, wird erschossen. Wir haben die Waffen in den Schuhen gehabt, wie Sie sehen. Wir haben auch noch andere Möglichkeiten. Zum Beispiel die Handgranaten. Wenn Amina sie abzieht, bleibt von uns nur noch Staub übrig. Wir sterben gern – aber ich glaube, Sie nicht!«
    Zwei Männer verschwanden schnell hinter der Tür zum Cockpit. Die Stewardessen, die gerade Bier verteilten, flüchteten in die Bordküche. Die junge Frau, die Amina hieß, folgte ihnen. Nur der Anführer blieb zurück und lächelte Dr. Vandura an.
    »Willkommen, Hakim-Pascha.«
    »Sie sind Karabaschs Gesandte –« sagte Vandura. »Ich ahnte so etwas. Wo geht es hin?«
    »Nach Sarqa – Sie kennen es doch.« Er zuckte zusammen. Aus dem Cockpit kam Lärm, dann fielen drei Schüsse. Einige Frauen schrien auf, einer der Männer erschien mit wirren Haaren wieder im Gastraum und rief etwas auf arabisch. Dr. Vandura sprang auf, aber Katja hielt ihn mit einem leisen Aufschrei fest.
    »Was ist? Was hat er gesagt?«
    »Der Pilot ist verwundet, der Co-Pilot besinnungslos. Sie fliegen jetzt auf Automatik – aber immer geradeaus … Es ist keiner mehr im Cockpit, der das Flugzeug lenken kann –«
    »Das … das ist das Ende …« stammelte Katja. »Jetzt kann uns keiner mehr zurück auf die Erde holen – bis wir von selbst abstürzen …«
    Sie umfaßte Vandura, drückte ihr Gesicht in seinen Leib und klammerte sich an ihm fest.

12
    Alle hatten es verstanden, und wie eine Fackel, die man in einen Ölbehälter wirft, sofort eine Stichflamme erzeugt, so brach mit einem einzigen hysterischen Aufschrei auch eine Panik aus. Die Frauen begannen zu schreien, die Männer sprangen auf und drängten in den Gang. Einer der Guerillas hob drohend die Pistolen.
    »Ruhe!« brüllte er auf englisch. »Zurück auf die Plätze! Wer drei Schritte näher kommt, wird erschossen!«
    Der vorwärtsdrängende Klumpen Leiber blieb stecken, als habe er sich zwischen die Sitze verklemmt. Von hinten, unsichtbar zwischen den wild gestikulierenden Armen und Händen, schrie jemand: »Rennt sie einfach um! Sie werden nicht schießen! Ein Loch in der Flugzeughaut ist auch ihr Tod! Keine Angst!«
    Vandura löste den Griff Katjas und stellte sich zwischen die Guerillas und die Passagiere. Plötzlich war es still, nur das Weinen und Schluchzen der Frauen lag im Raum, und eine helle Kinderstimme fragte: »Mami, stürzen wir jetzt ab? Da wird der Papa traurig sein –«
    »Ich bitte Sie, Ruhe zu wahren«, sagte Vandura laut. »Es hat gar keinen Zweck, die Helden zu spielen. Diese Männer kennen keine Furcht vor dem Tod wie wir. Ob sie leben oder sterben, das alles liegt bei ihnen in Allahs Hand. Sie werden nicht zögern, die Handgranaten abzuziehen und uns alle zu pulverisieren –«
    »Natürlich! Sie müssen diese Charaktere ja kennen!« rief jemand aus dem Klumpen Männer. »Der Hakim-Pascha! Ihretwegen sind wir ja jetzt in der Klemme, nur Ihretwegen!«
    »Was soll das alles?« schrie ein anderer. »Ob dieser Mann oder nicht – die Piloten sind verwundet und handlungsunfähig, wir fliegen stur geradeaus, solange der Sprit reicht, und dann – aus! Daran sollten wir denken! Ob wir in Amman landen oder in Zürich, spielt keine Rolle mehr – wir kommen irgendwo 'runter, und zwar so, daß man uns von der Erde abkratzen kann!«
    Im Hintergrund begann eine Frau laut zu beten. Ein Farbiger saß gelassen in seinem
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