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Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor
Autoren: Heinz G. Konsalik
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das: gehen können –
    Eine Minute später riß man ihn vom Pilotenstuhl und trug ihn auf den Schultern über den Flugplatz, und die Menschen jubelten, drückten ihm die Hände, klopften ihm auf die Schultern, und er war so müde, sehnte sich nach Ruhe und nach der Geborgenheit in Katjas Armen –
    Am 1. Dezember eröffnete Dr. Vandura wieder seine Praxis in Grünwald. Er hatte es durch keine Zeitungsanzeige bekanntgegeben – nur die beiden Querbalken aus Leukoplast, die während seiner Abwesenheit sein Arztschild durchgestrichen hatten, waren entfernt worden. Ja, und Frau Bucholtz war unterrichtet worden. Frau Bucholtz trug die ›Süddeutsche Zeitung‹ in Grünwald aus und steckte sie in die Briefkästen der Villen. Die Sprechstundenhilfe hatte es ihr gesagt: »Wir eröffnen am 1. Dezember.«
    Das genügte. Frau Bucholtz machte sich auf ihren Rundkurs und bekam für ihre Mitteilung mehr Trinkgeld als im Januar beim Abonnementkassieren und dem »Ein gutes neues Jahr, Gnä' Frau …«
    Vandura eröffnet. Und zu Weihnachten heiraten sie. Katja Hellersen hat es der Schneiderin gesagt. Das Brautkleid kommt direkt aus Paris. Ganz aus Spitze.
    Vandura eröffnet. Dr. Zemmitz ließ einige harte Kommentare beim Medizinerstammtisch los und war sich im übrigen seiner Ohnmacht bewußt. Ja, er schrieb sogar eine Briefkarte an Dr. Vandura mit einer Gratulation zur Wiederkehr. Man muß sich arrangieren, sagte er zur Entschuldigung. Tolerant sein bis zu einer Grenze, das zeigt doch den edlen Charakter.
    Am 1. Dezember, morgens um neun Uhr, zog Dr. Vandura seinen weißen Arztmantel an. Katja knöpfte ihn zu, die Sprechstundenhilfe stand mit einer Liste an der Tür.
    »Voll?« fragte Vandura.
    »Kein Platz mehr in Wartezimmer I und II.« Das Mädchen lächelte. »Ich habe einige Damen auf morgen bestellen müssen.«
    Vandura steckte die Hände in den weißen Kittel. Über seinen Silberfäden in dem schwarzen, gelockten Haar lag ein Schimmer Morgensonne. Im Garten leuchtete der Schnee. Es war kalt und klar.
    »Nur Damen?« fragte er.
    »Ausschließlich Damen. Alles, was Grünwald zu bieten hat. Frau Generaldirektor Plettenkamp, Frau Direktor Laufers, Zienke und Halbmann. Frau Diplom-Ingenieur Abelsen und Frau Konsul Weidenbusch. Dann die Damen –«
    »Hören Sie auf, Luise!« Dr. Vandura blickte Katja hilfesuchend an. »Was soll ich machen, Katja?!«
    »Untersuche sie«, lachte Katja. »Mach ein ernstes Gesicht, verschreibe ihnen Pillen oder Massagen, taste sie ab – das haben sie besonders gern –, nenn die Krankheiten mit schweren lateinischen Namen, plaudere mit ihnen, sieh ihnen tief in die Augen und sei der liebe, gute Doktor, der für alle ihre Wehwehchen so viel Verständnis hat wie kein anderer …«
    »Genauso wird es sein.« Vandura seufzte und winkte seiner Sprechstundenhilfe zu. »Machen wir also weiter – im Namen der Medizin. Luise, wer ist die erste?«
    »Frau Konsul Weidenbusch.«
    »Direkt ein Griff ins volle.« Vandura ging zur Tür und drehte sich dort noch einmal zu Katja um. Sie winkte ihm nach, als gehe er auf eine Reise. »Wetten, daß sie mich mit ›Hakim-Pascha‹ begrüßt?«
    Sie tat es.
    Ein Mann war zu einer Legende geworden – aber die Welt braucht ab und zu solche Heldensagen.
    Was meinen Sie – und Sie – und Sie?
    Übrigens: Seine Forschungen zur Bekämpfung der Arteriosklerose nahm Dr. Vandura auch wieder auf. Vielleicht hören wir eines Tages wieder von ihm – denn wo Erfolg ist, wachsen die Neider wie Schimmel, und vom Schimmel wird mehr gesprochen als vom Erfolg.
    Warum das so ist?
    Fragen Sie Hakim-Pascha …
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