Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wüstendoktor

Der Wüstendoktor

Titel: Der Wüstendoktor
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Blumenhügel.
    »Allah hat dich an seine Brust gedrückt«, sagte er leise. »Allah sei Dank.« Dann wandte er den Körper nach Mekka, legte das Gesicht auf die Erde und betete die Gnadensuren des Korans.
    Die Maschine, mit der Dr. Vandura, Katja und Bernd Zobel zurück nach Deutschland flogen, wartete auf dem Rollfeld von Beirut. Es war ein Flugzeug der Swissair, das die Route Beirut - Rom - Zürich - München flog.
    Der größte Teil der Passagiere war schon über die Gangway in die Maschine gegangen – man hatte sie am Ausgang der Wartehalle durch Militär untersuchen lassen, die Männer wurden abgetastet, die Frauen von weiblicher Polizei befingert. Das Gepäck lag in einem Spezialraum und wurde mit einem schnell aus Paris herangeflogenen Gerät durchleuchtet. Mit einem Geigerzähler tastete ein Spezialist alles ab. Wo er einen Summerton von sich gab, wo also Metall im Koffer lag, mußte das Gepäck geöffnet werden.
    Ein neuer Anschlag war unmöglich. Die Sicherheit in der Luft wurde wiederhergestellt.
    Aber für wie lange? Wann schlugen die Guerillas wieder zu? Welche neuen Methoden ersann sich Dr. Karabasch?
    Vandura wußte, daß sein Abflug im Hauptquartier der Rebellen bekannt war. Es gab nichts, über das Karabasch nicht unterrichtet war – nur bei Laila hatte er versagt. Das war etwas, das er nie überwinden konnte.
    In München hatte der Fernsehbericht über den Tod Lailas und Vanduras Rolle in diesem Liebesdrama wie eine Bombe eingeschlagen. Die Damenwelt von Grünwald zitterte der Rückkehr Vanduras entgegen – in den Salons kannte man kein anderes Thema, die Ohren und die Augen glühten in gespannter Erwartung.
    Vandura und eine Wüstenschönheit.
    Ein Zweikampf zwischen Katja Hellersen und dieser Wüstenkatze.
    Vandura der sagenhafte Hakim-Pascha.
    Welch ein Mann!
    Der einzige, der sich nicht an Vanduras Männlichkeit begeisterte, war Chefarzt Dr. Zemmitz. Überall, wo er eine Stimme hatte, und das war beim Ärztestammtisch, im Medizinerclub, in der Ärztekammer, im Rotary-Club, im Tennis-Club und im Golf-Club, opponierte er gegen Vandura.
    »Ein Abenteurer ist er!« sagte er laut genug, daß es auch umliegende Tische hören konnten. »Und so etwas bekommt wieder eine Praxis! Sind wir hier in der Wüste?!«
    »Auch Robert Koch war letztlich ein Abenteurer und war lange Zeit in Afrika«, sagte Dr. Feinstinger. Er war Landgerichtsrat und zur Objektivität verpflichtet.
    »Wie kann man Koch mit Vandura vergleichen?« rief Zemmitz entsetzt. »Einen Titanen mit einer Maus?!«
    »Für Virchow war auch Koch ein Hasardeur –«
    »Virchow war ein alter Mann an der Grenze der Senilität, als er gegen Koch auftrat.« Zemmitz bekam einen roten Kopf vor Eifer und Prophetentum. »Ich sage Ihnen, meine Herren: Das gibt eine Katastrophe, wenn Vandura zurückkommt. Die Weiber werden Schlange stehen, er wird seinen üblichen Hokuspokus machen, und wir müssen dem allen tatenlos zusehen. Und alles geschieht im Namen der Medizin, im guten, alten, ehrwürdigen Namen der Medizin. Müssen wir uns das bieten lassen?«
    »Erfinden auch Sie eine Masche, die Weiber anzuziehen«, sagte Landgerichtsrat Feinstinger anzüglich. »Oder besser: auszuziehen! Vandura ist meines Erachtens ein Typ, der wegrennt, und alles rennt ihm nach, um ihn zurückzuhalten.«
    »So kann nur ein Jurist sprechen.« Dr. Zemmitz hob mit bebenden Händen sein Weinglas. Seine Lippen zitterten. »Ich will nicht unken, o nein, das liegt mir nicht – aber ich möchte Ihnen fast garantieren, daß Vandura nach seiner Rückkehr innerhalb sechs Wochen für eine neue Sensation sorgt.«
    »Natürlich, indem er Katja Hellersen heiratet –«
    »Oder abschiebt …« Zemmitz lachte gehässig. »Aber darüber wird kaum einer sprechen. Wenn er die Geschmacklosigkeit hat, sie zu ehelichen, bitte. Frau Hellersens Rolle beim Tod ihres Mannes ist sehr dubios. Sie ist nie richtig geklärt worden. Ich habe da so meine Gedanken, aber als Arzt, Sie verstehen, muß ich schweigen.« Er sah um sich. Saß der Stachel? So kann man eine Zeitbombe legen, ohne Risiko, selbst in die Luft gesprengt zu werden. Das Gerücht wird rollen wie eine Lawine und größer und größer werden und schließlich Vandura begraben. »Warten Sie es ab, meine Herren – in spätestens sechs Wochen ein neuer Vandura-Rummel –«
    Dr. Zemmitz war kein Prophet.
    Die nächste Vandura-Sensation glitt unbemerkt in ein Endstadium vor der Explosion, als Vandura das Flugzeug nach München bestieg.
    Irgendwo
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher