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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Rächer der Menschen
    (To Avenge Man)
     
    Lester Del Rey
     
    1
     
    Haß überschwemmte die ganze Galaxis und eilte in Form gepanzerter und schwer bewaffneter Raumschiffe von Stern zu Stern, von Planet zu Planet. Auf allen Welten entstanden Städte, die bis hinein in die Himmel reichten, Wahrzeichen unbeschränkter Macht und modernster Technologie. In unübersehbaren Werften entstanden neue Flotten, bewaffnet mit unglaublichsten Geschützen und bemannt mit erbarmungslosen Rächern, die nur eine einzige Aufgabe kannten: den Feind zu finden und zu vernichten.
    In den überfüllten Städten und an Bord der suchenden Schiffe lebten Kultur und Kunst weiter. Musik wurde komponiert, Dramen wurden geschrieben, Gemälde und Skulpturen wurden geschaffen, um wieder vergessen zu werden, wenn Neues entstand. Die Wissenschaft drang bis zu den äußersten Grenzen der Erkenntnis vor und versuchte, sie zu überschreiten.
    Aber hinter aller Kunst und aller Wissenschaft stand die Macht der Religion – einer Religion, die aus überliefertem Zorn und niemals versiegendem Haß bestand.
    Die Flotten eilten durch die Milchstraße, bis alle Welten gefunden und erobert waren.
    Eine Pause entstand.
    Zögern.
    Die Flotten bereiteten sich auf den großen Sprung vor, dann wagten sie ihn. Über Tausende und Millionen von Lichtjahren hinweg rasten die Schiffe der Rache zu den Galaxien jenseits des großen Abgrundes, angefüllt mit dem Willen zu zerstören und angetrieben vom unstillbaren Hunger des Hasses …
     
    2
     
    Der Raupenschlepper kroch den Kraterrand empor, erreichte den Kamm und kippte nach vorn. Brummend begann er den Abstieg in den Aristarchus. Als er in die Schwärze seines eigenen Schattens geriet, flammten die Scheinwerfer auf. Ihr Licht wurde von den nackten Felsen reflektiert, die in allen Farben schillerten, unberührt von Wind oder Wetter.
    In der Kabine ächzte der Fahrersitz unter dem Gewicht des Roboters, als Sam seine sechshundert irdische Pfund verlagerte. Er beugte sich vor. Es war immer gut, nach Hause zurückzukehren. Er schob Speziallinsen vor seine Augen und betrachtete den Kratergrund. Bald mußte der Kuppelbau der Lunastation auftauchen, aber vorher machte die Straße noch eine Biegung um die Felsen.
    »Warum bist du nur so verrückt darauf, in die Station zurückzukehren, Sam?« fragte Hai Norman. Aber es klang nicht überzeugend. Man merkte ihm an, wie sehr er sich selbst darüber freute. »Du solltest lieber die Tatsache würdigen, daß ich meine ganze Zeit damit verschwendete, deine dummen Fragen zu beantworten. Die anderen werden denken, du machtest dir nichts aus meiner Gesellschaft.«
    Sam imitierte ein menschliches Lachen. Er liebte dieses völlig sinnlose Geräusch, mit dem die Menschen ihre Freude ausdrückten. Aber Sam konnte nicht lügen. Als er sprach, sagte er die Wahrheit: »Ich mache mir sogar sehr viel aus deiner Gesellschaft, Hai.« Sam mochte die Menschen. Er hatte viele von ihnen auf der Erde getroffen und auch jetzt auf dem Mond. Die Menschen, so hatte er schon vor Jahren festgestellt, waren wunderbare Geschöpfe. Und so hatte ihm auch die Rundfahrt mit dem Selenologen Hai Spaß gemacht. Sie hatten die Daten eingeholt, die von den zahlreichen Instrumenten gesammelt worden waren, die überall verstreut auf der Mondoberfläche standen. Trotzdem war es schön, jetzt in die Station zurückzukehren. Er genoß das einzigartige Privileg, dort mit den Menschen zusammenwohnen zu dürfen. Er konnte ihren interessanten Gesprächen lauschen. Es waren vierzig Männer, und manchmal sangen sie auch. Dann sang er mit ihnen.
    Musik und Bücher, das war ihre Haupterholung. Es gab Tausende von Büchern in der Stationsbibliothek. Mikrobücher, um Platz zu sparen. Jeder der Männer hatte ein paar mitgebracht. Für Sam waren diese Bücher das einzige Tabu. Er durfte sie weder anrühren noch lesen. Einer der Männer hatte ihm einmal gesagt, es geschähe nur zu seinem Besten, denn die Lektüre würde ihn nur unnötig belasten und in Zweifel stürzen. Musik hingegen war für ihn nicht verboten. Oft genug erlaubten sie ihm, mit ihnen zu singen. Alle Roboter besaßen ausgezeichnete Stimmbänder, aber nur Sam hatte gelernt, wie man sang. Das war einer der Gründe, warum er in der Kuppelstation wohnen durfte.
    Die Vorfreude überwältigte ihn. Er summte ein Liedchen vor sich hin, das den Ozean betraf – den Ozean, den er nie in seiner langen Existenz gesehen hatte. Der Raupenschlepper arbeitete sich voran. Er bog um die
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