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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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starteten. Schwer beladen, bis an die Grenze ihrer Tragfähigkeit, stiegen sie langsam auf flammenden Säulen in den sternübersäten Himmel hinein. Sie wurden immer schneller und kleiner. Sie verließen den Mond und nahmen Kurs auf die Raumstation der Erde. Sam sah hinter ihnen her, bis sie seinen Blicken entschwunden waren. Dann trat er durch die Luftschleuse in die verlassene Station, ohne Befehl und ohne zu wissen, was er hier noch tun sollte. Um ihn herum war es leer und still.
    Er starrte auf die Kalenderuhr an der Wand. Wann würden die Männer zurückkehren? Smithers hatte keinerlei Andeutung gemacht. Er hatte nur gesagt, Sam würde nun viel Zeit haben. Ein Jahr vielleicht, oder mehr?
    Die Regale waren voller Mikrobücher. Jetzt endlich würde er sie lesen dürfen, aber noch verspürte er keine Lust dazu. Er ging hinaus. Inzwischen war es dunkel geworden. Oben am Himmel war die Erde. Deutlich erkannte er die winzigen Lichtpünktchen auf den Kontinenten – ihre erleuchteten Städte. Dort lebten sie, die Menschen, eine Viertelmillion Meilen entfernt.
    Lange sah Sam hinauf zu der fernen Erde. Dann kehrte er in die Station zurück und begann aufzuräumen. Die Männer hatten in der Hast alles liegen und stehen lassen, was sie nicht mitnähmen. Da war ein achtlos fortgeworfener Freizeitanzug. Sam hob ihn auf, faltete ihn zusammen und legte ihn in einen Schrank. In der Küche mußte Ordnung gemacht werden. Das Geschirr war schmutzig. Hai hatte das eingerahmte Bild der Frau zurückgelassen, die er einmal heiraten wollte. Sam betrachtete es und versuchte, die Zusammenhänge zu begreifen, aber er würde niemals die gegenseitige Anziehung der Geschlechter verstehen. Endlich legte er das Bild in eine Schublade und verschloß sie.
    In derselben Schublade lagen Hals Mikrobücher, von denen er so oft gesprochen hatte. Sam entsann sich, daß Smithers ihm gesagt hatte, er solle die Bücher nicht vergessen. Natürlich würde er die Bücher nicht vergessen können, wenn man es ihm nicht ausdrücklich befahl. Sam vergaß niemals etwas, weil er es nicht konnte. Der Befehl, die Bücher nicht zu lesen, bestand nicht mehr. Jetzt erst würde er alles über die Menschen erfahren.
    Es war am zweiten Tag nach dem Start der drei Raketen.
    Sam stand in der Mondnacht und starrte hinauf zur Erde. Plötzlich entstanden auf den dunklen Flächen der Kontinente grelle Lichtpunkte, die schnell größer wurden und sich ausbreiteten. Immer mehr Lichtpunkte leuchteten auf, vergrößerten sich, wurden allmählich wieder schwächer und erloschen schließlich. Als das geschah, gab es auf der Erde überhaupt kein Licht mehr. Alles blieb dunkel.
    Sam wartete eine halbe Rotation ab. Auch auf der anderen Seite waren die Städte nun dunkel. Dafür fand Sam keine Erklärung. Er ging in die Funkzentrale der Station und schaltete den Empfänger ein. Sonst bekam man damit außer den für die Mondstation bestimmten Nachrichten auch die starken Sender der Erde mit Musik und Unterhaltungssendungen. Aber jetzt blieben die Lautsprecher stumm. Kein einziger Sender schien in Betrieb zu sein.
    Sam wagte es nicht, ohne den Befehl des Kommandanten von sich aus Kontakt mit der Erde aufzunehmen. Er begab sich wieder ins Freie und nahm das kleine Teleskop mit. Er stellte es auf und richtete es ein. Die Oberfläche des Planeten war nun deutlicher zu sehen.
    Immer noch keine Städte und kein Licht. Alles war dunkel.
    Aber dann erkannte er plötzlich an mehreren Stellen ein schwaches Glühen. Es bedeckte Flächen von vielen tausend Quadratkilometern.
    Viele Tage versuchte er es, aber es war vergeblich. Er fand die Städte der Menschen nicht mehr. Sie waren einfach verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Der Gedanke war unerträglich für Sam. Es konnte doch nicht sein, daß sich in den wenigen Tagen alles so verändert hatte. Gut, Smithers und seine Leute hatten die Station verlassen, um zur Erde zurückzukehren. Aber warum? Und was war inzwischen mit der Erde und ihrer Bevölkerung geschehen?
    Fünf Tage lang saß Sam ununterbrochen vor den Rundfunkgeräten. Er hatte sie auf volle Lautstärke geschaltet und wartete. Längst mußten Smithers, Hai und die anderen ihr Ziel erreicht haben. Es war keineswegs ihre Pflicht, ihn – einen Robot! – davon zu unterrichten, aber er hoffte doch, daß sie sich melden würden. Hai wenigstens, der bei ihm hatte bleiben wollen.
    Aber auch Hai ließ nichts von sich hören.
    Da wußte Sam, daß etwas schiefgegangen war. Er stand auf
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