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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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dich nicht mitnehmen. Wir müssen dich allein auf dem Mond zurücklassen.«
    »Du wirst nicht allein sein«, sagte Hai ruhig zu dem Roboter. »Ich bleibe auch hier.«
    Sam stand bewegungslos. Hinter seiner metallenen Stirn arbeitete es. Es war für ihn schwer, unlogische Handlungen schnell zu begreifen, und Menschen handelten sehr oft unlogisch. Sie waren ein Teil seines Lebens. Der Flug zurück zur Erde war nicht weiter schlimm. Er war schon einmal dort gewesen. Aber nun sollte er hierbleiben. Auf dem Mond.
    Erinnerungen tauchten auf. Kleine Hoffnungen und Zukunftsbilder, von denen Hai gesprochen hatte, wenn sie allein auf dem Mond unterwegs waren. Einmal hatte er dem Robot ein Bild seiner künftigen Frau gezeigt und ihm erklärt, was eine Frau für einen Mann bedeutete. Er hatte von grünen Feldern und dem blauen Meer gesprochen. Er hatte von einer Welt berichtet, die schöner als alle anderen Welten war.
    Langsam setzte sich Sam in Bewegung und kam auf Hai zu. Der Selenologe sah ihn kommen und wich zurück, aber der Roboter war schneller und stärker. Er schloß ihm den Helm und hielt seine Arme fest. Dann hob er ihn auf, behutsam und vorsichtig.
    »Dr. Smithers – wir können jetzt gehen«, sagte er.
    Sie waren die letzten, die aus der Station kamen. Die kleinen, schwarzen Roboter waren schon vorangegangen; die Männer hielten sich dicht dahinter. Smithers ging neben Sam. Seine Bewegungen hätten vermuten lassen, daß er die schwere Last trug, und nicht der Roboter Sam.
    Hai hatte jede Gegenwehr aufgegeben. Ganz ruhig lag er in den Armen Sams, dessen Funkeinrichtung plötzlich ein Geräusch auffing, das er erst zweimal in seinem Leben gehört hatte. Er konnte sich nicht mehr entsinnen, wann das gewesen war, aber er wußte, was es war. Der Mann in seinen Armen weinte.
    Als sie die halbe Strecke bis zu den Schiffen zurückgelegt hatten, sagte Hai: »Du kannst mich absetzen, Sam. Ich werde freiwillig mitkommen.«
    Sam gehorchte sofort. Smithers legte seine Hand auf die Schulter des Roboters.
    »Ich danke dir, Sam. Du hast mir einen großen Gefallen getan, indem du dich um Hai kümmertest. Ich hätte kein Recht gehabt, es dir zu befehlen. Jetzt sieht es so aus, als würdest du bald sehr viel Zeit übrig haben. Wir aber…« Er schwieg.
    Sam dachte über die Worte nach. Er verstand sie, aber sie ergaben keinen Sinn. Wenn die Männer den Mond verließen, würde er noch weniger Freizeit als sonst haben. Er würde ihre Aufgaben miterfüllen müssen. Das große Sonnenobservatorium auf der anderen Seite des Kraters mußte ständig kontrolliert und die Selenographen überprüft werden. Dann war da der wöchentliche Routinebericht zur Erde. Es gab soviel zu tun, auch wenn er keine Befehle erhalten hatte.
    Als sie die Schiffe erreichten, waren die Männer und die kleinen Mark-III schon an Bord. Smithers ließ Hai den Vortritt. Der Selenologe zögerte. Er sah Sam an, und für einen Augenblick sah es so aus, als wolle er wieder umkehren, aber dann wandte er sich abrupt um und stieg in die Luftschleuse. Seine Schultern zuckten verräterisch.
    Smithers blieb noch stehen. Er sah an Sam vorbei, der auf die Befehle wartete. Aber es kamen keine Befehle. Smithers seufzte nur und begann, die Leiter emporzusteigen.
    »Meine Befehle, Sir«, erinnerte ihn Sam.
    Smithers blieb in der Luke stehen und schüttelte den Kopf. Er schien wie aus einem Traum zu erwachen.
    »Nein, Sam. Es gibt keine Befehle mehr. Alle bisherigen Anordnungen treten außer Kraft. Du bist frei, Sam. Für den Menschen gibt es die Probleme der Weltraumfahrt nun nicht mehr. Das ist vorbei.« Er betrat die Schleuse, dann drehte er sich noch einmal um. »Lebe wohl, Sam«, sagte er mit erstickter Stimme. »Und vergiß die Bücher nicht.«
    Die Luke schloß sich, nachdem die Leiter eingefahren worden war.
    In den Schiffen begannen die Motoren zu summen.
     
    3
     
    Sam lief, so schnell er konnte, zur Station zurück, um nicht von den aus den Hecks schlagenden Flammen beim Start der Schiffe erfaßt zu werden. Noch bevor er in Sicherheit war, kam ihm die Bedeutung der Worte zu Bewußtsein, die Smithers zu ihm gesagt hatte.
    Keine Befehle mehr. Smithers hatte nicht einmal angeordnet, daß er zur Station zurückkehrte, die von den Männern verlassen worden war. Trotzdem ging er hin, und ihm war, als zwinge ihn ein innerer Impuls dazu.
    Die ersten Schatten der Mondnacht fielen nun auf die Station. Die drei Schiffe, so sah Sam, als er sich umdrehte, standen noch in der Sonne. Sie
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