Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Seraphim

Die Seraphim

Titel: Die Seraphim
Autoren: Seline Blade
Vom Netzwerk:
„ Hi Michael.“
    „ Hey Seline, wie immer erfreut dich zu sehen. Magst du einen Tisch oder an die Bar?“
    Sie lächelte und schritt an ihm vorbei. Der Kellner vom Pepper umgarnte sie jedes mal. Jeden Dienstag und Donnerstag, wenn sie sich hier nach der Arbeit herein verirrte.
    „ Wie immer so abweisend. Charmant.“, murmelte er ihr lächelnd hinterher und warf einen Blick auf ihren Po.
    „ Nicht spannen, Michael.“, rief sie ihm mahnend zu.
    Er lachte und wand sich den neuen Gästen zu, um sie an einen Tisch zu führen.
    Das Pepper hatte sich wie jeden Tag innerhalb kürzester Zeit gefüllt. Bis um 19 Uhr gab es hier keinen Tisch mehr, sofern man nicht reserviert hatte.
    Auch Seline mochte das Lokal. Nicht zu rustikal und nicht zu schick. Viele Geschäftsleute tranken hier so wie sie nach einem anstrengenden Tag noch ihr Feierabendbier. Anwälte, Banker, Ärzte. Man kannte sich in der Szene.
    Aber auch Pärchen und normale Leute, die sich einfach mal ein besseres Essen leisten wollten, gingen hier ein und aus.
    Seline liebte die Bar und die netten Menschen. Kein nervtötendes Geschwätz, das sie so oft am Tag anhören musste.
    Sie war eine junge, ehrgeizige Finanzberaterin und nach einem stressigen Tag hatte sie wirklich anderes im Sinn, als blöde angemacht zu werden. Zwar wurde sie auch hier desöfteren auf einen Drink eingeladen, doch die Gespräche verliefen meistens auf höherem Niveau. Es wurde geflirtet und Angebote gemacht, aber alles spielte sich doch nicht so billig ab. Und wenn sie ihre Ruhe wollte, lies man sie auch in Ruhe. Wie nett.
    Sie setzte sich auf einen der Barhocker direkt in der Mitte des langen Tresens. ihr Stammplatz.
    „ Hey Seline.“
    Der Barkeeper trat heran, auch er kannte Seline ganz gut.
    „ Hi Rafael.“ Sie schenkte ihm ein kurzes Lächeln und rückte ihr Kostüm zurecht. Die Tasche reichte sie ihm und er deponierte sie an einem sicheren Platz unter der Bar.
    „ Na, was magst du denn heute? Lass mich raten. Ich glaube nen Whisky.“
    Er schaute sie prüfend an und sie nickte. Ja, so langsam wusste Rafael ihr Stresslevel zu deuten.
    „ Ja, das hört sich doch ganz gut an.“
    „ Kommt sofort.“
    Er entfernte sich wieder und sie schaute ihm kurz hinterher. Der schlanke, gut aussehende Kellner zog so manche Geschäftsfrau an die Bar. Er trug eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und eine brombeer- farbene Schürze um die Hüfte. Das einheitliche Erscheinungsbild der Mitarbeiter hier. Vorschrift vom Chef. Es sah edel und doch trendy aus.
    Seline breitete die Financial Times vor sich aus und begann flüchtig zu lesen. Meistens las sie nur die Überschriften, es stand zu viel unnötiges Zeugs selbst in solche einer Zeitung.
    Sie seufzte. Als junge Frau kurz nach ihrem Abschluss verlangte man von ihr in der Geschäftswelt höchste Einsatzbereitschaft und auch Leistung. Die konnte sie zwar liefern, aber ewig würde sie den Job nicht machen wollen. Zu sehr gingen Hobbys und Interessen drauf. Sie wusste nicht, wann sie sich das letzte Mal einen Roman zu Gemüte geführt hatte. Einfach den ganzen Tag sitzen und lesen, herrlich. Aber im Moment konnte sie sich nur mit einem Drink und bisschen Gequatsche mit anderen Leuten hier im Peppers herunter holen.
    „ Essen?“
    Rafael stand wieder da und schenkte ihr ein Lächeln. Er mochte sie, mehr als andere Singlefrauen, die so oft an der Bar saßen. Was manchen sichtlich nicht gefiel.
    „ Salat mit Putenbrust, wie immer.“, erwiderte sie ohne aufzusehen.
    Kurz danach wurde ihr ein Glas mit Whisky und ein Körbchen mit duftendem Baguette gereicht. Sie nahm eine Scheibe und brach kleine Stücke ab.
    Währenddessen studierte sie den Finanzteil. Wahrscheinlich würden morgen schon wieder irgendwelche Kunden nach diesen Dingen fragen. Die Kunden fragten viel und was sie so sehr hasste: Vieles dass selbst der normale Menschenverstand beantworten würde. Aber in dieser Zeit dachten die Leute nicht mehr viel selbst nach, für sie wurde gedacht. Von Experten, wie es so schön hieß.
    Selbst Seline galt mit ihren gerade mal 25 als Finanzexpertin. Dabei vertraute sie bei vielen Dingen nur auf den normalen Menschenverstand. Schon schade, was da in der Gesellschaft sich entwickelte.
    Sie seufzte und blickte sich kurz um. Der Lärmpegel im Peppers wurde langsam lauter, es war kurz nach 18 Uhr und die Tische füllten sich mit Geschäftsleuten, die alle nach einem anstrengenden Tag hier noch kurz essen wollten. Einige hatten ihre Laptops aufgeklappt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher