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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Rücken lehnte er sich gegen die Luke und sah hinauf in den Himmel, wo unverändert die Erde im Nichts schwebte.
    Nein, die Menschen hätten ihn niemals vergessen. Sie wären zurückgekommen, um ihre Arbeit hier zu beenden und ihn abzuholen. Sie hätten ihn nicht im Stich gelassen. Das gab es nur in überspannten Romanen, in denen sich der Autor seine Helden ausdenken und mit den schlimmsten Eigenschaften versehen konnte. Seine Menschen würden nicht im Traum daran denken, ihn zu verlassen.
    Es war Nacht, und die Erde stand über ihm am Himmel. Sie schimmerte blau und weiß, mit braunen Flecken dazwischen. Er konnte sogar die Umrisse der Kontinente erkennen und die Plätze, an denen einst die Städte gewesen waren. Doch auch dort, wo die Kontinente dunkel waren, gab es keine Lichter.
    Er seufzte lautlos. Wenn es wirklich eine Invasion gegeben hatte, mußten die Angreifer noch dort sein und die Erde umkreisen. Vielleicht waren es die UFOs, oder wie man sie nannte. Die Menschen wurden auf ihrem eigenen Planeten belagert und konnten nicht zu ihm auf den Mond zurückkehren. Dreißig Jahre – und für ihn war nur ein einziges bei vollem Bewußtsein vergangen. Er hatte keinen Grund, sich zu beschweren.
    Es fiel ihm schwer, aber es hatte wenig Sinn, nicht den Tatsachen ins Auge zu sehen und mit dem Schlimmsten zu rechnen. Es konnte doch sein, daß der Gegner die Erde so verwüstet und die Menschen so geschlagen hatte, daß sie einfach nicht mehr in der Lage waren, den Mond zu erreichen. Hatte Smithers nicht gesagt, der Weltraum sei für sie erledigt? Und hatte er es nicht gesagt, bevor der Angriff begann? Wie lange also würde es dauern, bis die Menschheit sich von der furchtbaren Niederlage erholte?
    Sam kehrte in die Station zurück. Nach einigem Zögern schaltete er das Funkgerät ein und schickte einen Notruf an die Raumstation. Er versuchte es eine halbe Stunde lang, aber er bekam keine Antwort. Die Station schwieg. Wenn auf ihr wirklich noch Menschen waren, mußte es ihnen verboten worden sein, seine Funksendungen zu beantworten.
    »Also gut«, sagte er langsam zu sich selbst. »Ich finde mich damit ab. Die Menschen werden nicht zu einem Roboter zurückkehren. Vielleicht können sie es auch nicht.«
    Oder er war ihnen nicht wertvoll genug – auch eine Möglichkeit.
    Er schüttelte den Kopf. Nein, das glaubte er nicht. Er entsann sich jener Zeit, da sie ihn mit einem Schiff zur Erde gebracht hatten, nachdem alle Mark-I Roboter durch Unfälle ausgefallen waren. Nur er allein war übriggeblieben. Man hatte die Modelle Mark-II zum Mond transportiert, weil man von ihnen annahm; daß sie widerstandsfähiger waren. Aber auch das erwies sich als ein Irrtum. Alle hundert Modelle fielen nach kurzer Zeit aus.
    Das war der Grund, warum Sam zur Erde gebracht wurde, wo er eingehend untersucht werden sollte.
    Tief in den unterirdischen Versuchsanstalten der »Robot Ltd.« wurde er den Tests unterzogen. Man brauchte die Ergebnisse, um die Mark-III zu entwickeln. Der alte Stephen DeMatre hatte sich drei Tage lang mit ihm abgegeben, dann hatte er ihm die Hand auf die Schulter gelegt, gelächelt und gesagt:
    »Du bist einmalig, Sam. Eine glückliche Mischung zwischen allen unseren wilden Hoffnungen, einem Roboter Individualismus zu verleihen und ihm alles Wissen zu geben, das er benötigt, uns zu helfen. Wir wagen es heute noch nicht, dich exakt nachzubauen, aber eines Tages kann es geschehen, daß der Kontrollkomputer dein Gehirnmuster benötigt, um es für neuere Modelle zu kopieren. Achte also auf dich, Sam, damit dir nichts passiert. Hast du verstanden?«
    Sam hatte genickt.
    »Ja, Sir. Sie meinen also damit, daß Sie in der Lage sind, mein Gehirn so nachzubauen, daß kein Unterschied mehr besteht?«
    »Technisch gesehen ist das durchaus möglich. Es wird nicht genau dein Gehirn sein, ist ihm aber so ähnlich wie nur irgend möglich. Du bist also mehr wert, als sich in Zahlen ausdrücken läßt. Dein Muster ist unbezahlbar, Sam. Es ist also deine Pflicht, darauf zu achten, daß ein solcher Wert nicht zerstört wird. Darum sage ich dir nochmals, Sam: achte auf dich!«
    Sam hatte damals verstanden und war zum Mond zurückgebracht worden. Mit ihm kamen die ersten Mark-III-Roboter, bei deren Konstruktion er Pate gestanden hatte. Sie waren besser als die Mark-II-Modelle, aber viel kleiner und nicht so leistungsfähig wie er.
    Warum kamen sie denn nicht, ihn abzuholen, wenn er für sie so wertvoll war? DeMatre konnte doch nicht gelogen
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