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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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haben. Wenn es seine, Sams, Pflicht war, auf sich aufzupassen, dann war es auch die Pflicht der Menschen, ihn hier abzuholen. Er durfte ihnen nicht verlorengehen.
    Wenn sie aber nicht zu ihm kamen, mußte er eben zu ihnen gehen.
    Die Frage war: wie? Er war kein John Carter, der sich Kraft seines Geistes auf einen anderen Planeten versetzen konnte. Wenn er zur Erde wollte, benötigte er eine Rakete.
    Ohne weiter zu überlegen, wanderte er in Richtung des alten Wracks. Es stand noch genauso wie damals, als es hart gelandet war. Ein Teil der Hülle war geborsten, und die Raketenmotoren waren halb auseinandergefallen. Nein, eine solche Rakete konnte nie mehr fliegen. Auch nicht die alten Rettungskapseln. Sie waren nur für einen einmaligen Flug erbaut worden, und die Treibsätze waren restlos verbraucht. Außerdem wären sie für ihn viel zu klein gewesen.
    Und doch gab er die Hoffnung nicht auf. Er rechnete und kalkulierte. Ohne das Studium der wissenschaftlichen Bücher wäre er nie zu einer Lösung gelangt, aber so fand er die Antwort schließlich doch.
    Ein Raketenmotor aus dem Lager konnte an einer Rettungskapsel befestigt werden. Er würde zu schwach sein, aber wenn man die Hülle entfernte, würde die Kapsel leichter werden. Sam benötigte keinen Schutz vor dem Vakuum. Wenn er die Automatik entfernte, würde für ihn Platz genug in der Kapsel sein. Er konnte selbst steuern, denn seine Reaktionen waren noch schneller als die der Automatik.
    Treibstoff hieß das zweite Problem. Es gab in der Station noch genügend Sauerstoff, aber er benötigte in erster Linie Wasserstoff. Mit Hilfe des Atomreaktors konnte er Wasserstoff aus den Felsen freimachen. Zum Glück war die Schwerkraft des Mondes ja nicht besonders groß.
    Er wanderte zurück in die Station und suchte nach Bleistift und Papier. Während er seinen Plan aufzeichnete, summte er leise und zufrieden vor sich hin.
    Es war alles nicht ganz so einfach, wie er es sich vorstellte.
    Würde es ihm gelingen, mit dem behelfsmäßigen Schiff die Raumstation der Erde zu erreichen? Eine direkte Landung auf der Erde war so gut wie ausgeschlossen. Dazu würde der Treibstoff nicht reichen.
    Das ganze Experiment würde Zeit benötigen.
    Aber Sam hatte Zeit.
    Wenn die Menschen nicht zu ihm kamen, würde er zu ihnen gehen.
     
    5
     
    Nicht nur Erfahrung, sondern auch Zeit gehört dazu, Theorie in Praxis zu verwandeln. Drei Jahre waren seit Sams Erwachen vergangen, da tauchte endlich vor ihm die Raumstation auf. Langsam schwamm sie in den Sichtbereich und wurde allmählich größer. Das Schlimmste war vorüber, und das Schlimmste war der Start vom Mond gewesen. Doch nun hatte er es geschafft.
    Sam berechnete Geschwindigkeit und Kurs der riesigen Station, die immer noch unverändert um die Erde kreiste. In seinem eigenen Tank war nur noch wenig Treibstoff, und es mußte ihm beim erstenmal gelingen, auf der Station zu landen.
    Die ersten Berechnungen schienen falsch zu sein. Er schob die Sonnenfilter vor seine Augen und blickte hinab auf den gewaltigen Globus der Erde. Irgend etwas stimmte da nicht mit der Station. Statt ihre Unterseite ständig dem Erdmittelpunkt zuzukehren, drehte sie sich ganz langsam um sich selbst. Die kleine Nachschubrakete, die dem Verkehr zwischen Station und Erde diente, war an einem Silikonseil befestigt und machte die Drehung mit.
    Sam spürte Unsicherheit und Besorgnis in der Brust, wo die meisten seiner Gehirnkontakte lagen. Aber er überwand seine Skepsis, kalkulierte alle gesichteten Faktoren ein und berechnete das bevorstehende Bremsmanöver. Er hatte während des Starts und Fluges genug Zeit und Gelegenheit gehabt, die Manövrierfähigkeit seiner Kapsel zu studieren. Seine Finger bewegten die Kontrollen und drückten Knöpfe ein. Treibstoff floß in die Brennkammern des kleinen Motors.
    Er hatte Glück.
    Die Kapsel fing sich im Landenetz, und er kletterte hinaus. Bei dem Versuch, sich Bewegungsfreiheit zu verschaffen, verlor die Kapsel den Halt und trieb langsam davon, auf einer eigenen Kreisbahn. Es war nicht schlimm. Er brauchte sie nicht mehr.
    Die Luftschleuse funktionierte einwandfrei. Er trat durch die beiden Luken und befand sich im Vorraum der Station. Da er seine Fußtritte hören konnte, mußte noch Luft im Innern vorhanden sein.
    Reglos blieb er stehen und lauschte. Er hatte es geschafft!
    Aber wo blieb die Besatzung der Station? Man mußte seine Annäherung doch bemerkt haben und würde sicherlich wissen wollen, warum er den Mond
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