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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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hatten wirklich existiert.
    Wenn also wirklich eine Invasion aus dem Weltraum stattgefunden hatte, so war sie vorauszusehen gewesen, aber ebenso sicher war, daß die Menschen nicht darauf vorbereitet waren. Sie waren überrascht worden.
    Sam ging hinaus und sah zur Erde empor. Die Städte waren immer noch dunkel. So etwa konnten sie aussehen, wenn diese Fliegenden Untertassen angegriffen hatten. Er sah sich nach allen Seiten um, aber auf dem Mond gab es keine Fliegenden Untertassen. Bis hierher waren sie nicht gekommen.
    Er kehrte in die Station zu seinen Büchern zurück.
    In der klassischen Literatur und in der Poesie fand er Entspannung. Er verstand nicht alles, aber er entdeckte dafür etwas anderes. Wenn er die Verse laut las, bekamen sie einen ganz bestimmten Rhythmus, der ihn tief beeindruckte. Immer wieder las er die unsterblichen Verse der großen Dichter, bis ihr wahrer Sinn tief in sein Bewußtsein eindrang und er begann, die Menschen zu verstehen.
    In der Bibliothek waren viertausend Bücher.
    Er las sie alle. Und als er das letzte aus den Händen legte, war ein Jahr seit dem Start der drei Raumschiffe vergangen.
    Die Männer waren nicht zurückgekehrt.
    Vierundzwanzig Stunden verbrachte er außerhalb der Station. Er wanderte durch den Krater, beobachtete die Erde, deren Städte immer noch dunkel waren, und lauschte auf die Störgeräusche in seinem Funkempfänger.
    Viel Zeit war vergangen, wie Smithers vorausgesagt hatte. Aber er war immer noch allein.
    Gegen Mitternacht Erdzeit ging er in die Station zurück. In der technischen Zentrale schaltete er den Atomgenerator auf schwächste Leistung. So weit, daß er gerade nicht erlosch. Dann drehte er alle Heiz- und Leuchtkörper ab, um keine Energie mehr zu verschwenden. Er legte sein Lieblingstonband in die Musiktruhe und die Verse von Swinburne in den Mikroprojektor, aber er aktivierte weder das eine noch das andere.
    Er legte sich auf den Boden des Vorraumes, genau dorthin, wo ihn jeder sofort bemerken mußte, wenn er die Station betrat. Hier würden die Menschen ihn finden, wenn sie eines Tages zurückkehrten.
    Mit sicherer Hand drückte er dann auf einen verborgenen Knopf im Nacken und schaltete sich ab.
     
    4
     
    Als das Bewußtsein zurückkehrte, sah er zum Eingang. Er konnte niemanden entdecken. Schnell erhob er sich und ging hinaus.
    Alles war wie früher. Im Hintergrund lag immer noch das Wrack der abgestürzten Rakete.
    Die Menschen waren nicht zurückgekehrt.
    Er ging erneut durch die Luftschleuse und war wieder in der Station. Vielleicht war etwas herabgefallen und hatte zufällig den Knopf eingedrückt, der ihn aktivierte. Aber der Knopf war in seiner ursprünglichen Stellung; er war nicht eingedrückt worden. Sam schaltete die Musiktruhe ein. Das Band lief, aber kein Ton kam aus dem Lautsprecher. Da wußte er, was geschehen war: in der Station war keine Luft mehr. Der Druck mußte plötzlich abgefallen sein, sonst wäre die Notaktivierung nicht eingetreten.
    Wenige Minuten nach dieser Feststellung fand er das Leck. Ein Meteor von der Größe einer Faust hatte die Kuppel durchschlagen und ein beachtliches Loch verursacht. Er nahm Abdichtungsmaterial und begann sofort mit der Reparatur. In den Tanks war noch genug Luft, die Station zu füllen.
    Bald kamen die ersten Töne der Musik aus dem Lautsprecher. Bevor der Druck soweit ansteigen konnte, ihn erneut automatisch zu desaktivieren, schaltete er sich ein. Nun lag es allein an ihm, den richtigen Augenblick dazu zu wählen. Es war reiner Zufall gewesen, der ihn aufgeweckt hatte. Er wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war.
    Er wanderte durch die Station und hielt die Augen offen. Überall sah er Spuren von Staub, obwohl die plötzlich entweichende Luft eine Menge davon aufgewirbelt haben mußte. Er entdeckte auf den Metalleisten einige Roststellen. Es mußten also Jahre vergangen sein.
    Er blieb stehen und überprüfte seine eigene Batterieladung. Die Kobalt-Platin-Zellen waren voll aufgeladen gewesen, als er sich zur Ruhe legte. Jetzt waren sie halb entladen. Die Batterie hatte eine hohe Lebensdauer und verlor nur wenig ihrer Kapazität.
    Da wußte er, daß mindestens dreißig Jahre vergangen waren.
    Dreißig Jahre!
    Und die Menschen waren nicht zum Mond zurückgekehrt.
    Er hörte ein Stöhnen und drehte sich um. Aber es war sein eigenes Stöhnen gewesen. Dann begann er zu rufen, und er rief immer noch, als er längst die Luftschleuse durchschritten und die Oberfläche betreten hatte. Mit dem
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