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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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Ob er …?
    Er dachte den Gedanken nicht mehr zu Ende. Auf der anderen Seite der Straße ging ein Junge in der Uniform eines Boten.
    Ohne zu überlegen oder zu zögern, lief Plato hinter ihm her und holte ihn ein.
    »Haben Sie einen Augenblick Zeit«, fragte er höflich, wie man es ihm auf der Schule beigebracht hatte.
    Der Bote, nicht viel älter als Plato, machte weniger Umstände.
    »Was willst du? Ich habe keine Zeit.«
    »Ich hätte gern ein Autogramm von Captain Halverson, Kommandant der SPACE SYMPHONY …«
    »Na und? Von mir aus …«
    »Der Haken ist, man läßt mich bestimmt nicht durch die Sperre. In der Uniform eines Boten vielleicht…«
    Der Bote starrte ihn an.
    »Du bist wohl übergeschnappt, was? Nicht für eine Million Kredite würde ich dir meine Uniform leihen, wenn du das meinst.«
    Plato nickte nervös.
    »Ja, das meine ich. Aber ich habe keine Million Kredite, nur acht. Die gebe ich dir, wenn du sie mir leihst. Eine halbe Stunde, das ist alles. Es ist die letzte Chance für mich, ein Autogramm von ihm zu bekommen. Er fliegt nach Rigel und kann vor fünf Jahren nicht zurück sein.«
    Platos Stimme war immer leiser und hoffnungsloser geworden.
    »Acht Kredite, sagst du?«
    In den Augen des Boten glomm Interesse auf.
    »Ja, mehr habe ich wirklich nicht. Wir brauchen nur die Kleider zu wechseln, das ist alles. Für eine halbe Stunde. Bitte, ich muß Halverson sehen. Dann wird er mir bestimmt sein Autogramm geben.«
    »Also gut«, sagte der Bote ganz unerwartet. »Aber beeile dich. Ich warte an der Sperre.«
    In einer Toilette zog Plato sich aus und stieg in die Uniform des Boten. Er zitterte vor Aufregung. Wenn er so durch die Sperre ging, würde er auffallen. Mit Mühe zwang er sich zur Ruhe. Die Uniform paßte nicht gut, obwohl der andere Junge nicht größer war als er selbst. Er gab ihm das Geld und sagte:
    »Vielen Dank. Du tust mir einen Riesengefallen.«
    Bis er die Sperre erreichte, war er ganz ruhig. Mit betonter Lässigkeit sagte er zu den Kontrolleuren:
    »Telegramm von der Erde für Captain Halverson.«
    Sie sahen ihn nicht einmal an.
    Er passierte die Sperre.
    Gelungen, dachte Plato voller Genugtuung. Kaum außer Sicht der Sperre, wechselte er die Richtung. Er ging nicht zur SPACE SYMPHONY, sondern in Richtung der LONG RANGER, die nach Aldebaran flog.
    »Erd-Telegramm für Captain Brinjar«, murmelte er und sah gelangweilt aus, als täte er seit Jahren nichts anderes, als Telegramme auf Raumschiffen abliefern.
    Der Offizier nickte und ließ ihn an Bord.
    Es war alles ganz anders, als er es sich vorgestellt hatte. Die Korridore erinnerten ihn an die Korridore in der Schule. Die Kabinen waren winzig. Obwohl hell erleuchtet, waren die Nebengänge im Schiff nichts als winzige Tunnels, durch die man sich hindurchzwängen mußte.
    Immer wieder traf er neue Gänge an, und bald wußte er nicht mehr, wo er war. Eine gute Ausrede, dachte er, wenn sie mich erwischen. Ich sage einfach, daß ich mich verlaufen habe.
    Am Ende eines Ganges war eine Tür, auf der zu lesen stand: Maschinenraum. Eintritt verboten.
    Er trat ein. Ein Mechaniker sah ihm entgegen.
    »Telegramm für Captain Brinjar. Man sagte mir, er sei hier zu finden.«
    »Hier ist er nicht. Versuche es im Ladebunker.«
    Plato bedankte sich und lief den Gang zurück. Er achtete nun mehr auf die Hinweisschilder, die überall angebracht waren.
    Speisesaal – nichts für ihn.
    Kommandant – das erst recht nicht!
    Wenn er dem Captain begegnete, hatte er keine Ausrede mehr.
    Bis er schließlich eine Tafel fand: Vorratsräume, Abt. Lebensmittel.
    Plato wußte, daß er nicht mehr länger zu suchen brauchte. Hier konnte er sich verstecken, und Hunger würde er wohl auch nicht leiden müssen. Bis man ihn entdeckte, hatte das Schiff längst das Sonnensystem verlassen und konnte nicht mehr zurückkehren. Sie mußten ihn mitnehmen.
    Vorsichtig öffnete er die Tür und schlüpfte in den Raum dahinter. Die Vorsicht war unbegründet. Der Raum war leer, bis auf die Vorräte. Er ließ sich zwischen einigen Kisten nieder und atmete erleichtert auf.
    Er hatte es geschafft. Hier würde ihn so schnell niemand finden. In wenigen Stunden startete die LONG RANGER. Er würde endlich im Weltraum sein, Abenteuer erleben und …
    Er gähnte.
    Dann war er eingeschlafen.
    Das Erwachen war alles andere als schön.
    Der Captain und der Direktor der Schule sahen auf ihn hinab, und der Direktor sagte:
    »Haben wir dich endlich? Aufstehen, Plato. Du hast dein Abenteuer
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