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Heyne Galaxy 03

Heyne Galaxy 03

Titel: Heyne Galaxy 03
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
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und las sie heimlich, aber noch mehr liebte er es, entsprechende Radiosendungen zu hören. Er war erst vor sechs Monaten von der Erde gekommen und vermißte die spannenden Hörspiele, die es auf der Venus nicht gab. Platos Spezialempfänger war genau das, was er suchte. Ohne zu handeln, bezahlte er die verlangten zehn Kredite und zog glücklich mit dem Empfänger ab.
    Mit der Brille war es schon schwieriger. Zwar trieb Plato einen Interessenten auf, aber der war mehr als mißtrauisch.
    »Wo hast du die denn gestohlen?«
    »Ich habe sie nicht gestohlen«, erklärte Plato geduldig und nicht zum erstenmal. »Ich habe sie selbst gebaut.«
    »Das glaubst du doch wohl selbst nicht! Bestimmt hast du sie irgendwo geklaut, und wenn man eines Tages dahinterkommt …«
    »Gut, wenn du sie nicht haben willst, verkaufe ich sie einem anderen. Ich werde schon jemand finden.«
    Aber der Skeptiker wollte sie wenigstens probieren. Plato erlaubte es ihm. Er tat es in der Gewißheit, daß der andere die Brille bestimmt kaufen würde, wenn er erst einmal wußte, wie sie funktionierte und was sich damit alles anfangen ließ.
    Er behielt recht. In wenigen Minuten war er um fünfzehn Kredite reicher geworden, dabei hatte er nur mit zehn oder zwölf gerechnet.
    In seinem Besitz befanden sich noch andere Gegenstände, die er nach und nach an den Mann brachte. Später, im Weltraum, brauchte er sie nicht mehr.
    Am anderen Tag, als die Planetarische Geographie-Stunde zu Ende war und es Zeit wurde, den Biologiesaal aufzusuchen – Tierpsychologie war heute das Thema –, verließ Plato ohne viel Umstände das Heim. Im Helikopter saß ihm ein Passagier gegenüber, dessen neugierigen Blicke ihm allmählich auf die Nerven gingen. Er murmelte vor sich hin:
    »Immer ich! Warum konnten sie auch keinem anderen den Auftrag geben?«
    Danach erlosch das Interesse des anderen.
    In der Stadt ging er zum Schalter, um das Billett für den Gleiter zu kaufen. Er mußte eine Genehmigung vorzeigen, und zum Glück hatte er auch daran gedacht. Die Unterschrift des Anstaltsleiters war natürlich gefälscht und hatte viel Arbeit erfordert.
    Um die Verfolgung zu erschweren, verlangte Plato ein Billett nach Venusberg, das genau in der entgegengesetzten Richtung des Raumhafens lag. Es kostete sogar etwas mehr, aber das war nur gut so. Einmal im Gleiter zum Raumhafen, würde er dem Kontrolleur erklären, daß der Mann am Schalter sich geirrt haben mußte. Da die Gesellschaft keinen finanziellen Verlust erlitt, würde die Angelegenheit keine weiteren Schwierigkeiten bereiten.
    Plato war sehr stolz auf seinen Trick und außerdem fest davon überzeugt, daß er damit Erfolg haben würde. Schließlich war er ganze zehn Jahre alt, und es bereitete ihm besondere Freude, die Erwachsenen hinters Licht zu führen.
    Im Gleiter fand er neben einer älteren Frau einen freien Platz. Sie war von Paketen umgeben und starrte ihn an, als sei er ein Weltwunder. Plato kümmerte sich nicht darum und machte sich so klein wie möglich, um kein weiteres Aufsehen zu erregen. Auf keinen Fall wollte er von der Frau bemitleidet oder gar bemuttert werden.
    Aber er hatte Pech. Sie sagte:
    »So ein kleiner Junge, und ganz allein auf der Reise …? Bist du das erste Mal so allein unterwegs?«
    »Ja, meine Dame«, erwiderte er nervös. Er konnte alle die anderen Fragen schon jetzt in ihrem Gesicht ablesen. Er mußte verhindern, daß sie gestellt wurden. Schnell sah er aus dem Fenster nach unten, wo die Landschaft vorbeiglitt. »Oh, wie klein alles geworden ist!«
    Das mußte man sich einmal vorstellen! Er, der Comets Carter auf seinen gefährlichen Flügen durch Raum und Zeit begleitet hatte, mußte so tun, als fürchte er sich vor einem Hopser mit so einem lächerlichen Gleiter. Aber das Ablenkungsmanöver gelang.
    »Nicht wahr, es ist schrecklich? Viel schrecklicher als Raumfahrt.«
    »Sind Sie denn schon im Weltraum gewesen, meine Dame?«
    »Aber natürlich, mein Junge. Sehr oft sogar. Sicher, der Start ist beschwerlich und anstrengend, das muß ich zugeben, aber dann, im freien Fall, ist es wunderbar. Was willst du später einmal werden?«
    Seine Zukunft war bereits festgelegt, aber er dachte nicht daran, sich ihnen zu fügen. Er wurde genau das, was er zu werden wünschte.
    »Weltraumforscher«, sagte er.
    Sie lachte.
    »Ihr Jungens seid doch alle gleich, ganz egal, wie verschieden ihr auch aussehen mögt. Mein Junge war genauso. Forscher! Ausgerechnet das!«
    Plato antwortete nichts. Der Flug
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