Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
an eine Lieferung aus der Serienproduktion vor zwei bis zweieinhalb Jahren nicht zu denken ist.“
    Eggerth sah auf die Uhr. „Die Seeschwalbe beginnt eben ihre letzte Runde. In vierundzwanzig Minuten dürfte sie hier landen. Gehen Sie einstweilen auch zu unseren Gästen ins Casino. Ich will unsere braven Piloten bei der Landung in Empfang nehmen. Dann werde ich auch hinüberkommen.“
    Der Oberingenieur empfahl sich. Professor Eggerth war wieder allein und überlegte. Der Geschäftsgang des Werkes ließ im Augenblick zu wünschen übrig ... zwei Maschinen vom Typ der Seeschwalbe ... es würde sich lohnen, den Auftrag mitzunehmen. Vor dem März konnten die Maschinen kaum geliefert werden. Dann war's noch ein halbes Jahr bis zu dem Wettflug um den Reading-Preis. Natürlich würden die Käufer die beiden Flugzeuge in Japan sofort auseinandernehmen und für ihre eigenen Rennmaschinen davon zu kopieren versuchen, was ihnen brauchbar schien. In sechs Monaten ließ sich mancherlei nachbauen. Damit mußte man rechnen. Der Professor grübelte lange Minuten, wie er den Auftrag ausführen könne, ohne seine eigenen Aussichten bei dem Wettflug zu verschlechtern, — Hein Eggerth, am Steuer der Seeschwalbe, tat einen langen Schluck aus der Kaffeeflasche.
    „Das hat gutgetan, Bert“, meinte er zu seinem Kameraden. „Nachgerade wird's doch Zelt, daß wir mal wieder aus unserem Kahn 'rauskonunen. Na, da kommt ja schon die Burg, das Wahrzeichen unserer treuen Stadt Kreuzburg in Sicht. Noch acht Minuten, dann kann ich in Walkenfeld landen und meinem alten Herrn gerührt in die Arme sinken.“ Bert Röge, der zweite Pilot der Seeschwalbe , schlug ihm lachend auf die Schulter.
    „Junge, Junge! Du schimpfst jetzt schon nach lumpigen sechs Stunden. Wie soll denn das werden, wenn wir erst um den Reading-Preis fliegen. Da können's doch mehr ab sechsmal sechs Stunden hintereinander werden.“
    Hein Eggerth antwortete nicht. Mit zusammengekniffenen Augen starrte er durch die Zellonscheibe. Gerade voraus wurde am diesigen Horizont der Wasserturm der Eggerth-Werke sichtbar. Mit gespreizten Fingern streckte er die rechte Hand über die Schulter. Das war das verabredete Zeichen für Kurt Schmieden, den dritten Mann an Bord, die bevorstehende Landung dem Kontrollturm per Sprechfunk zu melden.
    Dann strich die Seeschwalbe über den Flugplatz, wendete und ging im Gleitflug zur Erde nieder. Jetzt setzten die Räder, die zwischen den Schwimmkörpern hervorragten, auf die Zementbahn. Ein Brems-Fallschirm wölbte sich auf. Noch ein kurzer Auslauf, dann stand der große Vogel still.
    Hein Eggerth kletterte als erster aus der Maschine, stampfte ein paar Schritte über den Schnee und tat dann, was er vor kurzem Bert Röge angekündigt hatte. Er fiel dem Professor, der dort schon wartend stand, um den Hals. „Hurra, Vater, 6.400 Kilometer in sechs Stunden 24 Minuten! Die Seeschwalbe hat sich gut gehalten. Ich denke, mit der können wir in das Rennen gehen.“
    Der Alte schüttelte ihm die Hände und begrüßte auch seine beiden Gefährten.
    „Brav gemacht, Jungens. Euch drei werde ich zusammen ins Rennen schicken. Vielleicht mit der Seeschwalbe? Vielleicht mit einem noch besseren Vogel? Das zu entscheiden haben wir noch zehn Monate Zeit. Kommt jetzt mal erst ins Casino und erholt euch von euren Strapazen. Aber erzählt nicht mehr als nötig. Wir haben ausländische Gäste da. Drei Japaner, die ziemlich wißbegierig sind.“ —
    Sie saßen alle zusammen an dem großen runden Tisch in dem gemütlichen Gastzimmer des Casinos. Die Herren Yoshika, Kyushu und Hidetawa aus Tokio waren äußerst liebenswürdige Herren, die ein erträgliches Deutsch sprachen und mit ihrem Lob über die Eggerth-Werke nicht hinter dem Berge hielten. Zwischen Braten und Kompott wurde von ihnen der Auftrag auf zwei Maschinen vom Typ der Seeschwalbe unterschrieben und mit einigen Gläsern alten Rheinweins besiegelt. Mit aufrichtigem Bedauern mußte Professor Eggerth es ablehnen, heute schon in Verhandlungen wegen seines neuen Höhenflugzeuges einzutreten, weil dieser Typ noch einer längeren Entwicklungszeit bedürfe.
    Auch dem mißtrauischsten Beobachter hätte an dem Benehmen der Gäste kaum etwas auffallen können. Daß jeder von ihnen im Laufe der Mahlzeit einmal für kurze Zeit die Toilettenräume aufsuchte, durfte bei der Menge und Güte der dargebotenen Getränke nicht wundernehmen. Daß dabei winzige Filmrollen ihren Platz wechselten und Fotoapparaten in Bleikapseln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher