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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen
Autoren: Hans Dominik
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unten und war verschwunden. Immer mehr solcher Eier ließ das Flugzeug fallen und seine fünf Gefährten spielten das gleiche Spiel.
    Es dauerte nur wenige Sekunden, dann arbeiteten sich dunkle Rauchpilze durch das Gipfelgewirr empor. Dünn, grau zuerst, schwarzer dichter Qualm danach. Der Urwald brannte, brannte an den Stellen, wo die Bomben niedergefallen waren.
    Eine Stunde noch kreiste die Luftflottille über dem Brandherd, dann bog sie nach Osten ab, um auf einem ruhigen Seitenarm des Rio Juruena niederzugehen.
    Tagelang ankerte sie dort. Nur bisweilen stieg der eine oder andere der ehernen Vögel auf und überflog die Brandstelle. Wo immer dort das Feuer im Begriff stand, die Grenzen, die man ihm bestimmt hatte, zu überschreiten und sich weiter in den Urwald hineinzufressen, da ließ das Flugzeug Löschbomben fallen. Die zerbrachen, wo sie den Boden trafen, viele hundert Liter flüssiger Kohlensäure entströmten der geborstenen Schale, und fast augenblicklich erloschen die Flammen. Als die letzte Bombe die letzten Flammen erstickte, stellte sich der Brandfleck als ein großes Quadrat dar, drei Kilometer breit und drei Kilometer lang.
    Schon zog jene erste Flottille wieder nach Norden fort. Andere Flugschiffe kamen dafür. Die brachten Traktoren und Exkavatoren, die den Platz von allen Resten des verbrannten Urwaldes säuberten und ebneten. Ein hoher Drahtzaun entstand, der das Quadrat gegen den Urwald abgrenzte, Brunnen wurden gebohrt, Wellblechbaracken wuchsen aus dem Boden und wurden mit Hausgerät und Lebensmitteln versehen. Brennstoffspeicher wurden angelegt, die Antennentürme einer Funkanlage ragten hoch über die Kronen des Urwaldes empor. Zementpisten wurden gegossen. Keuchend trieben die Motoren eines Kraftwerkes ihre Dynamomaschinen und lieferten Strom für den Sender des Platzes, für die Beleuchtung und noch für manches andere. Ein Vierteljahr nach dem Erscheinen jener ersten Flugzeugflottille war der Kontrollpunkt der amerikanischen Union für das Reading-Rennen fix und fertig.

2
    Nordwestlich von Walkenfeld liegen die Eggerth-Werke. Mehrere Montagehallen bilden einen langgestreckten Komplex, flankiert von einer Reihe mehrstöckiger Bauten, in denen sich die Werkstätten und Laboratorien befinden. Äußerlich nimmt sich das Ganze ziemlich bescheiden aus. Irgendein kleineres Werk unter den vielen Werken dieser industriereichen Gegend, könnte wohl ein oberflächlicher Beobachter denken. Auffallend vielleicht nur, daß die hohe, aus gelben Walkenfelder Ziegelsteinen errichtete Fabrikmauer nicht nur die Baulichkeiten des Werkes, sondern auch noch eine ebene unbebaute Fläche von etwa anderthalb Kilometern im Quadrat umschließt. Aber dieses scheinbar nutzlose Gelände ist keineswegs unwichtig. Es ist der Flugplatz, über dem die von den Eggerth-Werken herausgebrachten Flugzeuge eingeflogen werden und von dem aus sie ihre ausgedehnten Probeflüge unternehmen.
    Als Professor Eggerth sich hier vor langen Jahren niederließ und zuerst ganz bescheiden mit einer kleinen Werkstatt anfing, wurde manch abfälliges Urteil über ihn laut. Der typische deutsche Gelehrte, sagte man, der allen Dingen auf den Grund gehen will, in einer Baracke, die er hochtrabend >Forschungsinstitut< nennt, zwecklose, kostspielige Versuche an-stellt und vor lauter Versuchen nicht zum Bauen kommt. Doch die folgenden Jahre hatten solche Kritiken bald verstummen lassen. Die Flugzeuge, die Professor Eggerth nach einer freilich nicht eben kurzen Vorbereitungszeit herausbrachte, erwiesen sich als unübertrefflich und eroberten den Eggerth-Werken schnell eine führende Stellung in der deutschen Flugzeugindustrie.
    Im Gegensatz zu manchen anderen Flugzeugfabriken befaßten sich die Eggerth-Werke auch mit dem Bau der Flugzeugmotoren, und ein gutes Stück der Lebensarbeit des Professors steckte darin. Er hatte schnellaufende Dieselmotoren geschaffen, die höchste Zuverlässigkeit und Lebensdauer mit geringstem Gewicht und einem phantastisch niedrigen Brennstoffverbrauch vereinigten. Auch den letzten Schritt zum Turbomotor und schließlich zum Strahl-Triebwerk hatte er gewagt und damit die Stratosphäre bezwungen.
    Bei solcher Lage der Dinge ist es selbstverständlich, daß das Vermächtnis Morgan Readings Professor Eggerth in höchstem Maße interessierte. Er war nicht nur entschlossen, sich am Wettflug der Nationen zu beteiligen, er hatte auch die feste Absicht, den großen Preis für sein Land und für sich zu gewinnen. —
    Es war ein
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