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Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen
Autoren: Hans Dominik
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Nationen um die Welt, ausschreiben. Der Start zu diesem Flug soll am ersten Jahrestag meines Todes stattfinden. Weitere Bestimmungen über alle Einzelheiten des Wettbewerbs hat mein Testamentsvollstrecker in einem besonderen Schriftstück von mir erhalten. Sieger des Fluges ist dasjenige Werk, dessen Flugzeug seinen Startpunkt zuerst wieder erreicht. Es gibt nur einen Sieger und nur einen Preis. Unter gegebenen Umständen wird vielleicht sogar die Sekunde entscheiden.
    Als Preis setze ich mein Vermögen aus. Nach Erfüllung aller gesetzlichen Verpflichtungen und nach Abzug der nachstehend aufgezählten Legate an einige mir nahestehenden Personen wird es immer noch größer sein als die Summe, die Alfred Nobel in seine Stiftung gab.
    Zu meinem Vermögen gehören die Reading-Flugzeugwerke in Bay City und meine zur Ausführung reifen Pläne für ein völlig neuartiges Stratosphären-Flugzeug. Der Sieger soll verpflichtet sein, diese Pläne unter vollem Einsatz der ihm als Preis zufallenden Vermögenswerte zur Ausführung zu bringen. Dieser Bedingung haben sich alle Teilnehmer an dem Wettbewerb vorher schriftlich zu unterwerfen. Ich hoffe, durch diese meine Stiftung dem Fortschritt und der friedlichen Entwicklung der Menschen am besten zu dienen.“
    John Sharp ließ das Schriftstück sinken. „Das, meine Herren, ist vorläufig alles. Heute in acht Tagen werde ich hier in demselben Saal zu derselben Stunde die genauen Bedingungen für den Wettflug der Nationen bekanntgeben . .“
    Schon während seiner letzten Worte stürmten die Pressevertreter hinaus, um ihren Redaktionen telefonisch, telegrafisch und durch Fernschreiber das Testament Morgan Readings bekanntzugeben. Nur die Angehörigen des Konzerns selbst blieben zurück.
    Henrik Juve schüttelte unwillig den massiven Schädel. „Eine nette Überraschung, die uns der alte Mann bereitet hat, Sharp. Ein ganzes Jahr lang werden wir nicht wissen, wem der Reading-Konzern gehört, wer hier Koch oder Kellner ist.“ Frank Kelly war näher getreten und nickte Juve beistimmend zu.
    John Sharp funkelte die beiden durch seine scharfen Brillengläser an. „Für das nächste Jahr ist der Konzern mir, als dem Testamentsvollstrecker, zu treuen Händen überantwortet. Sie und die übrigen Herren werden Ihre Posten nach wie vor nach bestem Wissen und Gewissen verwalten. Die wöchentliche Sitzung der Konzernleiter wird wie bisher im Reading-Haus, doch von jetzt an unter meinem Vorsitz stattfinden. Im übrigen wird für das nächste Jahr alles beim alten bleiben. Wir sehen uns in drei Tagen bei der ersten Konferenz, meine Herren!“
    Der Testamentsvollstrecker schüttelte den andern die Hand zum Abschied und zog den Direktor der Flugwerke mit sich.
    „Sie bekommen von mir noch die Quittung über die Pläne des neuen Stratosphärenflugzeuges, Kelly. Hier, bitte nehmen Sie sie. Übrigens ... jedem von uns kann etwas Menschliches zustoßen. Ich muß Sie über die Aufbewahrung dieser Schriftstücke informieren. Wollen Sie mich heute Nachmittag gegen fünf Uhr begleiten.“ —
    Im Rapid-Lift fuhren die beiden Herren nach fünf Uhr vom 32. Stockwerk bis in den dritten Tiefkeller des Reading-Hauses hinab und schritten einen langen, tunnelartigen
    Gang zwischen meterstarken Betonwänden entlang. An einer Stelle schien der Gang blind zu enden. Nur die schwache Umrißlinie eines metergroßen Kreises zeichnete sich auf der Stirnwand ab. Drei kleine, kaum sichtbare Bronzeplatten befanden sich innerhalb der Kreislinie an der Wandfläche.
    John Sharp zog seine Uhr. „Fünf Minuten nach fünf. Von fünf bis sechs Uhr nachmittags geben die Zeitschlösser den Schrank frei.“ Aus der einen Rocktasche holte er ein Lederetui und entnahm ihm drei komplizierte Schlüssel. Dann drehte er die Platten zur Seite, führte die drei Schlüssel in drei freiwerdende Schlüssellöcher ein und schloß. Drückte danach auf einen Knopf an der Wand. Das Surren eines Elektromotors wurde hörbar, langsam schwenkte eine schwere, kreisförmige Stahltür aus der Stirnwand nach außen und gab den Blick in das Innere eines Panzerschrankes frei, der hier schon beim Bau des Reading-Hauses in die Betonfundamente eingegossen worden war.
    John Sharp griff nach einem größeren, mehrfach versiegelten Paket und hielt es dem anderen hin. „Sie sehen, Kelly, hier liegen die Pläne noch ebenso verpackt und eingesiegelt, wie Sie sie mir übergaben. Ich fürchte, in den kommenden Monaten wird der sicherste Platz eben gerade sicher
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