Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wettflug der Nationen

Der Wettflug der Nationen

Titel: Der Wettflug der Nationen
Autoren: Hans Dominik
Vom Netzwerk:
von dort bis zur Walfisch-Bay in Südafrika führt allerdings 550 Kilometer weit über ein inselfreies Meer. Dafür ist der Rest der Route über den Indischen Ozean wieder reichlich mit natürlichen Stützpunkten versehen.“
    Die anderen Mitglieder des Kuratoriums waren den Ausführungen John Sharps mit Aufmerksamkeit gefolgt.
    Geraume Zeit ging eine Debatte über die Annahme dieser Fluglinie hin und her. Schließlich erklärte man sich aber mit John Sharps Vorschlag solidarisch, und sein Antrag wurde zur Nachprüfung dem Meteorologischen Zentralbüro über-wiesen. —
    John Sharp saß wieder allein in seinem Büro im Reading Haus, als ihm der Legationssekretär Roberto Rapagnetta von der italienischen Botschaft gemeldet wurde.
    „Führen Sie ihn herein“, sagte er zu dem Clerk, „und vergessen Sie nicht, mich in zehn Minuten an den Beginn einer wichtigen Konferenz zu erinnern!“
    Signor Rapagnetta trat ein und begann seine Mission mit südländischer Lebhaftigkeit in einem brauchbaren Englisch vorzubringen.
    „Italien, Signor Sharp, das Mutterland der lateinischen Kultur, Italien, von jeher führend im Flugwesen, wird seine bewährten Maschinen in das Reading-Rennen entsenden. Ziel und Start für unser Rennen soll die Hauptstadt unseres Landes sein. Nur die Paläste und Tempel der ewigen Roma können die würdige Umgebung für das große internationale Fest bilden, zu dem das Reading-Rennen auszugestalten unsere Regierung entschlossen ist. Die ragenden Säulen des Foro Romano, die ehrwürdigen Paläste unserer alten Kaiser, die gewaltigen Kuppeln des Pantheons und des Petersdoms sollen dem Sieger entgegenleuchten, wenn er dem Ziele zueilt ...“
    John Sharp hielt die Hand vor den Mund, um ein Hüsteln zu verbergen. „All right, Sir! Wo gedenken Sie Ihre Gegenstation zu errichten? Nach meiner Erinnerung — wir haben uns in letzter Zeit oft mit diesen Fragen befassen müssen, liegt der Gegenpunkt von Rom irgendwo im südlichen Teil des Stillen Ozeans. Haben Sie eine passende Insel gefunden?“ Einen Moment stockte der Italiener, dann hob er zu neuer Rede an.
    „Mein Vaterland, Signor Sharp, so reich an Erfindungen und Erfindern, wird sich seinen Kontrollpunkt selbst schaffen, wo es ihn braucht. Wir werden ...“
    „Ah, das ist interessant“, unterbrach ihn John Sharp, „wie es scheint, beabsichtigen Sie im Stillen Ozean am Gegenpunkt eine Insel aufzuschütten. Besitzen Sie bereits Lotungen der Stelle? Der Ozean ist in jener Gegend ziemlich tief . . “
    „Ihre Annahmen treffen nicht zu, Signor Presidente“, unterbrach ihn Roberto Rapagnetta. „Wenn ich sagte, wir werden unseren Kontrollpunkt selber schaffen, so bitte ich Sie, das bildlich zu verstehen. Meine Regierung hat den Entschluß gefaßt, den größten Flugzeugträger unserer Kriegsmarine zu der als Gegenpunkt ermittelten Stelle zu schicken. Dieser soll dort als schwimmende Insel den italienischen Boden bilden, auf dem unsere Piloten niedergehen und nach der Weisung der Rennleitung wieder aufsteigen werden.“
    Schon während der letzten Worte des Italieners hatte John Sharp nach einem Schriftstück gegriffen und darin geblättert, jetzt hielt er es dem Legationssekretär hin.
    „Wollen Sie bitte diese Stelle selbst lesen, Herr Rapagnetta? Wie Sie sehen, hat Morgan Reading ausdrücklich verfügt: >Die Kontrollstelle ist am Antipodenpunkt der Startstelle auf festem Land zu errichten.< Ich kann, so leid es mir tut, dem Plan Ihrer Regierung nicht zustimmen. Als Testamentsvollstrecker bin ich gezwungen, mich wörtlich genau an die Verfügungen des Testators zu halten.“
    Vergeblich versuchte Signor Rapagnetta den Amerikaner von seinem Standpunkt abzubringen. Vergeblich wies er darauf hin, daß sich zu dem ganzen italienischen Stiefel kein Gegenpunkt auf festem Land finden ließe. John Sharp blieb unerschütterlich bei seiner Meinung, Geduldig ließ er den Redefluß des Italieners über sich ergehen, bis der Clerk in das Zimmer kam und ihn in nicht mißzuverstehender Weise an die wichtige Konferenz erinnerte. Unverrichteter Dinge mußte Rapagnetta das Reading-Haus verlassen.
    Das Scheitern seiner Mission löste einen lebhaften Depeschenwechsel aus. Nach langem Hin und Her mußte sich Italien endlich doch entschließen, die amerikanischen Bedingungen anzunehmen, aber es versuchte, sie auf geschickte Weise mit dem ursprünglichen Plan zu vereinigen, indem es einfach die Flugroute über Rom gehen ließ, aber für Start und Ziel einen Punkt in der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher