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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover
Autoren: Glenn Beck
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begann er Pläne zu schmieden. Er bemerkte, dass der Junge jeden Abend, nachdem das Chaos, das er angerichtet hatte, vorüber war, seinen Football auf der Veranda vor dem Haus seiner Tante liegen ließ. Morgens, während mein Großvater sein Frühstück aß, beobachteteer, wie der Junge barfuß nach draußen gerannt kam und seinen Ball, so fest er nur konnte, in den Garten trat. Diese Gewohnheit brachte meinen Großvater auf eine simple und dennoch teuflische Idee.
    Eines späten Abends, als der Rest der Nachbarschaft schon schlief, holte Großvater den Football von der Veranda und nahm ihn mit in seine Werkstatt. Er schlitzte ihn vorsichtig auf und füllte ihn mit den gleichen Steinen, die der Junge benutzte, um sein Mäuerchen zu errichten. Dann nähte er den Ball wieder zu und legte ihn auf die Veranda zurück.
    Ich habe keine Ahnung, was danach genau geschah, aber ich weiß, dass der Junge am nächsten Nachmittag einen Gips um seinen Fuß hatte und dass das ganze Viertel nie wieder einen Pieps von ihm hörte.
    Niemand erfuhr jemals, dass mein Großvater dafür verantwortlich war.
    Ich wusste zwar nie, wann er irgendjemandem einen Streich spielte, aber ich ahnte, dass es wieder einmal passiert war, wenn er mir ohne ersichtlichen Grund ein Alibi unterschob. Während eines Gangs zur Scheune oder einer Fahrt in die Stadt sagte er dann beispielsweise etwas so Rätselhaftes zu mir wie: »Ach übrigens, Eddie, sollte dich jemand fragen, wir zwei waren gestern Abend gegen sechs im Futtermittelhandel.« Ich lächelte dann für gewöhnlich und verkniff mir, nach dem Warum zu fragen.
    Die einzigen Menschen, die ihn wegen seiner Verrücktheiten zur Rede stellten, waren meine Mutter und meine Großmutter. Sie wussten, dass Großvater der Einzige war, der sich jemals die Mühe machen würde, einen Football mit Steinen zu füllen und auf so meisterhafte Weise wieder zu verschließen, bloß um jemandem eine Lektion zu erteilen. Aber er gab nicht so ohne weiteres klein bei. Sobald klar wurde, dass sein Leugnen nicht zu überzeugen vermochte, sagte er: »Es könnte sein, dass Eddie dabei womöglich ein wenig seine Hand mit im Spiel hatte.«
    Das klingt so, als hätte er die Schuld einfach mir zugeschoben, aber dazu muss man wissen, dass der Grund, warum Großvater so gern diese Verteidigung benutzte, darin bestand, dass sein Name ebenfalls Edward lautete. Wenn er sagte: »Das hat Eddie getan«, nahmen die Leute natürlich an, dass er mich meinte, und er musste kein schlechtes Gewissen haben, weil er ja strenggenommen nicht gelogen hatte. Glücklicherweise ließ sich niemand, der meinen Großvater wirklich kannte, davon zum Narren halten, und daher bekam ich nie Ärger.
    Und nun, zurückgeblieben im Farmhaus, in der Anfangsphase einer weiteren Geheimmission, marschierte Großvater entschlossen los. Ich gab mir alle Mühe mitzuhalten, aber meine kurzen Beine mussten zwei Schritte machen, wo er nur einen einzigen langen, eleganten Schritt tat. Wir blieben erst stehen, als wir vor dem Wandschrank im Gästezimmerangelangt waren. Großvater öffnete wortlos die Schranktür, griff mit seinen langen Armen in die hinterste Ecke und zog ein eingepacktes Geschenk hervor. Ich war sprachlos.
    »Das Erste, was ein echter Weihnachtsfan lernen muss, ist, dass gute Geschenke immer erst am Morgen des ersten Weihnachtstages unter dem Baum landen«, sagte er bestimmt.
    Meine Augen wurden kugelrund, als sein Arm hinter dem Wäschekorb verschwand und mit einem weiteren Geschenk wieder auftauchte, das ein wenig größer war als das erste. »Oh, Grandma wird immer gerissener.« Er kicherte ganz offensichtlich stolzerfüllt in sich hinein. Vier Geschenke später war er mit seiner Suchaktion fertig. »Also, Eddie, dann halt das hier mal an dein Ohr. Was glaubst du, was da drin ist?«
    Ich griff vorsichtig nach dem Paket, in dem sich offenbar ein Karton befand, darauf bedacht, weder das Geschenkpapier zu beschädigen noch die Schleife zu zerdrücken. Auf dem Anhänger stand: »Für Grandpa von Grandma.« Ich hielt das Geschenk an mein Ohr, ohne genau zu wissen, worauf ich lauschen sollte. »Hmm ... « Ich gab vor, die verschiedenen Möglichkeiten abzuwägen, die mir durch den Kopf gingen, obwohl ich in Wahrheit nicht die geringste Vermutung hatte. »Ich weiß es nicht. Ich höre da nicht sehr viel.«
    »Lass mich mal versuchen«, forderte er mich auf, und es war ihm anzumerken, wie aufgeregt er war.
    Ich reichte ihm das Geschenk, und er hielt es sich an die
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