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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer
Autoren: Gabriel Ferry
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soviel kaltem Blut und Unerschrockenheit aufs Spiel setzte. Kurze Zeit darauf sah ich ihn zurückkommen; das Blut strömte aus einer breiten Kopfwunde über sein Gesicht.
    »0 Jesus!« rief ich aus. »Ihr seid verwundet!«
    »Es ist nichts!« sagte er. »Nun will ich meine Gefährten wecken.«
    »Was soll ich noch sagen, Señorita?« fuhr der Gambusino fort. »Mein Traum war uns eine Warnung Gottes. Eine Abteilung Indianer, die wir an der Red Fo... in Texas, wollte ich sagen, vollständig in die Flucht geschlagen hatten, war wieder unseren Spuren gefolgt, um das Blut der Ihrigen, das an den Ufern des ... an der Stelle, wo wir den jungen Mann befreit hatten, geflossen war, zu rächen. Aber die Indianer hatten mit furchtbaren Gegnern zu tun. Ihre Schildwache war von dem mutigen jungen Mann erdrosselt worden, ehe sie nur Zeit gehabt hatte, einen Alarmruf auszustoßen, und die anderen wurden im Schlaf von den drei vereinigten Jägern überfallen.
    Die Nacht war noch nicht vorüber, als diese neue Heldentat ausgeführt war, und ich schlief wieder ein. Ich erwachte erst nach Tagesanbruch. Die beiden Jäger standen aufrecht auf dem Felsen, der das Tal beherrschte, und beide blickten auf den Schlaf dessen, den sie so sehr liebten. Ich wollte den großen Jäger über die einzelnen Umstände der Abenteuer der Nacht befragen, als er den Finger auf den Mund legte und auf den schlafenden jungen Mann zeigte. Es war sein Sohn, dessen Schlaf er bewachte. Ich begriff, daß ich ihn nicht stören durfte, und schaute, ohne etwas zu sagen, auf seine bleichen Züge und die blutige Binde, die um seinen Kopf geschlungen war.«
    »Armes Kind!« unterbrach ihn leise Doña Rosarita. »Noch so jung und schon ein Leben voll steter Gefahren. Armer Vater auch, der in jedem Augenblick für die Tage eines vielgeliebten Sohnes zittern muß!«
    »Eines vielgeliebten, wie Ihr sagt, Señorita«, erwiderte der Erzähler. »Sechs Monate lang habe ich in jedem Augenblick die unendliche Zärtlichkeit dieses herkulischen Vaters für seinen Sohn sehen können.
    Der junge Mann schlief ruhig, und sein Mund flüsterte leise einen Namen, aber laut genug, daß ich es hören konnte, und es war der Name einer Frau.«
    Die schwarzen Augen Rosaritas schienen den Erzähler zu fragen; aber das Wort erstarb auf ihren halbgeöffneten Lippen; sie wagte nicht auszusprechen, was ihr Herz in ihr Ohr flüsterte.
    »Aber ich nehme Ihre Zeit zu lange in Anspruch«, fuhr Gayferos fort, ohne daß er die Verwirrung des jungen Mädchens zu bemerken schien; »ich komme zum Schluß meiner Erzählung.
    Der junge Mann wachte in dem Augenblick auf, wo der Riese, nachdem er mich beiseite geführt hatte, mir die verlangte Erklärung geben wollte. ›Halt!‹ sagte er. ›Geht hinunter und zählt die Toten, die diese Hunde uns zurückgelassen haben.‹
    Elf auf dem Boden ausgestreckte Leichen«, fuhr der Gambusino fort, »und zwei gefangene Pferde bezeugten den Sieg dieser unerschrockenen Indianertöter.«
    »Ehre sei diesen Unbekannten!« rief Don Agustin enthusiastisch aus.
    Seine Tochter schlug ihre zarten Hände zusammen und rief ebenfalls mit flammenden Wangen und Augen, die von einem Enthusiasmus wie die ihres Vaters blitzten, aus: »Das ist schön! So jung und so tapfer!«
    Das junge Mädchen spendete sein Lob nur dem jungen Unbekannten, dessen Namen ihm das feine Gefühl der Frauen, das zuweilen ein zweites Gesicht zu sein scheint, vielleicht offenbarte. Der Erzähler schien mit Lust die seinen Freunden gespendeten Lobeserhebungen zu hören.
    »Aber Ihr erfuhrt doch endlich ihren Namen?« fragte schüchtern Doña Rosarita.
    »Der Älteste hieß Bois-Rosé, der zweite Pepe oder Dormilon; was den jungen Mann betrifft ...«
    Gayferos schien sich auf einen Namen zu besinnen, ohne daß er die ängstliche Erwartung zu bemerken schien, die sich bei dem jungen Mädchen in dem wogenden Busen, in ihrer Blässe und den geschwellten Nasenflügeln kundgab. Da die Lage Tiburcios mit der des jungen Unbekannten so ähnlich war, zweifelte sie nicht daran, daß er es auch sei, und das arme Kind raffte seine Kräfte zusammen, um seinen Namen anzuhören, ohne dabei einen Ausruf des Glücks und der Liebe auszustoßen.
    »Was den jungen Mann betrifft«, fuhr der Gambusino fort, »so hieß er ... Fabian.«
    Bei diesem Namen, der Rosarita an nichts erinnerte und so ihre süßen Täuschungen vernichtete, legte sie schmerzlich die Hand auf ihr Herz, ihre Lippen erbleichten; die Farbe, die die Hoffnung auf
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