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Der Waldläufer

Titel: Der Waldläufer
Autoren: Gabriel Ferry
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hatte aber jetzt Fabian von Mediana nicht viele Aussichten für sich?
    »Willst du mir wohl sagen, wie Tiburcio Arellanos Fabian von Mediana sein kann?« fragte Don Agustin mit mehr Neugierde als Zorn. »Wer hat dir diese Erzählung mitgeteilt?«
    »Du bist nicht bis zum Schluß der Erzählung des Gambusinos hier geblieben«, antwortete Doña Rosarita, »sonst würdest du wissen, daß jener junge Gefährte der beiden unerschrockenen Jäger, deren Gefahren er so hochherzig geteilt hat, kein anderer war als Tiburcio Arellanos unter dem Namen Fabian. Als er allein und verwundet sich aus der Hacienda entfernte, durch welches Zusammentreffen von Umständen hat er so unverhoffte Beschützer gefunden? Welche Verwandtschaft besteht zwischen Tiburcio und dem Herzog von Armada? Ich weiß es nicht; aber dieser Mann, der es weiß, wird es dir sagen.«
    »Man rufe ihn augenblicklich!« sagte lebhaft Don Agustin. Und er rief einen Diener, dem er den Auftrag gab, ihn herbeizuholen; dann wartete er mit großer Ungeduld auf Gayferos' Rückkehr; aber man suchte ihn vergeblich – der Gambusino war nirgends auffindbar.
    Wir wollen sogleich den Grund dieses Verschwindens mitteilen. Fast in demselben Augenblick, wo man den Hacendero und seine Tochter von diesem Verschwinden benachrichtigte, trat ein anderer Diener ein, um zu melden, daß Tragaduros eben im Hof der Hacienda vom Pferd steige. Das Zusammentreffen der Rückkehr des Senators mit der bevorstehenden Ankunft Fabians war eines jener Ereignisse, die durch den Zufall häufiger im wirklichen Leben vorkommen, als man glauben sollte.
    Rosarita beeilte sich, um sich ihres Vaters als eines Verbündeten zu versichern, ihn zärtlich zu umarmen und ihm ihr ganzes Erstaunen über ein Wunder zu bezeigen, das aus dem Adoptivsohn eines Gambusinos den Erben einer mächtigen spanischen Familie gemacht hatte. Nachdem sie wie ein Indianer diese beiden Pfeile abgeschossen hatte, flüchtete sie aus dem Saal ebenso leicht wie der Vogel, der von einem Baum zum anderen fliegt.
    Tragaduros trat herein wie ein Mann, der fühlt, daß die Meldung seiner Gegenwart immer willkommen ist. Seine Haltung war die eines künftigen Schwiegersohns; er hatte das Wort des Vaters, die Einwilligung der Tochter, obgleich diese Einwilligung nur eine stumme gewesen war. Indessen konnte der Senator trotz seiner Zufriedenheit mit sich selbst und seiner Sicherheit über die Zukunft nicht umhin, die ernste und feierliche Miene Don Agustins zu bemerken; er glaubte ihn darüber befragen zu müssen.
    »Don Estévan de Arechiza, der Herzog von Armada, ist nicht mehr!« sagte der Hacendero. »Wir haben, Ihr und ich, einen edlen teuren Freund verloren!«
    »Wie? Tot?« rief der Senator aus und verhüllte sein Gesicht mit seinem Taschentuch von besticktem Batist.
    »Armer Don Estévan; ich weiß nicht, ob ich mich jemals darüber trösten werde.«
    Seine Zukunft jedoch sollte nicht durch eine ewige Trauer verdüstert werden, denn das Bedauern, das er aussprach, war weit davon entfernt, mit seinen geheimsten Gedanken übereinzustimmen. Er erkannte zwar die zahlreichen Verpflichtungen, die er Don Estévan schuldig war, konnte aber doch nicht umhin, zu denken, daß er, wenn er gelebt hätte, genötigt gewesen wäre, die Hälfte der Mitgift seiner Frau für politische Umtriebe zu verwenden ... Eine halbe Million, die er gezwungen gewesen wäre, auf die Straße zu werfen! »Freilich«, sagte er zu sich selbst, »werde ich weder Graf noch Herzog, noch Marquis von irgend etwas sein, aber bei der Art und Weise, wie ich lebe, ist eine halbe Million angenehmer als Titel und wird meine Genüsse verdoppeln ... Dieses verhängnisvolle Ereignis rückt außerdem noch den Zeitpunkt meiner Verheiratung näher heran ... Am Ende ist es vielleicht gar kein Unglück, daß Don Estévan tot ist. – Armer Don Estévan«, wiederholte er laut, »welch ein unerwarteter Schlag!«
    Tragaduros sollte später erfahren, daß es viel glücklicher für ihn gewesen wäre, wenn Don Estévan gelebt hätte. Wir wollen ihn bei dem Hacendero lassen und Gayferos folgen; denn wir glauben, daß der Leser gern wieder von ihm hören wird. –
    Der Gambusino hatte sein Pferd gesattelt, ohne von jemand gesehen zu werden, war durch die Ebene geritten und hatte abermals den Weg, der zum Presidio führte, eingeschlagen. Auf dem Weg, dem er schon seit langer Zeit folgte, war er nur selten Reisenden begegnet, und wenn zufällig irgendein Reiter sich in der Ferne zeigte, so grüßte
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