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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter
Autoren: Jaques Buval
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erscheinen. Sie schreiben, wenn man Ihnen das Halten des Tieres nicht genehmige, ersuchten Sie um eine Zyanidkapsel, um Ihrem Leben ein Ende setzen zu können… Sie haben Angst, dass Ihre Seele verwaist – vereinsamt in der Monotonie der alltäglichen, schweren Haftbedingungen…
    Mit freundlichen Grüßen
    Jaques Buval«

    Weihnachten 2000 erreicht den Autor die Antwort auf das Schreiben:
    »Lieber Jaques,
    Vielen Dank für deinen wirklich überraschenden Brief; darf ich dir zuerst das Beste für das kommende Jahr wünschen, ebensolche Grüße auch an deine Familie und Freunde, auch in der Hoffnung, dass eure Feierlichkeiten ähnlich denen sind, wie sie die Mehrheit der Engländer kennt. Ich bin glücklich zu lesen, dass der veröffentlichte Artikel in dir einiges an Sensibilität oder Empfinden erweckt hat, obwohl ich sagen muss, dass es nicht in meinem Interesse lag, meine schrecklichen Verbrechen zu verzaubern oder zu rühmen, sondern lediglich ein Wunsch von mir war, die täglichen Lebensbedingungen meiner Einzelhaft nach einem Zeitraum von 22 Jahren zu erleichtern und zu verbessern. Ich muss hier sofort zugeben, Jaques, dass ich niemals zuvor eine Hoffnung gehabt habe, dass jemand wie du mein Leben oder meine Verbrechen in irgendeinem Buch veröffentlicht. Ich finde in der Tat solch eine Idee erschreckend, weil ich glaube, möge ich Recht haben oder nicht, dass bis jetzt kein solches Buch einen Serientäter davon abgehalten hat, sein Leben der Zerstörung oder Verschwendung aufzugeben oder daraus auszubrechen.
    Du musst dir beim Schreiben deiner Bücher im Klaren darüber sein, Jaques, dass die nächste Generation der Serienkiller von dem Kaliber der Amerikaner J. Dahmer und T. Bundy oder der Engländer D. Neilson und P. Sutcliffe traurigerweise noch arbeiten, wie man so sagt, und dass es nur vom Zeitpunkt ihrer Entdeckung abhängt, wann sie der Öffentlichkeit vorgeführt werden. Ich glaube nicht daran, dass irgendein Buch über mehrfache Mörder, vergangene oder derzeitige, zufällig gelesen von gerade arbeitenden Mördern, den Funken Demut und Menschlichkeit in ihnen entzünden kann, der sie mit dem Menschenschlachten oder der Zerstörung aufhören lässt oder sie ermutigt, sich ihrer Gefangennahme und der daraus folgenden Inhaftierung auszuliefern … Es kann sein, dass du mit dem oben Erwähnten nicht übereinstimmst. Das ist dein unwiderrufliches Recht, Jaques. Und meine eigene Überzeugung, die ich oben zum Ausdruck gebracht habe, ist nicht unveränderbar oder fixiert. Ich betrachte mich als einen durchschnittlichen Menschen. Jemand mit einer größeren Intelligenz oder Erfahrung kann folglich meine Überzeugung ändern, wenn er einen anderen Blickwinkel … zum Ausdruck bringt. Du meinst, ich verlange nach dem Puls des Lebens. Es sei dir versichert, Jaques, dass jetzt oder in der Vergangenheit, zum Zeitpunkt meiner Verbrechen, nichts meinen Gedanken ferner lag. Viel lieber wäre ich besser vorbereitet gewesen, meine lebenslange Inhaftierung besser zu überstehen, ohne den Medienrummel, den mein Fall verursacht hat.
    Ich frage mich, ob dies solchen Journalisten überhaupt bewusst ist, dass sie mit ihrer Förderung solcher Publicity bei den Familien meiner Opfer schmerzvolle und traurige Erinnerungen an das, was ich ihren Verwandten oder Geliebten angetan habe, erwecken. Nein, Jaques, mein Wunsch wäre es, meine komplette Lebensstrafe vollständig abzubüßen, und dann, wenn ES gestorben ist, dass mein äußerer Leib und meine Person vollständig vergessen werden. Ich möchte am allerwenigsten, dass irgendetwas von meinem Leben in Erinnerung bleibt…
    Vielen Dank und liebe Grüße
    Bob.«

    Im Gegensatz zu seinem letzten Schreiben erweckt sein Brief den Eindruck eines reuigen Menschen, der sich im Laufe der Zeit in sein Schicksal ergeben hat. Die Zeiten, in denen er gedroht hat, Bedienstete zu töten, scheinen vorbei. Von der Gefängnisleitung erhält man keinerlei Auskünfte. Doch offensichtlich hat sich etwas in ihm verändert. Er träumt nicht mehr von seinen Opfern als das, was sie einmal für ihn waren.
    Er hält sie nicht mehr für verachtungswürdig. Er findet die Berichte der Presse erschreckend, die über seinen Fall berichten. Er schreibt: »Ich möchte am allerwenigsten, dass irgendetwas von meinem Leben in Erinnerung bleibt…«
    Maudsley macht sich Gedanken über die Angehörigen der Opfer, er will nicht, dass sie durch den Presserummel noch einmal mit dem qualvollen Tod ihrer
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