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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter
Autoren: Jaques Buval
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Angehörigen konfrontiert werden und erneut leiden müssen. Niemand möchte, dass er sich in der ihm verbleibenden Zeit mit Filmstars vergleicht um auf sich aufmerksam zu machen und Vorteile zu erschleichen in einem Leben, das er sich selbst zuzuschreiben hat. Wie hätte man ihn besser auf seine Inhaftierung vorbereiten können, so wie er sich das gewünscht hätte?

    Noch einmal erhält er Post, im Januar 2001.
    »Dear Bob,
    ich danke Ihnen für Ihre schnelle Antwort. Zum Teil verwundert und doch tief beeindruckt habe ich Ihren Brief gelesen. In meinen Büchern werden Menschen wie Sie nicht glorifiziert. Ihre Taten werden nicht als etwas Bewunderns-wertes oder gar Nachahmenswertes aufgezeichnet. Die Bücher sind auch nicht dazu geeignet, die Familien der Opfer erneut zu quälen. Ich glaube, nein, ich bin fest davon überzeugt, dass diese Angehörigen der Opfer ein Recht darauf haben zu erfahren, wie es den Tätern auch Jahre danach ergeht. Warum ich dieser Überzeugung bin? Nur ein Beispiel: Der größte Kriminalfall in der Geschichte Australiens, der von mir nachgezeichnet wurde, handelt von Ivan Milat dessen blutige Spur auch nach Deutschland führte. Er tötete u. a. ein junges Mädchen namens Simone. Ihr Vater war es, der mich inständig darum bat, ein Buch über den Täter und über das Leben seiner Tochter zu schreiben. Es war nicht allein meine schrift-stellerische Neugierde. Er ließ es sich nicht nehmen, das sehr bewegende Vorwort zu diesem Buch zu verfassen. Bob, glauben Sie wirklich, die Angehörigen eines Opfers könnten je vergessen, was ihnen angetan wurde? Ihre Seele wurde zerstört, wie die ihrer Lieben. Ich habe mich nicht nur mit den Tätern all meiner Bücher unterhalten. Dutzende von Angehörigen der Opfer habe ich aufgesucht und ihr Leid sehen können. Aus all den Gesprächen habe ich aber auch erfahren, dass sie unbedingt wissen wollen, wie es den Tätern ergeht, die all dies Leid über sie gebracht haben. Immer wieder war ihre Frage: Müssen auch die Täter leiden? Sie schreiben in Ihrem Brief: ›… mein Wunsch wäre es, meine komplette Lebensstrafe vollständig abzubüßen und … dass mein äußerer Leib und meine Person vollständig vergessen werden …‹
    Lieber Bob, das genügt diesen Menschen nicht. Sie wünschen sich, dass die Tat, die auch an ihnen verübt wurde, gesühnt wird und nie in Vergessenheit gerät. Sie bezeichnen mich in Ihrem Brief öfters als Journalist. Das bin ich nicht. Ich sehe mich als neutralen Berichterstatter. Für beide Seiten.
    Sensationshascherei wie die von Zeitungsschreibern habe ich nicht nötig. Meine Bücher werden gelesen, weil sie so neutral wie möglich über die Taten berichten. Ob Sie den Artikel der englischen Zeitung gesehen haben, weiß ich nicht. Vermutlich nicht, sonst würde Ihre Einschätzung meiner Arbeit sicher anders ausfallen als in Ihrem Brief. Sie sind überzeugt, dass Bücher über Serientäter keinen zukünftigen Täter von seinen Taten abhalten werden. Da gebe ich Ihnen Recht. Dies kann ich leider mit meinen Büchern nicht erreichen. Aber ich hoffe, dass eine Lebensgeschichte wie die Ihre einige Menschen darüber nachdenken lässt, ob sie ihre Zukunft so erleben wollen, wie Ihre verläuft. Lieber Bob, ich habe mich über Sie mit dem Vater des genannten Opfers von Ivan Milat unterhalten. Sein Rat: ›Nun hat er (er meint Sie) die Möglichkeit, sich nicht feige irgendwann aus dem Leben zu schleichen. Er sollte wenigstens zu seinen Taten stehen. Sicher hat er sich bis heute nicht einmal bei den Angehörigen für seine Taten entschuldigt. Nun hätte er die Chance dazu. Das wäre ehrlich gegenüber den Angehörigen und würde ganz sicher ein wenig dazu beitragen, den steten Schmerz der Angehörigen zu lindern. Er hätte die Möglichkeit sich für seine Taten bei den Angehörigen zu entschuldigen, und wenigstens ein bisschen Reue zu zeigen.‹
    Ihre Taten sind durch den Rummel der Medien sowieso auf unzähligen Internetseiten verewigt. Ihr neuerlicher Aufruf an die Medien, in ganz Europa veröffentlicht, spricht eine andere Sprache als Ihr Brief. Ihre Geschichte würde auch ohne mein Zutun niemals ruhen. Dafür ist sie in den Augen der Welt viel zu sehr mit der Fiktion von Hannibal Lecter verknüpft. Wenn Ihr Brief der Wahrheit entspricht, zeigen Sie der Welt Ihr wahres Gesicht. Ich biete Ihnen diese Möglichkeit gerne an.
    Schreiben Sie das Vorwort zu meinem Buch über Ihr Leben.
    Das würde Ihnen die Möglichkeit geben, dass Ihr Leben
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