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Der Outsider-Stern

Der Outsider-Stern

Titel: Der Outsider-Stern
Autoren: Frederik Pohl u. Jack Willamson
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1.
     
    Das plötzliche Licht schmerzte seine Augen und riß ihn roh aus einem Traum von Molly Zaldivar. Blindlings tastete er nach einem Halt und fand nur Wärme und Weichheit. Ein panisches Gefühl von Verlorenheit lähmte ihn.
    »Monitor Quamodian!« Die sanfte synthetische Stimme erinnerte ihn an seinen Aufenthaltsort, die Forschungsstation auf Planet Exion IV. Das kybernetische Heim, das er gebaut hatte, um es mit Molly zu teilen, ehe sie fortging. Er war ganz allein, schwebte in der Nullschwerkraft-Kapsel seiner Schlafeinheit, ein nackter Fötus in einer Plastikgebärmutter. »Monitor Andreas Quamodian!« Die freundliche Robotstimme der Schlafeinheit klang nun eindringlicher. »Die Kommunikatoreinheit hat eine Transfunknachricht für Sie.« Aus schmerzlichem Widerwillen grunzte er und klammerte sich an seinen Traum von Molly, der sich verflüchtigte. Irgendwie hatte er sie gefunden. Er hatte gegen Cliff Hawk gekämpft – und unglaublicherweise gewonnen ... »Monitor, bitte!« Er wand sich im gepolsterten Kokon. Doch alle Umstände seines Traums waren dahin. Qualvoll wach, besaß er keine Vorstellung davon, wohin zwischen all den Trauben von Galaxien Molly und Hawk verschwunden sein mochten. Seine Augen öffneten sich und sahen im Spiegel der Schlafeinheit sein Abbild. Zuviel Bauch. Zu wenig Muskeln. Eine runde kahle Stelle auf seinem Schädel. Er wandte sich ab von seiner schlaffen, plumpen Bleichheit.
    »Ich wollte, du hättest mich nicht geweckt«, murmelte er zur Schlafeinheit. »Ich bin außer Dienst. Ich möchte keine Anrufe.«
    »Aber Sie können diesen Anruf unmöglich ignorieren, Sir«, tadelte die Maschine. »Der Sender hat ihn als dringend qualifiziert. Der Index-Kode impliziert eine Krisis interplanetarischen Maßstabs mit der Wahrscheinlichkeit einer Gefahr für Milliarden von Humanoiden.«
    »Großer Almalik!« Er blinzelte die rosafarbenen Falten pulsierenden Plastiks an. »Woher kommt der Anruf?«
    »Aus der Zentralzone. Planet 3, Stern 7718, Sektor Z-989-Q, Galaxis 5.«
    »Das ist die Erde!«
    »Vermutlich ein lokaler Name«, antwortete die Maschine. »Wir registrieren keine inoffiziellen Bezeichnungen.«
    »Ich weiß es, die Erde ist mein Heimatplanet. Gib mir die Nachricht durch.«
    »Sie ist als persönlich und vertraulich kodiert«, sagte die Schlafeinheit. »Sie müssen sie von der Kommunikatoreinheit entgegennehmen.«
    »Mach mich fertig«, befahl er. »Ich nehme den Anruf an.« Während die Maschine ihre Tätigkeit begann, versuchte er zu erraten, von wem auf der Erde die Nachricht stammen konnte. Bestimmt nicht von seinen Eltern. Sie hatten, als er noch ein Kind war, den symbiotischen Lebensweg vorgezogen. Kürzlich waren sie nach einer menschlichen Kolonie in Galaxis 9 ausgewandert. Im sicheren Schoß der Sternenkirche würden sie niemals irgend etwas von ihm benötigen. Molly Zaldivar? Beim Gedanken an sie erfaßte ihn wilde Hoffnung. Sie und Hawk waren Erdgeborene. Vielleicht war sie fertig mit Hawk. Vielleicht war sie in die Heimat zurückgekehrt. Vielleicht wollte sie ihn jetzt!
    Er lächelte zärtlich bei der Erinnerung. Molly Zaldivar, fünf Jahre zuvor. Ein hochgewachsenes, lebhaftes Mädchen, das sang und sich selbst auf einer Gitarre begleitete. Zu begreifen, warum er sie liebte, fiel ihm leicht: das Lachen in ihrer Stimme, sogar wenn sie die traurigsten Balladen der alten Mutterwelt sang, die Schattierungen ihrer Haut, die unter dem seltsam veränderlichen Licht des Dreigestirns vom wärmsten Elfenbein zu lohfarbenem Goldton wechselten. Die Hälfte des Forschungspersonals hatte ihre Lieder außerhalb des Schwingungsbereichs menschlicher Ohren vernommen; viele hatten sie nicht im Licht jener Wellenlänge erblickt, das dem menschlichen Auge entsprach. Und doch waren alle in Molly Zaldivar vernarrt gewesen.
    Die drei hatten zur kleinen Gruppe von Erdgeborenen gehört, die Dr. Scott für die Arbeit in seiner Stellarsektion zusammenstellte. Andy Quamodian, schon viel zu ernsthaft, bereits dicklich, dunkel und träge. Molly Zaldivar, wie eine goldene Flamme, ihr Blondhaar schimmerte im Schein der roten Riesensonne des Gestirns Exion, ihre dunklen Augen blitzten im violetten Licht der Zwergsonne. Und – Cliff Hawk. Noch fünf Jahre später schnitt Quamodian beim Gedanken an Hawk ein finsteres Gesicht. In jeder menschlichen Gesellschaft galt er als Flegel, er war fremdartiger als jeder Fremde in der Forschungsstation, einzelgängerisch, verschlossen, übellaunig. Er wusch sich
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