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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter
Autoren: Jaques Buval
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regelmäßig in Korrespondenzen und bei Besuchsterminen, da ihre Äußerungen dann die Tat als etwas geradezu Wesensfremdes erscheinen lassen. Tatsächlich handelt es sich dabei sehr selten um List oder Verstellung, sondern um die Auswirkung der menschlichen Begabung, sich über die Sprache dem Überlegenen annähern und anpassen zu können.
    Wo Reue und Schaudern über die eigene Tat erwartet werden, wird dann mehr und mehr auch Reue und Schaudern geäußert und schließlich sogar »echt« empfunden. Dies führt nicht selten zu der Vermutung, der Täter habe sich gebessert. Darauf folgt meist die Lockerung der Haft oder gar die Entlassung.
    Tatsächlich gründet die Gefährlichkeit eines Täters aber nicht in seinem ohnehin nicht fassbaren »Charakter« oder im unbestimmbaren »Seelischen«. Seine Gefährlichkeit liegt allein in seinem Handlungswissen und seiner Tötungserfahrung, so tief er diese auch verdrängt haben mag. Da nicht zu verhindern ist, dass er in Freiheit wieder in vergleichbare Situationen mit Personen gerät, deren Verhalten dem seiner bisherigen Opfer ähnelt, ist eine Wiederholung des Tatmusters eben wahrscheinlich – nicht anders als beim ehemaligen Nahkämpfer, der eines Tages in großer subjektiver Bedrängnis zur vertrauten Waffe greift. Aber auch hinter Gefängnismauern droht die 9

    Wiederholungstat, wenn der Täter – wie im Falle Maudsley – Mitgefangenen ausgesetzt wird, die in Art und Auftreten dem früheren Opfer ähneln. Seine Verurteilung als Täter mit homosexuellem Hintergrund ließ es nach der Logik der Gefängnisverwaltung richtig erscheinen, ihn zusammen mit anderen Sexualstraftätern einzuschließen. Dies kostete das Leben von drei Gefangenen. Denn Töten ist allzu menschlich.

    Dipl. Psych. Georg M. Sieber
    Münchner Polizei- und Kriminalpsychologe

Das Schweigen der Lämmer

    Doktor Hannibal Lecter, ein Menschen fressender Psychiater, ist die Hauptfigur in zwei bekannten Horrorfilmen. Der Serienkiller ist ein Gourmet der Extraklasse und ein Akademiker von ungewöhnlichem Intellekt. Genüsslich verspeist er, mit der Attitüde eines Gentlemans, in feinsten Zwirn gekleidet, die blutige Leber eines Menschen. Saubohnen und eine gute Flasche Chianti runden sein perfides Mahl ab. Johann Sebastian Bachs »Goldberg-Variationen« dienen ihm als stimmungsvolle Begleitmusik an seiner einsamen Tafel des Grauens. Das Gehirn eines anderen Opfers, in Kapernsoße exzellent zubereitet, wird zur »Götterspeise«, zum ultimativen Grusel dieses Kannibalen. Natürlich wird es frisch am Tisch angerichtet; mit Christofle-Tafel-Silberbesteck verspeist er es, während das Opfer noch lebt. Dazu genießt er seine heiß geliebten weißen Trüffeln. Während er seine schneeweiße Seidenserviette zum Mund führt, ersinnt er bereits sein nächstes Vergnügen. Sein monströses Tableau des Schreckens kennt keine Grenzen.

    Eines seiner überlebenden Opfer sinnt auf Rache. Auf einem exklusiven Landsitz vegetiert er dahin, ein schwerreicher Industrieller namens Mason Verger. Dr. Lecter warf ihn einst blutrünstigen Hunden vor. Er ließ sie gezielt »nur« seinen Kopf attackieren. Die abgerichteten Bestien verstümmelten ihn, sie bissen ihm seine Lippen, seine Nase und das Lid eines Auges ab. Dann brach ihm das Menschen fressende Ungeheuer höchstpersönlich die Wirbelsäule. Seither sitzt Verger im Rollstuhl. Er denkt an nichts anderes als Vergeltung. Mason Vergers Hass gegen Dr. Lecter ist ins Unermessliche gewachsen.
    Er schwört, die Gräueltat seines Peinigers zu überbieten. Er lässt männliche Schweine, ausgewachsene Eber mit besonders langen Hauern, speziell dafür abrichten und macht sie zu Werkzeugen seiner blutrünstigen Rache. In seinen Träumen sieht er ihn schon winseln, diesen feinen Dr. Lecter. Gefesselt, gedemütigt in seiner männlichen Identität, mit kotbesudelten Kalbsstricken vorgeführt. Schreiend und flehend, vergeblich um sein Leben kämpfend, bevor er in den Schweinestall geworfen wird. Seine Augen blitzen vor Genugtuung, als er sich vorstellt, wie die laut quiekenden Tiere Dr. Lecter die Gedärme aus dem Leib reißen und das Blut lecken, das aus seinen Adern quillt.
    Noch sind es nur Träume, Fiktionen eines gequälten Individuums. Mason Verger wird noch keine Gelegenheit haben, sich an seinem einstigen Peiniger zu rächen. Denn Dr. Lecter sitzt inzwischen im Hochsicherheitstrakt eines amerikanischen Gefängnisses.

    Man setzt die angehende FBI-Agentin Clarice Starling auf den
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