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Der wahre Hannibal Lecter

Titel: Der wahre Hannibal Lecter
Autoren: Jaques Buval
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berüchtigten Strafanstalten Großbritanniens, Wakefield, Frankland und Durham, sind überfüllt. Aus allen Gängen ertönt der Ruf der Gefangenen nach gerechter Bestrafung. Der Bankräuber will nicht länger mit Mördern des Kalibers Robert John Maudsley oder Dr. Shipman untergebracht sein. Denn die Adresse der Vergangenheit verbaut den Tätern ihre Zukunft.
    Ausgestoßene bleiben sie, die nach Verbüßung ihrer Strafe auf Rehabilitation hofften. Viele suchen nach ihrer Entlassung eine neue Chance. Für die meisten bleibt das ein Wunschtraum.
    Ihre Zukunft? Ohne Wohnung und Arbeit? Die Familie hat sich längst von ihnen abgewandt. Was bleibt? Erneute Straftaten. Erneute Haft. So kommen sie ungewollt wieder zurück zu Dr. Shipman und Robert John Maudsley.
    Und wie geht es Dr. Shipman? Eine Zeitung schreibt: »Der schreckliche Dr. Shipman, der Landarzt aus England, der Frauen totspritzte, sitzt im Gefängnis von Durham und jammert: ›Hier ist es zu kalt.‹ Dabei geht es ihm besser als vielen anderen Insassen. Seine Zelle ist überdurchschnittlich groß. Er hat einen Farbfernseher, hat die Möglichkeit, Billard zu spielen, und darf lange Spaziergänge im Hof machen.
    Harold Shipman (54) trainiert außerdem fleißig sein Gedächtnis. Er schaut fast jeden Abend ›Wer wird Millionär?‹ und liebt es, mitzuraten.«
    Darf man den Berichten der Presse Glauben schenken, geht es diesem Massenmörder im Gefängnis von Durham heute vergleichsweise gut.
    Robert John Maudsley hat solche Hafterleichterungen in seiner Strafanstalt noch nicht genießen dürfen. Trotz aller Bemühungen prominenter Persönlichkeiten wurden seine Haftbedingungen noch nicht verbessert Er jammert nicht wegen der Kälte in seiner Zelle. Er fleht um Hilfe, denn er kann sein Leben unter den bestehenden Verhältnissen nicht mehr ertragen. Maudsley bittet um einen Wellensittich, und er verspricht: »Ich werde ihn nicht essen.«

Epilog

    »Schenkt mir einen Wellensittich«, ruft ein kleiner Junge am Piccadilly Circus den Menschen auf der Straße zu. Es ist Donnerstag, der 23. März 2000, und die oft griesgrämig dreinblickenden Leute wollen zur Arbeit in die Londoner Innenstadt.
    Der Kleine versucht, ein Paket Zeitungen, das ihm viel zu schwer ist, an den Mann zu bringen. Es ist die neueste Ausgabe der TIMES. Verwundert stellen die Passanten fest, dass es nicht der Wunsch des kleinen Jungen ist, den er da lauthals proklamiert, sondern der Aufmacher einer der meistgelesenen Tageszeitungen des Landes. Den Artikel schrieb die junge Journalistin Eva-Ann Prentice in Zusammenarbeit mit ihrem Kollegen Richard Ford.
    Die ersten zwei Worte des Berichtes lassen den älteren Menschen unter den Lesern des Artikels das Blut in den Adern erstarren. Der fett gedruckte Name ROBERT MAUDSLEY weckt Erinnerungen. Ein kalter Schauer läuft ihnen über den Rücken, wenn sie an diesen Namen denken. Ein Name, der bis Mitte der achtziger Jahre in England für Aufsehen sorgte. Die Jugendlichen, denen der Name Maudsley noch nicht bekannt ist, werden durch die ältere Generation aufgeklärt. Jahrzehnte hatte man diesen »sanften Riesen«, wie ihn einmal sein eigener Bruder beschrieben hatte, als die scheußlichste Bestie seit »Jack the Ripper« tituliert. Manche sind sogar der Meinung, dass seine Morde schrecklicher und brutaler waren als die seines berühmten Vorgängers.
    Vor 26 Jahren hatte die grauenhafte Karriere Maudsleys begonnen. Es ist nicht die Lebensgeschichte dieses Mannes, die noch einmal neu aufbereitet wurde, um die Leser in Angst und Schrecken zu versetzen. Nein, dieser Mann meldet sich von der Straße der Vergessenen zurück. Er will dokumentieren, dass er noch lebt, obwohl ihn viele lieber tot sehen würden.

    Abscheu und grenzenloser Ekel überfällt die Leser, wenn sie an die Taten dieses Menschen erinnert werden. Zu neugierig jedoch war die Seele der Wissbegierigen, die erkunden mussten, was aus dem lispelnden Killer mit dem Liverpooler Dialekt und den großen Händen geworden ist. Nach 26 Jahren Haft schafft es dieser Mensch, sich seiner Außenwelt zu offenbaren. Der Journalistin Eva-Ann Prentice ist es gelungen, Kontakt mit dem Serienkiller aufzunehmen. Und nicht nur die englische Nation ist geschockt über das, was dieser Robert Maudsley den Menschen auf diesem Planeten mitzuteilen hat.
    Die erste Seite der mehrseitigen Coverstory ist überschrieben mit »Out of sight, out of mind« (»Aus den Augen, aus dem Sinn«). Ein Bild darunter zeigt Robert John
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