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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei
Autoren: Alexander Borell
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kamen, die zum Lift führte, trat er daneben und stolperte. Ich schaute ihn aufmerksam an und sah, daß seine Pupillen ganz weit geworden waren.
    Er hatte, während ich telefonierte, im Badezimmer Atropin genommen.
    Ich führte ihn langsam am Arm in Brays Büro, schob ihm den Sessel, der vor Brays Schreibtisch stand, zurecht und drückte ihn sanft hinein.
    Bray schaute erstaunt zu. Ich hätte es ihm eigentlich sagen müssen, was mit Walsh los war, und dann hätten sie ihn sofort ins Gefängnislazarett geschafft, ihm den Magen ausgepumpt, und ihn wieder fit gemacht für den Elektrischen Stuhl.
    Ich sagte zu Bray :
    »Er wird Ihnen alles gestehen.«
    Ich drehte mich um und ging hinaus, ohne auf Brays Zuruf zu hören.
    Ich benutzte die Treppe, stieg langsam hinunter, und vor mir rollte der Fall Murchison noch einmal ab. Den Schluß hatte ich mir anders vorgestellt, ich hatte gedacht, Bray voll Stolz einen Mörder präsentieren zu können.
    Ich war sehr eitel gewesen.
    Drunten setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr langsam durch die überfüllten Straßen, in denen es alle Menschen so furchtbar eilig hatten.
    Vor einem Schreibwarengeschäft hielt ich und kaufte einen Briefumschlag mit einer Marke. Hierauf nahm ich das Foto von Isabel, die beinahe die Schwiegertochter des Sheriffs von Beverly Hills geworden wäre, schrieb quer hinten drauf:

    Erledigt

    steckte es in den Umschlag, schrieb die Adresse des Sheriffs drauf und warf ihn in den nächsten Kasten.
    Ich kam gerade zur rechten Zeit vor dem Gebäude der Schweizer Bank an: die Angestellten strömten wieder aus den beiden weitgeöffneten Drehtüren heraus. Sie hasteten zu ihren Autos, hasteten über die Straße zum Bus, und alle hatten es so furchtbar eilig.
    Ich stieg aus und fragte einen:
    »Verzeihung — ist heute Mittwoch?«
    Er schaute mich erstaunt an.
    »Nein«, sagte er, »heute ist Donnerstag.«
    »Dann ist’s ja gut«, sagte ich.
    Ich stellte das Radio an und richtete mich darauf ein, eine Weile auf Verna Bray warten zu müssen. Aber dann fiel mir plötzlich etwas ein. Wichtiger als Verna war ein anderes junges Mädchen, ein Mädchen, das außer mir jetzt keinen Menschen hatte, ein Mädchen, dem ich die Wahrheit sagen mußte. Die bittere Wahrheit, daß ein Vater aus falscher Liebe zu seiner Tochter zwei Menschen getötet hatte.
    Ich schaute auf meine Armbanduhr. Die Stunde war vorbei. Wahrscheinlich lebte Walsh jetzt schon nicht mehr.
    Ich fuhr langsam an, in Richtung zum Theater, um Diana Bescheid zu sagen.
    Verna würde sich mit solchen Zwischenfällen abfinden müssen...

    ENDE
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