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Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei
Autoren: Alexander Borell
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man das Spiel als verloren aufgibt.
    »Ich war nicht nur in Murchisons Schlafzimmer«, erklärte ich, »sondern ich war auch bei Ihnen zu Hause und habe mir die Filme aus Ihrem Schreibtisch geholt. Ich habe mich mit Ihrer Frau unterhalten, aber nicht so, daß sie merkte, weshalb ich dort war. Sie war zum Einkaufen gegangen, und in der Zeit fand ich bei Ihnen alles, was ich gesucht hatte. Sie haben die Filme aus der eingebauten Kamera genommen, haben Abzüge davon gemacht und sie an Maxwell verkauft. Wo waren Sie am Dienstagabend nach der Vorstellung?«
    Er schluckte. Er war so angeschlagen, daß er mir keine großen Schwierigkeiten mehr machen würde.
    »Bei Maxwell«, sagte er.
    »Ihr Glück«, sagte ich. »Das kann Ihnen Ihren Kopf retten. Denn wenn Sie zu dieser Zeit bei Maxwell waren, konnten Sie hier draußen nicht Hankock erschießen. Aber das ist erst ein Mord. Vielleicht kommt die Polizei auf den Gedanken, zwei Mörder zu suchen. Sie wird vor allem die Motive im Auge haben und sich danach richten. Hätte Murchison Grund gehabt, sich vor Ihnen zu fürchten?«
    »Vor mir? Lächerlich. Was sollte er denn fürchten?«
    »Das wissen Sie vermutlich besser als ich. Hätten Sie ein Motiv gehabt, ihn zu vergiften?«
    »Nicht daß ich wüßte«, murmelte er, ohne mich dabei anzusehen. »Ich wüßte wirklich nicht, weshalb.«
    »Es wäre besser«, sagte ich eindringlich, »es mir jetzt gleich zu sagen. Die Polizei denkt da nämlich genauso wie ich. Wenn Murchison Ihnen die Filme gab, dann muß das einen besonderen Grund gehabt haben. Auf Geld war er nicht angewiesen, und freiwillig hat er dieses Risiko bestimmt nicht auf sich genommen.«
    »Ich war Reporter«, sagte er mit einem plötzlichen Entschluß. »Bei der >Los Angeles Review    »Weiß ich«, nickte ich. »Dort war ich auch schon. Sprechen Sie weiter.«
    »Eines Tages lernte ich ein Mädel kennen, die sagte, sie hätte was mit Murchison gehabt. Es lag schon eine Weile zurück. Ich rechnete nach und fand heraus, daß das Mädel damals, als es bei Murchison war, noch keine sechzehn war. Ich witterte Geld und suchte Murchison auf. Er schwor Stein und Bein, daß er mit ihr nichts Ernsthaftes gehabt habe, konnte es aber nicht ableugnen, daß sie bei ihm in seinem Haus gewesen war. Er sagte, er hätte sie wirklich nur fotografiert. Er wußte aber genau, daß ich ihm mit dieser Sache in der Öffentlichkeit das Genick brechen konnte. Ich schlug ihm daraufhin vor, mir die Filme seiner Aktfotos zur Auswertung zu überlassen. Er wollte zunächst nicht, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Das ist der Grund.«
    »Gut«, sagte ich. »Das ist es, womit Sie ihn erpressen konnten. Und es ist ein Grund, weshalb vielleicht er Sie hätte umbringen können. Es ist aber noch nicht der Grund, weshalb Sie ihn vergiftet haben. Ich möchte noch...«
    »Ich hab’ ihn doch nicht vergiftet!« schrie er mich an. »Ich habe ihn wirklich nicht vergiftet!«
    »Das sagen Sie, und ich höre es. Die Polizei wird das dann auch hören. Aber ausnahmsweise gehe ich hierin mit der Polizei einig: wir sind nicht verpflichtet, Ihnen das zu glauben. Strengen Sie sich mal an und denken Sie darüber nach, was Sie eventuell für einen Grund gehabt hätten, Murchison umzubringen. Gerade jetzt? Es ist wirklich besser für Sie, wenn ich das jetzt schon erfahre, als wenn es die Polizei erst später herausbringt.«
    Er zündete sich eine neue Zigarette an, rauchte einige hastige Züge, und dann sagte er resigniert:
    »Sie haben recht. Es gab einen Grund für mich, seinen Tod zu wünschen. Die Sache mit dem Mädchen wäre nämlich am 24. Mai verjährt. Murchison hatte mir gedroht, mich an diesem Tag wegen Erpressung anzuzeigen, ich glaube aber nicht, daß er es wirklich getan hätte, denn damit hätte er sich auch ins eigene Fleisch geschnitten. Glauben Sie mir, ich habe ihn wirklich nicht vergiftet!«
    Er schaute mich fragend an, aber ich schwieg. Ich überlegte mir alles, was er gesagt hatte. Es konnte stimmen. Wahrscheinlich hätte mir Murchison das auch so erzählt.
    »Reden Sie doch!« rief er ungeduldig. »So reden Sie doch! Man kann mir doch nicht den Mord einfach in die Schuhe schieben.«
    »Ich weiß es nicht«, wich ich aus. »Auf alle Fälle werde ich Sie jetzt mal abliefern.«
    Er bäumte sich auf wie unter einem Schlag.
    »Abliefern? Sie wollen mich der Polizei...«
    »Ja«, unterbrach ich sein Gejammer. »Und ich rate Ihnen sehr dringend, jetzt keine Dummheiten zu machen. Wenn Sie davonlaufen,
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