Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der versoffene Papagei

Der versoffene Papagei

Titel: Der versoffene Papagei
Autoren: Alexander Borell
Vom Netzwerk:
geopfert.«
    Sie beruhigte sich allmählich, und dann fragte sie, wer die Briefe geschickt habe. Ich sagte ihr, es sei ein armer Teufel gewesen, der auf leichte Art hatte zu Geld kommen wollen. Auf genauso leichte Art, wie sie geglaubt hatte, über Aktfotos Karriere machen zu können.
    »Wir bekommen alle nichts vom Leben geschenkt, Diana. Jupiterlampen kann man sich übers Bett montieren. Aber Jupiterlampen sind keine Sonne. Um etwas Sonne abzukriegen, muß man arbeiten.«
    Ich hörte draußen ein Geräusch. Jemand schloß die Wohnungstüre auf.
    Diana schaute auf ihre Armbanduhr.
    »Das ist Vater«, sagte sie. »Er kommt jetzt zum Kaffeetrinken. Wollen Sie jetzt mit ihm sprechen? Ich kann in der Zwischenzeit den Kaffee richten.«
    Sie stand vor mir, und erst jetzt fiel mir auf, daß sie viel kleiner war als ich. Sie schaute zu mir auf.
    »Würden Sie mir eine Bitte erfüllen?« fragte ich.
    Sie versuchte zu lächeln.
    »Jede«, sagte sie, wurde plötzlich rot und stotterte: »Ich meine natürlich — ja, was soll ich denn tun?«
    »Gehen Sie spazieren«, bat ich sie. »Gehen Sie spazieren und kommen Sie nicht vor einer Stunde zurück.«
    »Spazierengehen? Ja — aber...«
    »Bitte, kein Aber! Haben Sie Vertrauen zu mir und machen Sie einen Spaziergang. Ich möchte es Ihrem Vater ersparen, daß er Sie in der Nähe weiß.«
    Sie lächelte. »Ich verstehe. Gut, ich gehe spazieren. Aber in einer Stunde bin ich wieder zurück, und dann trinken Sie mit meinem Vater und mir zusammen Kaffee, ja?«
    »Ja«, sagte ich.
    Wir verließen ihr Zimmer. Ich wartete draußen vor der Wohnungstür, bis ich den raschen Takt ihrer hohen Absätze nicht mehr hörte. Dann klingelte ich.
    Walsh öffnete mir.
    »Kommen Sie herein«, sagte er freundlich.
    Ich folgte ihm in ein Zimmer, das mit alten, dunklen Nußbaummöbeln eingerichtet war. Er hatte da seinen Schreibtisch mit einem geschweiften Aufbau und einem abgewetzten Ledersessel davor. Gegenüber stand ein ledernes Ecksofa, davor ein runder Tisch und drei Stühle mit hoher Lehne.
    »Bitte«, sagte er mit einer einladenden Handbewegung. »Nehmen Sie Platz.«
    Auf dem Tisch stand eine halbe Flasche > Three Roses<-Whisky.
    »Ich bin gekommen«, fing ich an, »um Frank Hays zu entschuldigen.«
    Er zog die Stirne hoch.
    »So?« sagte er überrascht. »Was ist denn mit ihm? Er war vorhin nicht im Theater.«
    »Ich habe ihn der Polizei übergeben.«
    »Sie. . haben ihn...? Großer Gott! Warum denn?«
    »Darum«, sagte ich und legte die Mädchenfotos vor ihm auf den Tisch. Er griff danach, legte sie auf den Tisch zurück, zog eine Brille aus seiner Jackentasche, und dann schaute er die Fotos wieder an. Ich sah, wie er zusammenzuckte.
    »Deshalb?« fragte er ungläubig und schaute mich über den Rand seiner Brille an. »Ich verstehe nicht, Mister Veramonte — was hat Mister Hays mit — dem da zu tun?«
    »Er war es, der die Briefe schrieb.«
    Walsh öffnete seinen Mund, aber ich hörte nur einen röchelnden Laut.
    »Ja«, fuhr ich fort, »Sie hätten Murchison nicht umzubringen brauchen.«
    Er saß ganz still und starrte die Fotos an. Endlich nahm er die Brille ab. Seine Augen waren leer. Er blickte mich an, aber sein Blick ging durch mich hindurch.
    Ich nahm die Flasche > Three Roses<-Whisky in die Hand und schob sie vor ihn hin.
    »Ist das die Flasche, die Ihnen Inspektor Bray heute zurückgeschickt hat?«
    Er nickte langsam. Sein Blick verlor nichts von seiner Starrheit.
    Ich zog nun die anderen Fotos aus der Tasche, die Bühnenaufnahmen, und legte sie vor ihm auf die Mädchenfotos. »Schauen Sie sich diese Bilder an, Mister Walsh.«
    Er senkte zwar den Kopf, aber ich konnte nicht sehen, ob er die Fotos wirklich anschaute.
    »Setzen Sie Ihre Brille auf, Mister Walsh.«
    Er tat es völlig mechanisch und stierte auf die Fotos.
    »Die Flasche«, sagte ich, »die da während der Vorstellung auf dem Tisch steht, ist eine andere Flasche als die hier, Mister Walsh. Bei der Flasche, die ich fotografiert habe, fehlte die rechte obere Ecke des Etiketts. Die hier hat ein unverletztes Etikett. Sie haben eine Flasche mit vergiftetem Whisky auf die Bühne gebracht. Nach dem letzten Akt haben Sie die beiden großen Whiskyflaschen wieder ausgetauscht und wußten nun, daß man bei einer Untersuchung nur reinen Whisky in Murchisons Flasche finden würde. Andererseits mußte aber der Polizei ein Hinweis auf den Mörder gegeben werden. Stimmt das bis hierher?«
    Er legte die Fotos, die er gedankenlos in seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher