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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Rowland
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seine Intrige nie von dieser Seite betrachtet.
    »Wenn ich dem Shōgun berichte, was Ihr getan habt«, fügte Hirata hinzu, »wird er Eure Ländereien beschlagnahmen und Euch Euren Rang aberkennen. Ihr werdet Eure Gefolgsleute, Eure Untertanen und Eurer Vermögen verlieren. Eure Familie wird in Armut leben. Ich werde Midori heiraten, und Ihr werdet keine Macht haben, mich daran zu hindern.«
    In Fürst Nius Augen spiegelten sich Begreifen und Empörung. »Ihr habt mich hereingelegt!«, rief er mit sich überschlagender Stimme.
    »Eine Hand wäscht die andere«, erwiderte Hirata, der nicht das geringste Mitleid mit dem daimyō hatte. »Aber ich würde den Vater der Frau, die ich liebe, verschonen … falls Ihr Euch auf einen Handel einlasst.«
    »Mit einer Kreatur wie Euch lasse ich mich auf keinen Handel ein!« Fürst Niu zitterte vor Entrüstung, und sein entstelltes Gesicht zuckte.
    Hirata sprach ruhig weiter. »Ihr werdet zu meinem Vater gehen und Euch dafür entschuldigen, dass Ihr ihn beleidigt habt. Ihr werdet bei Eurer Ehre schwören, dass Ihr eine Verbindung mit meinem Klan eingeht. Und dann werdet Ihr Eure Einwilligung zu einer Ehe zwischen Midori -san und mir geben.«
    »Nein!«, rief Fürst Niu. Er ballte die Hände zu Fäusten und schritt auf Hirata zu.
    »Als Gegenleistung werde ich Eure Sabotage vergessen«, versprach Hirata. »Der Shōgun wird niemals davon erfahren.«
    »Ich werde dich töten!«
    Fürst Niu zog sein Schwert, doch seine Leibwächter entrissen es ihm und hielten ihn zurück. Als er sich wehrte und fluchte, mischte Okita sich ein: »Ich rate Euch, seine Bedingungen anzunehmen, Herr. Die Hand Eurer Tochter ist ein kleiner Preis für Euren Rang und Euren Besitz.«
    »Ich werde mein Gesicht nicht verlieren, indem ich mich vor ihm beuge!«
    Doch Hirata spürte, dass die Wut des daimyō allmählich verrauchte. »Die Geister Eurer Ahnen werden Euch verstoßen, wenn Ihr Euer Erbe fortwerft«, sagte er.
    Der daimyō brüllte auf, riss sich von seinen Wachen los und fiel auf die Knie. Er jammerte vor unterdrückter Wut; ein geschlagener Mann. »Also gut«, sagte er leise. »Ich bin einverstanden.«
    Er und Hirata verneigten sich voreinander und tranken ihren Sake. Hirata genoss seinen Sieg, und Midori schenkte ihm ein strahlendes Lächeln voller Bewunderung. Doch Hirata sah auch die Mordlust in Fürst Nius Augen und dachte schaudernd an ein Leben mit einem Schwiegervater, der ihn verachtete und jede Gelegenheit nutzen würde, ihm Schaden zuzufügen. Aber komme, was wolle – er und Midori würden heiraten und ein eheliches Kind zur Welt bringen. Das war Grund genug zur Freude.
     
    Reiko hätte niemals geglaubt, dass sie einen Fuß auf das Anwesen des Kammerherrn Yanagisawa setzen würde, doch wichtige Geschäfte hatten sie hierher geführt. Als die Wachen sie und ihre Gefolgschaft über die Allee durch das befestigte Anwesen führten, verriet Reikos heiteres Gesicht nichts von der Wut, die in ihrem Innern tobte.
    Fürstin Yanagisawa empfing sie in ihrem Privatgemach, das sich tief verborgen in der Villa befand. Die Frauen knieten einander gegenüber, in peinliches Schweigen gehüllt, das durch die Erinnerung an ihre letzte Begegnung mit heftigen Emotionen aufgeladen war. Fürstin Yanagisawas Wangen waren gerötet, ihre Miene von Kummer gezeichnet, ihre Hände unter der Brust fest gefaltet. Sie neigte den Kopf, als erwartete sie eine Bestrafung. Als Reiko ihre Gastgeberin betrachtete, fachte Hass ihre heiße Wut weiter an, sodass sie diese kaum noch zügeln konnte. Sie atmete tief durch und versuchte, sich zu beruhigen.
    »Verzeiht, dass ich neulich am Teich so schroff zu Euch war«, sagte Reiko in steifem, förmlichem Tonfall. »Ich war erregt und hätte nicht so mit Euch sprechen dürfen. Bitte vergebt mir.«
    Diese unaufrichtigen Worte besaßen einen faden Beigeschmack. Die Ungerechtigkeit, jene Frau um Verzeihung bitten zu müssen, die Masahiro fast getötet hätte, ließ Reiko innerlich erzittern. Doch politische Erwägungen zwangen sie, sich vor Fürstin Yanagisawa zu demütigen. Der Kammerherr war Sanos Vorgesetzter, und jede Beleidigung seiner Gemahlin traf auch ihn. Als Reiko Sano berichtet hatte, was Fürstin Yanagisawa getan hatte, war er schockiert und entsetzt gewesen – doch er musste Reiko nicht sagen, was sie zu tun hatte. Sie kannte ihre Pflicht. Daher war sie aus eigenem Entschluss doch gegen ihren Willen gekommen, um die Kluft zwischen sich und Fürstin Yanagisawa zu
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