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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Rowland
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fegte ins Innere. Himmelsfeuer, der Wisteries Kragen ebenso fest umklammerte wie sein Schwert, beugte sich aus dem Fenster. »He!«, rief er.
    Hirata rief zurück: »Bevor ich Euch das Geld gebe, will ich den sōsakan-sama sehen.«
    Himmelsfeuer trat mit Wisterie einen Schritt zurück. Er bedeutete Sano mit einer Kopfbewegung, ans Fenster zu treten. »Kommt her.«
    Sano stellte sich ans Fenster und entdeckte Hirata auf der Straße. Seine Miene war besorgt, und er trug eine sperrige Kiste mit sich. Er lächelte erleichtert, als er sah, dass Sano lebte und unversehrt war. »Ich musste den ganzen Weg bis zur Straße der Tabakhändler reiten, um das Geld zu bekommen«, rief er.
    Seine Betonung wies auf eine versteckte Bedeutung hin, die Sano jedoch nicht entschlüsseln konnte. Er wusste nicht, warum Hirata gerade die Straße der Tabakhändler erwähnt hatte, an der es keine Geldverleiher gab. Bevor Sano sich weitere Gedanken machen konnte, stieß Himmelsfeuer ihn mit der Schwertspitze vom Fenster weg.
    »Bringt das Geld zur Tür und klopft«, rief er Hirata zu. »Und dann verschwindet.«
    »In Ordnung«, rief Hirata.
    Plötzlich erinnerte Sano sich an eine Jahre zurückliegende Ermittlung, die ihn und Hirata in die Straße der Tabakhändler geführt hatte. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Als er Hiratas Absicht begriff, dröhnten drei laute Schläge durch die Lagerhalle.
    Doch Himmelsfeuer zögerte, die Tür zu öffnen. Vermutlich fragte er sich, wie er das Geld entgegennehmen und zugleich seine beiden Geiseln in Schach halten konnte. Seine Blicke huschten immer schneller und ruheloser umher, und seine Hände krallten sich noch fester um Wisteries Kragen und den Schwertgriff. Sano sah, dass die verzwickte Lage den Verbrecher zu mehr Gewalt anstatt zu vernünftigem Denken und Handeln anstachelte. Wisterie schloss die Augen und schlug die Hände vors Gesicht, als erwartete sie den tödlichen Hieb.
    »Wir gehen alle hinunter«, sagte Sano, der angestrengt überlegte, wie er Hiratas Plan unterstützen konnte. »Ihr haltet Wisterie fest, und ich hole das Geld.«
    Nach einem Augenblick des Überlegens erwiderte Himmelsfeuer: »Also gut. Ihr geht voraus.«
    Sano stieg die Treppe hinunter. Himmelsfeuer und Wisterie folgten ein paar Stufen hinter ihm. Sie durchquerten das Lagerhaus. Der sōsakan-sama schob den Riegel an der Tür zur Seite und öffnete langsam, während Himmelsfeuer und Wisterie im Schatten warteten. Sano schlug das Herz bis zum Hals, seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Die Holzkiste stand vor der Tür. Sano beugte sich hinunter, um sie hochzuheben. In diesem Augenblick drang ein Geräusch in die Lagerhalle, als würde jemand übers Dach klettern.
    »Was ist das?«, rief Himmelsfeuer erschrocken, wirbelte suchend im Kreis herum, starrte an die Decke und presste Wisterie vor seine Brust. Augenblicke später wurden die Dachfenster von Sanos Männern geöffnet, die ins Lagerhaus geklettert waren. Mehrere dunkle, runde Gegenstände von der Größe einer Männerfaust fielen von oben herab. Sie alle waren mit einer kurzen, Funken sprühenden Zündschnur versehen. Als sie in die Lagerhalle fielen, schrie Himmelsfeuer auf und zog den Kopf ein. Die Gegenstände landeten um ihn herum auf dem Boden. Sano stürzte sich auf Wisterie. Er bekam ihre Hand zu fassen, als die Bomben krachend explodierten.
    Dichte gelbe Rauchschwaden bildeten sich und trübten die Sicht. Himmelsfeuer stieß ein wütendes, tierhaftes Gebrüll aus. Wisterie kreischte. Sano zerrte sie zur Türöffnung, einem großen hellen Rechteck, das in dem Rauch kaum zu erkennen war. Doch ein kräftiger Ruck von der anderen Seite entriss Wisteries Hand der Sanos. Der gelbe Rauch brannte in seinen Augen und verschleierte seine Sicht. Er hörte, dass Hirata seinen Namen rief, hörte Himmelsfeuer und Wisterie husten und keuchen, sah aber nichts als Rauch. Er fluchte, dass es ihm nicht gelungen war, Wisterie rechtzeitig aus dem Gebäude zu bringen, sodass der Rauch Himmelsfeuer ins Freie getrieben hätte.
    Sanos Lungen zogen sich zusammen, und er hustete würgend. Aber er konnte unmöglich davongehen und Wisterie mit diesem verrückten Mörder zurücklassen!
    »Hilfe!«, schrie sie gellend.
    Sano bedeckte Mund und Nase mit den Ärmeln seines Umhangs und tastete blind nach ihr. Das Licht von den Laternen schimmerte durch die Rauchwolken. Sanos sechster Sinn warnte ihn. Er duckte sich, als Himmelsfeuers Schwert die Rauchwolken durchstieß und dicht über
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