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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Rowland
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erzählt hatte. »Ihr habt das Geld verschwendet, das ich Euch gegeben habe«, sagte er zu Wisterie. »Ihr habt Euch verschuldet und seid zur Diebin geworden. Ich hatte Euch entschädigt, weil Ihr wegen mir leiden musstet. Was später geschah, war allein Eure Schuld.«
    Sano ballte die Hände zu Fäusten und trat auf Wisterie zu. »Ihr habt eine Intrige geschmiedet, damit ich des Mordes und Verrats beschuldigt werde, weil Ihr nicht mit Eurer Freiheit umgehen konntet. Beinahe hättet Ihr meine Familie zerstört, anstatt die Verantwortung für Eure eigenen Fehler zu übernehmen.«
    »Ich weiß jetzt, dass ich Unrecht getan habe. Es tut mir Leid«, gab Wisterie mir schmeichelnder Stimme zu. Sie schenkte Sano ein scheues Lächeln, das jedoch rasch wieder erlosch und ihre Angst vor seinem Zorn erkennen ließ. »Bitte vergebt mir.«
    Sie fiel auf die Knie und presste Sanos Hände auf ihre Brüste. Doch ihr Versuch, ihn zu beschwichtigen, stieß Sano ab. Als er seine Hände von ihrem Busen löste, riss Himmelsfeuer sie an den Haaren hoch.
    »Du glaubst wohl, du könntest mir für alles die Schuld geben, damit du die eigene Haut retten kannst?«, rief er. »Aber damit kommst du nicht durch. Das ist alles deine Schuld, und jetzt wirst du dafür büßen!«
    Er ohrfeigte sie, warf sie zu Boden und trat mit den Füßen nach ihr. Wisterie krümmte sich schluchzend.
    »Hilfe!«, schrie sie. »Er wird mich töten!«
    Sano spielte kurz mit dem Gedanken, aus dem Lagerhaus zu fliehen und Wisterie mit Himmelsfeuer allein zurückzulassen, zumal Reiko, Masahiro und all seine Gefolgsleute durch ihre Intrige beinahe zum Tode verurteilt worden wären. Doch seine Wut war stärker als seine eigene Rachgier. Er durfte nicht zulassen, dass ein weiterer Mord geschah, und Wisterie war eine Zeugin, die er lebend brauchte. Die Gesetze der Tokugawa würden über sie richten.
    Himmelsfeuer zog sein Schwert und hob es hoch über Wisteries Kopf, die vor Angst laut aufschrie.
    »Hört auf!«, rief Sano, warf sich auf den Verbrecher und ergriff dessen Schwertarm. Himmelsfeuer riss sich los und hieb mit der Waffe nach Sano, der jedoch auswich. Derweil kroch Wisterie auf die Treppe zu. Himmelsfeuer bemerkte es und stürzte sich mit erhobenem Schwert auf sie, als plötzlich eine Stimme ins Lagerhaus drang.
    »Himmelsfeuer! Sōsakan-sama !«, rief Hirata. »Ich bringe das Geld.«
     
    Reiko wartete nicht, bis die Sänfte sie bis zur Tür gebracht hatte. Sobald sie das Beamtenviertel erreicht hatten, sprang sie aus der Sänfte, lief die Straße hinauf und stürmte durchs Tor. Mit klopfendem Herzen rannte sie auf den Hof. Übelkeit erregende Angst wütete in ihrem Innern. Vielleicht war das, was sie verhindern wollte, längst geschehen. Mit einem erstickten Wehlaut eilte sie ins Haus.
    »Masahiro-chan!«, rief sie und eilte durch den Eingangsflur. Ihre Stimme hallte durch die Leere. Die Angst zog ihre Lungen zusammen. Als Reiko um eine Ecke bog, fiel sie fast durch eine Türöffnung. Sie sah in das Gemach dahinter und fand die fünf Hausmädchen sowie drei der Kindermädchen Masahiros auf dem Boden schlafend vor. Ihre Augen waren geschlossen, und sie schnarchten leise mit geöffneten Mündern. Leere Weinschalen standen auf dem Tisch. Der Anblick alarmierte Reiko, denn ihre Vermutung wurde durch die Wirklichkeit bestätigt. Fürstin Yanagisawa musste den Bediensteten ein Schlafmittel eingeflößt haben, damit ihr niemand im Haus in den Weg geriet und ihre Taten womöglich bezeugen konnte.
    Reiko stürmte ins Kinderzimmer. Überall lag Spielzeug, doch Masahiro war nirgends zu sehen. Die Tür zum Garten war geöffnet, und im Zimmer war es bitterkalt. Grenzenloses Grauen nahm Reiko den Atem. Sie hastete in den Garten.
    »Masahiro-chan!«, rief sie immer wieder.
    Der Wind fegte über sie hinweg, als sie auf dem verlassenen Rasen und zwischen den welken Blumenbeeten ihren kleinen Sohn suchte. Plötzlich hörte sie kindliches Lachen und das Plätschern von Wasser. Reikos Herz setzte einen Schlag aus. Sie rannte um die Kirschbäume herum zum Teich.
    Kikuko stand bis zur Taille im Wasser. Mit beiden Händen drückte sie irgendetwas unter die Oberfläche. Wie eine Fontäne spritzte das Wasser hoch und nässte sie. Das Mädchen kicherte und drückte noch fester zu. Reiko sah kleine Füße und Arme, die panisch durchs Wasser schlugen. Namenlose Angst packte Reiko. Sie schnappte nach Luft und schrie: » Nein !«
    Von Panik erfasst, lief sie weiter, um Masahiro zu retten.
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