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Der Verrat

Der Verrat

Titel: Der Verrat
Autoren: Rowland
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seinen Kopf hinwegzischte. Immer wieder schrie Wisterie gellend um Hilfe, während Himmelsfeuer keuchte und fluchte. Verschwommene Schatten huschten wie Geister durch den Rauch, während die Klinge um Sano herumwirbelte. Er fiel auf den Boden und rollte sich zur Seite. Wisterie stieß einen Schmerzensschrei aus.
    Laute Schläge waren zu hören, als Sanos Männer mit Äxten die Fensterläden zerschmetterten. Als frische Luft in die Halle strömte und den Rauch vertrieb, hob Sano, der sich in der Mitte des Raumes befand, mühsam den Blick. Er sah, dass Himmelsfeuer sich auf die Tür stürzte, hilflos nach Luft hechelnd, während die Ermittler mit gezogenen Schwertern in die Halle stürmten. Himmelsfeuer lief ihnen taumelnd in die Arme, wild das Schwert schwingend, als er verzweifelt zu entkommen versuchte – koste es, was es wolle. Sano warf sich nach vorn, umklammerte Himmelsfeuers Knie und riss ihn zu Boden. Seine Ermittler stürzten sich auf den Verbrecher und entrissen ihm das Schwert. Himmelsfeuer wehrte sich wie ein gefangenes Tier und gab unverständliche, dumpfe Schreie von sich.
    »Seid Ihr unversehrt?«, fragte Hirata den sōsakan-sama .
    Keuchend vor Anstrengung, nickte Sano und hustete, um seine Lungen von dem Schleim zu befreien, während er sich erhob. »Wo ist Wisterie?«, fragte er.
    Dann hörte er ein Wimmern und sah sie. Wisterie lag auf der Seite, den Oberkörper auf die Ellbogen gestützt. Sie kroch zur Tür. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. Blut rann aus den Schnittwunden an ihren Beinen, die Himmelsfeuer ihr mit seiner Klinge zugefügt hatte.
    Sanos Mitleid war stärker als sein Groll auf Wisterie. Er ging mit Hirata zu ihr. Als Wisterie die beiden Männer auf sich zukommen sah, stemmte sie ihren Körper stöhnend ein letztes Mal vergeblich in die Höhe – in Richtung Freiheit. Dann brach sie schluchzend zusammen.

35.

     
    H
    irata- san !« Im Inneren Schloss, in dem sich die Frauengemächer des Palasts zu Edo befanden, eilte Midori auf die Veranda, als Hirata den Weg zu ihr heraufkam. In ihrem roten Seidenkimono war Midori an diesem kalten, bewölkten Nachmittag ein warmer Farbfleck in dem tristen Garten. »Was ist geschehen?«
    »Himmelsfeuer wurde überführt, den Mord an Fürst Mitsuyoshi begangen und die Prostituierte erschlagen zu haben, deren Leiche in Fujios Haus gefunden wurde«, sagte Hirata, der froh war, Midori gute Nachrichten zu überbringen. Zwei Tage waren vergangen, seitdem der Verbrecher gefasst worden war. Hirata hatte gerade den Prozess im Gerichtssaal des Magistraten Ueda verfolgt. »Wisterie wurde als Komplizin beim Mord und als Mittäterin beim Hochverrat verurteilt.«
    Hirata trat zu Midori auf die Veranda. Als er über die Geschehnisse berichtete, die zum Prozess geführt hatten, betrachtete Midori ihn mit großen Augen.
    »Was geschieht mit Wisterie und Himmelsfeuer?«, fragte sie schließlich.
    »Sie sind auf dem Weg zum Richtplatz«, erwiderte Hirata. »Ihre abgeschlagenen Köpfe werden auf der Nihonbashi-Brücke auf Pfähle gespießt – als Warnung für andere Verbrecher.« Das Gesetz der Tokugawa hatte über die schweren Verbrechen des Paares mit einem harten Urteil gerichtet.
    »Bist du nun in Sicherheit?«, fragte Midori ängstlich.
    »Ja. Der sōsakan-sama wurde entlastet. Er und ich haben uns mit dem Shōgun getroffen. Tokugawa Tsunayoshi hat sich entschuldigt, weil er an Sano -san gezweifelt hatte, und ihm seine Gunst wieder zuerkannt.« Unendlich erleichtert fuhr Hirata fort: »Die Gefahr für alle seine Gefolgsleute ist endgültig gebannt.«
    »Oh, ich freue mich so sehr für dich!« Midori lächelte mit glänzenden Augen. »Deine Idee mit den Rauchbomben war ein großartiger Einfall.«
    Hirata hatte sich einer Taktik bedient, die einst in der Straße der Tabakhändler gegen ihn selbst und Sano angewendet worden war. Er war stolz, dass ihm dieser Plan so schnell gekommen war, und froh, dass Sano Himmelsfeuer nach unten gelockt hatte, sodass er dort überwältigt werden konnte.
    Plötzlich verdunkelte sich Midoris Miene, und sie seufzte betrübt. »Aber wir sind unserer Heirat keinen Schritt näher gekommen«, klagte sie.
    »Oh doch, das sind wir«, entgegnete Hirata, denn die Lösung des Mordfalls hatte unerwartet eine Lösung auch für ihre Probleme geliefert. »Komm, wir gehen in die Stadt. Ich erkläre es dir unterwegs.«
     
    Kurz darauf saßen Hirata und ein Trupp Ermittler in einem Teehaus in Nihonbashi, als Fürst Niu mit seinen Wachen und seinem
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