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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll
Autoren: Charles Coleman Finlay
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himmlischen Ursprungs. »Ihr könnt ihn gerne töten, wenn Ihr wollt.«
    Made richtete sich auf und ließ den Kopf fallen wie einen Apfelkern oder eine leere Schale. Das Feuer seines Zorns war erloschen, das Öl, das es gefüttert hatte, versiegt. Er spürte nichts mehr. Er ließ das Schwert los, und es fiel mit einem Klirren auf den Boden. »Es gibt Wichtigeres als dieses dumme Töten.«
    Der Baron legte den Kopf in den Nacken und lachte. Als er wieder sprach, klang seine Stimme hart wie Stein. »Ihr wisst, dass nur der Gemahl der Baronin das Wappenzeichen des Barons tragen darf?«
    Er meinte den Dolchzahnlöwen.
    Es schmerzte Made, das Fell zu tragen, weil es ihn an Portia erinnerte, und so löste er die goldene Kette an seinem Hals, nahm den Mantel von seinen Schultern und hielt ihn Culufre entgegen. »Man hat ihn mir geschenkt, aber er sollte Euch gehören. Nehmt ihn!«
    Der Baron legte eine Hand an sein Kinn, als würde er dieses Angebot bedenken, und winkte dann kurz mit einem Finger.
    Ein Mann eilte herbei und nahm den Löwenmantel. Die eine Hand immer noch an das Kinn gelegt, sprach Culufre: »Ihr braucht Euren Namen nicht zu nennen, doch dürft Ihr eine Gunst erbitten, und ich werde sie gewähren.«
    Ein leises, aufgeregtes Murmeln breitete sich in der Menge aus.
    Made wusste nicht, worum er bitten sollte.
    »Wenn Ihr mich bittet, ungeschoren ziehen zu dürfen«, schlug der Baron vor, »werde ich Euch an die Grenze des Reichs meiner Herrin geleiten lassen. Oder an einen anderen Ort innerhalb des Reichs, wenn Ihr es wünscht.«
    Made überlegte. »Ich kam mit meinem Freund Bran hierher, weil er mit Euch sprechen wollte. Ich bitte nur, dass Ihr ihn anhört.«
    Der Baron ließ seine Zunge in seinem Mund herumrollen, als wolle er den Geschmack dieser Bitte kosten. »Komm her, Bran. Ich habe dich gesehen. Dein Freund hat gerade sein Leben dafür eingetauscht, dich sprechen zu lassen.«
    Die zwei Ritter, die Bran hielten, stießen ihn nach vorne. Sobald sie ihn losließen, fiel er vor dem Baron auf die Knie und berührte mit der Stirn den Boden.
    »Erhebe dich«, sagte Culufre. »Ich verlange von keinem meiner Ritter gebückt und mit leerem Nacken vor mich zu treten.«
    Bran blieb, wo er war, das Gesicht im Staub. »Ich trage keinen Zopf mehr. Nackt stellten mich die Bauern ins Feuer, um mich zu töten, und nackt wurde ich wieder herausgetragen, als ein neuer Mensch. Ich bitte Euch, wieder in Eure Dienste treten zu dürfen, als niederer Schäfer, wenn es Euch beliebt, tauglich nur, um unter ungeschulten Burschen zu arbeiten, bis ich mich Eures Vertrauens würdig erwiesen habe.«
    »Ich rate davon ab«, mischte Sebius sich ein. Die hohe Stimme zitterte. »Dieser Mann ist ein Verräter. Er hat uns einmal verraten und wollte es heute Abend wieder tun.«
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Culufre. »Hauptmann Bran wurde nur deshalb als Verräter gebrandmarkt, weil es ihm nicht gelang, eine junge Frau dazu zu bringen, einen dummen Jungen zu lieben, der mehrere Jahre jünger ist als sie.« Acrysy wollte protestieren, aber der Baron schwang seine Hand, als wolle er ihn ohrfeigen. Die Frau im Taubenkostüm hinter ihm machte daraufhin eine winzige Geste mit ihrer Hand, und er mahnte, etwas milder nun: »Schweig, Junge.«
    »Aber wenn du zuhören würdest«, beharrte Sebius, »wirst du feststellen, dass dein Nachkomme, der einzige Sohn deiner geliebten Herrin und durch sie Erbe deiner Titel - glorreicher und gütiger Baron Culufre, Löwe der Östlichen Berge, Smaragd des Reiches - einen durchaus berechtigten Einwand vorzubringen hat, lieber Bruder.«
    »Genug. Du, Sebius, hast gehört, was dieser Mann sagte. Das ist nicht Hauptmann Bran, der Ritter, der uns einst diente, sondern ein Bauer mit geschorenem Kopf, der darum bittet, neu in unseren Dienst treten zu dürfen.« Er hielt inne, und ein Lächeln zeigte sich auf seinem Mund, der unter der Maske hervorschaute. »Wenn man so will, ein Schäfer in Wolfskleidung.«
    Leises Gelächter zog durch die Menge, wie das Prasseln von Regentropfen auf Blättern.
    »Mein Bruder… «
    »Er wird sich zu den Dienern meines Haushalts gesellen, wo er von jenen, die mir besonders treu ergeben sind, überwacht werden kann, falls er doch einen Verrat planen sollte. Wenn er sich im Lauf der Zeit als vertrauenswürdig erweist, werden wir vielleicht von der Kaiserin die Erlaubnis erbitten, ihn zum Eunuch zu machen. Schließlich wurde er einst von einem geschult, der hoch angesehen ist. Dies sei
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