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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll
Autoren: Charles Coleman Finlay
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einzigen Titel vereint werden muss. Ich bin das Gefäß, in das alles gegossen wird. Irgendwann einmal werde ich diejenige sein, die auf diesem Sims steht und die Bewohner der Stadt in mein Heim bittet. Mein Gemahl dagegen wird die Weite dieses Landes durchstreifen und Reichtümer sammeln, die ich dann verteilen kann.«
    Made legte die Hand auf seine Brust. »Euer Gemahl? Ihr meint, Euren Gefährten? Das könnte ich sein.«
    Langsam schüttelte sie den Kopf. »Diese Entscheidung liegt bei der Kaiserin, und sie hat bereits den Sohn des Barons für mich erwählt.«
    Aus dem Kratzer an seiner Wange tropfte Blut auf seine Hand und hinterließ einen purpurroten Striemen. »Ihr könnt nicht für Euch selbst entscheiden?«
    »Nein.«
    Er streckte die Hand aus und berührte sie. »Das ist nicht richtig. Ihr solltet Euren eigenen Weg wählen dürfen.«
    »So ist es nun einmal. Seid froh, dass Ihr nicht Acrysy seid. Er hat noch weniger Möglichkeiten, noch weniger Freiheit. Das hat ihn verdorben.« Die Dienerin kehrte mit dem Bündel zurück, das sie schon bei ihrer Ankunft getragen hatte. »Hier. Das sollte ein Geschenk für den Baron sein. Ich wollte es ihm während der Audienz überreichen. Aber es ist besser, wenn ich es Euch zurückgebe.«
    Sie zog ihm die Maske vom Kopf, reichte sie ihrer Dienerin und nahm im Austausch das Bündel in Empfang. Es war das Löwenfell, gegerbt und mit kiefergrüner Seide gefüttert. Die Augen waren durch Bernsteine ersetzt, und ein strahlender Smaragd schmückte die goldene Spange am Hals. Sie legte ihm das Fell über die Schulter, schloss die Spange und setzte ihm den ausgehöhlten Schädel wie einen Helm auf seinen Kopf. Die riesigen Dolchzähne umrahmten sein Gesicht.
    »Es kleidet Euch gut«, sagte sie, die Stimme weich wie die Berührung ihrer Fingerspitzen an seinem Kinn.
    Made schob sachte ihre Maske zurück und küsste sie wieder. Diesmal wollte lange Zeit keiner von ihnen den Kuss unterbrechen. Irgendwann löste er sich atemlos von ihr. Wenn es nicht für immer so bleiben konnte, sollte es lieber auf der Stelle enden.
    Ihre Augen waren immer noch geschlossen, ihr Mund leicht geöffnet. Um sie herum ertönten die Pfiffe der Menge.
    Portia errötete und zog das wilde Antlitz des Sperbers über ihr Gesicht.
    »Kommt mit mir«, flehte er.
    »Ich kann nicht.«
    »Werde ich Euch wiedersehen?«
    Sie wich einen Schritt zurück. »Fragt die Weissagungsknochen.«
    Er wusste nicht, was sie damit meinte; wie so vieles, kannte er auch das nicht.
    Als er ihr folgen wollte, hörte er einen weiteren Tumult, Männer, die schrien, und dann, über alles andere hinweg, Brans Stimme. Er schaute sich um. Als er sich wieder zu ihr wandte, war der Sperber bereits geflohen.
    Obwohl er in alle Richtungen schaute, entdeckte er keine Spur von ihr. Da hörte er wieder Brans zornige Stimme. Verzweifelt warf er die Hände in die Höhe und machte sich auf den Weg, seinem Freund zu helfen.
    Er stieß Männer und Frauen beiseite und stürmte durch die Menge, bis er den offenen Platz vor den Burgtoren erreichte. Zwei Soldaten hielten Brans Arme hinter seinem Rücken. Seine Maske lag am Boden, daneben die des Fuchses, der vor ihm stand und seinen Hals umklammerte.
    Acrysy.

Kapitel 27

    Made stürzte sich auf Acrysy wie eine Feuersbrunst, die über einen Hang hinwegfegt, packte ihn am Nacken und schüttelte ihn, dass er bebte wie Gräser in den Flammen.
    »Dämonen!«, rief einer der Ritter. Er ließ Bran los und zog sein Schwert. Made hob Acrysy auf und schleuderte ihn dem Mann entgegen. Beide stürzten zu Boden. Mit einer einzigen fließenden Bewegung wirbelte Bran herum, zog das Schwert des anderen Ritters aus der Scheide und stieß ihn zu Boden. Verwirrt schaute er auf Mades Umhang und rief: »Los, renn weg!«
    »Ja, ja, ja!« Nichts lieber als das. Made wollte rennen, so schnell wie damals, als er zum ersten Mal vor Portia geflohen war. Wenn er weit oder schnell genug rannte, könnte er vielleicht dem Schmerz entfliehen, der auf sein Herz einstach.
    Bran schwang sein Schwert, um die Vögel und Tiere vor ihnen zu vertreiben. Sie hatten die Schlossmauer bereits umrundet und waren auf dem Weg zum Pförtnerhaus und der Brücke, als Bran auf einmal stolpernd stehenblieb und Made mit ihm zusammenstieß.
    Da standen Tubat und Crimey, in Rüstung gekleidet, Schwerter in den Händen, und wurden von den Brückenwächtern in Schach gehalten. Tubat schrie: »Er ist da drin, ich sage Euch doch… « Plötzlich rief er: »Da
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