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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll
Autoren: Charles Coleman Finlay
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mein Urteil, möge Verlogh sich an mir allein rächen, sollte es sich als falsch erweisen.«
    Bei diesen Worten ließ Sebius den Kopf sinken. »Ja, Herr.«
    »Erhebe dich, Bran. Und willkommen in meinen Diensten.«
    Bran rappelte sich auf, hielt den Kopf jedoch gesenkt. »Mein Herr ist gütig und gerecht.«
    »Wie könnte ich beides sein?«, fragte Culufre. »Es ist bei weitem besser, dass ich stark bin. Lüge mich nicht noch einmal an, wenn du es in meinen Diensten zu etwas bringen willst.« Er zögerte und starrte Made mit verwunderter Miene an.
    Made spürte auf einmal, wie jemand auf ihn zukam, als würde ein langes Seil um seine Brust, das jahrelang lose gehangen hatte, von einem gelegentlichen, schwachen Ziehen abgesehen, auf einmal festgezurrt.
    Er drehte den Kopf und erwartete - hoffte - Portia zu sehen.
    Die Menge teilte sich, während die Löwin durch sie hindurchschritt, so prächtig und verschwenderisch kostümiert wie der Baron und ebenfalls von einer Eskorte begleitet, nur waren es keine Ritter, sondern Frauen. Die Baronin.
    Ihr Gesicht war unter dem goldenen Antlitz der Löwin mit den silbernen Schnurrhaaren verborgen, aber ihr Kinn bebte. Ihre Hand hielt die kleine, blaue Samttasche, die an einer Kette um ihren Hals hing, so fest umklammert, dass die Knöchel ihrer Finger vor Anstrengung ganz weiß wurden. Mit zitternden Fingern zeigte sie auf Made.
    »Das ist er«, rief sie mit bebender Stimme.
    Culufre trat rasch an ihre Seite, nahm ihre Hand und streichelte sie sanft. »Aber, meine liebe, meine süße Elysse. Weshalb bist du denn so aufgeregt?«
    »Das ist er.« Ihr Blick war unverwandt auf Mades Gesicht gerichtet. »Nach all den Jahren. Er sieht genauso aus wie sein Vater.«
    Made lehnte sich zurück und versuchte, das unsichtbare Seil zu zerreißen.
    »Wirklich?«, sagte Culufre. »Ich dachte eben erst, dass er dir ähnelt.«
    »Das ist kein Scherz, mein Gemahl. Ich war während meiner Schwangerschaft an die Amme und mein Kind gebunden, und ich habe in meinem Herzen stets das Ziehen dieses verlorenen Jungen gespürt.«
    Culufres Stimme wurde weich. »Und wir durchtrennten dieses Band, um dein Leben zu retten, als Kind und Amme im Feuer umkamen… «
    Sie entriss ihm ihre Hand, zog den winzigen Samtbeutel von ihrem Hals und streckte ihn blindlings vor. »Holt mir meinen Zauberer. Er kann mir die Wahrheit sagen.«
    Mehrere Frauen verließen den Kreis und eilten ins Schloss zurück.
    Aus dieser Entfernung besaß der Samt für Made keinen Geruch, aber ihm gefiel nicht, wie das hier alles schmeckte. Seine Zähne knirschten.
    »Elysse«, murmelte Culufre beruhigend.
    Sie zeigte mit dem Kinn auf das Säckchen in ihrer Hand. »Das hier enthält die Schnur, die ihn einst mit mir verband, und ein Stück von dem Fleisch, das ihn in meinem Bauch nährte - der Zauberer möge es benutzen, um zu beweisen, dass er mein Sohn ist.« Ihr lodernder Blick richtete sich auf Made, und ihre Stimme wurde ganz leise. »Die ganze Zeit über wusste ich, dass du noch lebst.«
    »Meine Mutter war ein Troll«, erklärte Made.
    Jemand in der Menge unterdrückte ein Kichern.
    »Sag nicht solche bösen Worte«, jammerte die Baronin.
    »Sie war eine gute Mutter.« Made drehte den Kopf und musterte die Menge der dummen, albernen Geschöpfe vor ihm. Sein Sperber war nicht unter ihnen. Er schaute auf sein eigenes Graukatzenkostüm und riss es sich vom Körper, bis es in einem Haufen zu seinen Füßen lag. »Sie fütterte und wärmte mich. Hätte sie diese Dummheiten gesehen, hätte sie sich geschämt.«
    Die Frauen kehrten mit einem glatt rasierten Mann zurück, der einen blauschwarzen Umhang mit silbernen Sternen trug. Um seinen Kopf sah Made ein rötliches Licht, von braunen Streifen durchsetzt wie bei Banya.
    Der Mann zögerte, als er Made sah. »Die Herrin ließ mich rufen?«
    Eine kleine Schar Maskierter war dem Zauberer aus dem Schloss gefolgt, darunter auch Portia. Sie hatte die Maske tief über das Gesicht gezogen und den gefiederten Mantel eng um sich geschlungen. Bei ihrem Anblick verblichen die anderen Gesichter um Made herum wie Sterne im Morgengrauen: Brans geduldige Erleichterung, Tubats benommener und blutiger Zorn, der ängstlich geneigte Kopf des Zauberers.
    Ehe die Baronin dem Zauberer antworten konnte, hob Culufre die Hand. Anspannung zog sich durch seine wunderschöne Stimme. »Bedenke die Weisheit deines Tuns, Elysse. Sollte die Antwort Nein lauten, wäre das ein Nein für immer.«
    Die Baronin wich einen kleinen
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