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Der verlorene Troll

Der verlorene Troll

Titel: Der verlorene Troll
Autoren: Charles Coleman Finlay
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26

    Made ging auf die Brücke zu. Er fieberte. Er trug nichts bei sich, was er ihr als Zeichen seines Interesses geben könnte, aber er würde etwas finden, egal was. Worte, wenn er sonst nichts fand.
    Bran packte ihn am Arm. »Wohin gehst du?«
    »Sie ist hier, die Frau!«
    »Was? Lady Eleuate ist hier?«
    »Ja, sie ist ein Vogel.«
    Er ging noch einen weiteren Schritt auf die Brücke zu, und wieder hielt ihn Brans Hand zurück. »Wir sollten besser warten, bis die Menge dichter wird. Wir wollen noch unbemerkt bleiben.«
    Made entzog ihm seinen Arm. »Gibt es einen anderen Weg aus dem Haus?«
    »Burg. Nein, niemand kann die Burg verlassen, außer durch dieses Tor.«
    »Dann ist es eine kleine Höhle, ohne ein zweites Loch, aus dem man schlüpfen kann«, sagte Made. »Aber ich werde hier warten, bei der Brücke, und Ausschau halten, bis wir hineingehen.«
    »Wir müssen denjenigen aus dem Weg gehen, die Tubat und Crimey gut kennen. Nicke jedem zu, der dich anspricht, tu aber so, als würdest du dich mit mir unterhalten, und gehe einfach weiter.«
    »Nicken und weitergehen«, wiederholte Made. In seinem Kopf wirbelten die vielen Dinge, die er Portia sagen wollte. »Und hoffen, dass wir nicht kämpfen müssen.«
    Ein Lächeln lugte unter Brans Maske hervor. »Genau.«
    Sie blieben am Rand der Menschenmenge stehen. Die Katzenmaske war hinten mit seinem Gewand verbunden und verbarg Mades Gesicht bis auf den Mund. Er konnte den Kopf kaum drehen und hatte nur eine eingeschränkte Sicht, dennoch hielt er den Blick unverwandt auf die Brücke gerichtet. Doch Portia, die Frau, kam nicht wieder heraus.
    Innen blies ein Horn.
    »Das ist das Zeichen für den Beginn des Fests«, sagte Bran. »Nun dürfen die gewöhnlichen Gäste eintreten, und der Zug der Gäste wird rasch vorankommen. Lass uns gehen.«
    Als sie sich dem Tor näherten und zu einer anderen Gruppe gesellten, sah Made, dass der See von Steinen umsäumt und am Ufer von einer steinernen Brüstung umgeben war. Das Licht der Fackeln mischte sich mit dem grünlichen Schimmer der kleinen Dämonen, die im Wasser träge ihre Kreise zogen. Lange Ketten verbanden die Holzbrücke mit einem kleinen Gebäude, das aus dem Burgwall hervorragte. Die mit einer Goldbordüre eingefasste Fahne an den zahnförmigen Zinnen zeigte einen braunen Löwen auf einem grünen Feld. Musik und Stimmengewirr drangen aus dem Innern. Während sich die Leute vor ihm durch den Durchgang schoben, spähte Made über sie hinweg in den Burghof, in der Hoffnung, einen Blick auf sie zu erhaschen.
    »Die Einladung, bitte.«
    Made schaute den Soldaten verständnislos an. Seinem kurzen Zopf nach zu schließen war er ein Ritter. Bran gab Made einen Stoß und deutete auf das zerknitterte Papier in seiner Faust. Made reichte es dem Mann.
    »Schon gut, Tubat«, lächelte der Ritter und glättete das Blatt. »Ihr seid nicht der Einzige, der bereits was getrunken hat. Eure Schwerter müsst Ihr bei mir lassen. Ich weiß, Ihr gehört nicht zu denjenigen, die Ärger machen, aber… «
    Made nickte, seine Maske hüpfte auf und ab. Bran übergab die Waffen und schob seinen Freund über die Brücke in den Schlosshof.
    »He, Tubat!«, brüllte der Wachposten.
    Bran erstarrte, aber Made drehte sich um. »Ja?« Seine Stimme klang durch die Maske gedämpft und verändert.
    »Ihr seht schrecklich dünn aus«, rief der Ritter, während er die Einladung des nächsten Gasts entgegennahm. »Ihr solltet schnell zum Bankett gehen, ehe alles weg ist - dieses Jahr gibt’s nicht viel!«
    Made winkte ihm zu und trat dann mit Bran durch das Tor.
    Der blaue Himmel und die plötzliche Helligkeit verwirrten ihn. Es war, als sei die Nacht zum Tag gemacht worden. Gleich darauf erkannte er, dass der blaue Himmel in Wirklichkeit ein Dach war, das sich über einen riesigen Hof zog. Breite Stoffbahnen waren zwischen den Mauern der Burg gespannt und erstreckten sich über den riesigen Hof, einige hundert Fuß lang, von einer niedrigen Mauer zu einer höheren. Eine endlose Reihe von Fackeln, deren Halter ebenfalls an den Burgmauern befestigt waren, umgab den Hof und verströmte mehr Licht als die Sonne an einem bewölkten Tag.
    Made drehte sich langsam im Kreis. Ein riesiges Gebäude nahm die eine Seite des Hofs ein. Es ragte drei Stockwerke hoch vor ihm auf, die Mauern waren von zahlreichen Fenstern durchlöchert und in der Mitte prangte ein Balkon. Das Torhaus begrenzte die zweite Seite des Hofes, an der dritten saß eine Reihe kleinerer,
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