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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
Autoren: Jay Lake
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Tageslicht wandeln.
    Wir würden Choybalsan eine halbe Stunde, vielleicht auch länger, festhalten müssen, bevor unsere Streiter eintrafen. Selbst Hautlos war nicht mächtig genug.
    Er stellte mich sanft vor sich ab und blieb dann mit verschränkten Armen hinter mir stehen. Die Hintersten in der Menge entdeckten uns beide. Ihr Gebrüll verebbte in ein unbehagliches Schweigen.
    Ich schwenkte die Glocke. Das war töricht, aber ich hatte keine Waffe und musste ihre Aufmerksamkeit auf mich lenken. »Ich bin Green!«, rief ich. »Ich bin zu euch gekommen, um euch zu helfen, diesen Banditengottkönig aus dem Norden zu stürzen.«
    Einige johlten. Der Rektifizierer und der Tavernenwirt stellten sich an die Spitze der Menge.
    »Willkommen.« Die Stimme des Genettenbarbaren donnerte wie eine Explosion durch die Straße.
    Mit hochgehaltener Glocke kamen wir heran. Mit meinen Fingern auf den Klöppeln blieb sie stumm, aber sie war meine Standarte. Ich versuchte, nicht daran zu denken, dass ich mit der ungewollten Bürde eines neuen Lebens in meinem Bauch in einen nicht zu gewinnenden Kampf schritt.
    Ich versuchte, nicht an die Kinder und ihr Schicksal in dieser Welt zu denken. Ich versuchte, überhaupt nicht zu denken. Jetzt war der Augenblick, Zeit zu gewinnen und dann zu kämpfen.
    Die Tür der Stoffbörse sprang auf, Nast, der alte Schreiber, trat heraus. Ein halbes Dutzend Wachen drängten sich um ihn und an ihm vorbei auf die kleine Plattform am Ende der Treppe.
    Sie hatten Pistolen und Armbrüste in Händen und Schwerter auf dem Rücken. Der Rat machte klar, wie er einem Sturm auf seinen Regierungssitz begegnen würde.
    »Der Übergangsrat nimmt die Befürchtungen der Menschen von Copper Downs zur Kenntnis.« Nasts Stimme klang müde und abgespannt, aber sie war deutlich zu vernehmen. Er hielt ein Blatt Papier in der Hand, aber er las gar nicht davon ab. »Wir sind in diesem Augenblick dabei, günstige Bedingungen mit den Stämmen auszuhandeln, die hierhergekommen sind. Geht nach Hause, habt keine Furcht. Der morgige Tag wird Frieden und Wohlstand bringen. Alle, die jetzt gehen, haben keine Maßnahmen zu befürchten. Ihre Gesichter sind vergessen.«
    Er blickte in die Runde. Seine Augen weiteten sich beim Anblick von Hautlos und wurden wieder schmal, als er mich sah.
    »Alle, die nicht gehen«, fuhr er fort, »fallen unter die volle Härte des Revoltenerlasses. Ihr habt zehn Minuten, die Versammlung aufzulösen.«
    Ich drängte mich durch die Menge zu den Stufen. Was immer sie zuvor angestachelt hatte, schien nun seine Wirkung zu verlieren. Zu viele wichen vor Hautlos zurück, von der Stoffbörse, von all dem Ärger, zu dem das alles plötzlich zu werden drohte.
    Als ich die Stufen erreichte, setzte Nast zwei Armbrustmänner auf mich an. Trotz des Kribbelns zwischen meinen Schulterblättern drehte ich ihnen den Rücken zu. Wenn sie mich jetzt niederschossen, würde der Mob wieder aggressiv werden. Rhetorik war jetzt mein bester Schutz.
    »Copper Downs ist verraten worden«, rief ich.
    Ein unruhiges Gemurmel antwortete mir. An den Rändern des kleinen Mobs setzten sich keine Menschen mehr ab.
    »Ein Agent war in unserer Mitte und hat gegen uns gearbeitet.« Das war nicht der Augenblick, meine Theorien darüber offen zu legen, wodurch der Gott von Federo Besitz ergreifen konnte. Ich hoffte, dass die Zeit kommen würde, da dieser Gesichtspunkt wichtig wäre, aber es erschien mir nicht sehr wahrscheinlich.
    »Er hat ein hohes Staatsamt bekleidet und vorgegeben, unsere Feinde von uns fernzuhalten, während er sie heimlich zu uns führte.« Ich holte erneut tief Luft. »Er hat versucht, die Götter erneut zum Schweigen zu bringen, bevor sie ihre Stimme erheben können. Er will den Tempelbezirk wieder in die Schmach der Vergessenheit stürzen. Er hat zugelassen, dass die Handelsschiffe leer und nutzlos im Hafen liegen, dass Menschen in den Fabriken und Lagerhäusern ihre Arbeit verloren und dass Furcht unsere Straßen regiert.«
    »Das ist genug«, sagte Nast ruhig hinter mir. »Geh jetzt, Mistress Green, bevor ich dich wie einen Schmetterling aufspießen lasse.«
    Ich drehte mich um und sah ihn fest an. »Du willst alles, was er getan hat, absegnen?«
    »Bevor ich die Zerstörungen eines Krieges in meiner Stadt zulasse?« Nasts Worte waren mutig, aber seine Augen nicht mehr. »Ja.«
    Ich wandte mich wieder an die Menge. Das Kribbeln zwischen meinen Schultern wurde heftiger. »Wollt ihr einen Krieg?«
    »Nein!« Es war wie eine
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