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Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Der verborgene Hof: Roman (German Edition)

Titel: Der verborgene Hof: Roman (German Edition)
Autoren: Jay Lake
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werden einen Priester brauchen, der Seliu spricht.«
    Wir machten uns auf den Weg, eine aufsässige Menge von Bauern, Bergbewohnern und ihren Banditenbrüdern zu beruhigen und ihnen zu sagen, dass ihr Gott ein Ochse geworden war.

Ausblick
    Einige Wochen später ritt ich auf der Gerstenstraße hinauf in die Berge. Ich saß wieder einmal auf einem Pferd. Die herbstliche Luft war frostig kalt und weckte die Sehnsucht nach den warmen Nächten von Kalimpura. Ich trug einige Schichten Kleidung übereinander, aber die Kälte setzte mir trotzdem heftig zu.
    Banditen fürchtete ich nicht. Die wenigen, die sich noch in der Gegend herumtrieben, fürchteten mich. Die meisten der Männer hatten auf Chowdry gehört. Ausdauer gewann an Einfluss, sowohl bei den Petraeanern von Copper Downs als auch bei der Landbevölkerung.
    An diesem Tag führte mich mein Weg zu den Gebirgsgräbern und den halb wilden Obstgärten auf den Hängen unter ihnen. In einer Satteltasche hatte ich Gewürze und Kochgeschirr für die Hüttenbewohnerin, die mich aufgenommen hatte. In der anderen brachte ich ein paar Bücher und warme Winterkleidung für Mistress Danae, für den Fall, dass ich das Glück hatte, sie zu finden. Andernfalls würde ich die Dinge in der Hütte lassen. Auch Kohle und Papier hatte ich dabei, weil ich wieder zeichnen wollte, wenn ich die Zeit und Kraft dazu fand.
    Auch hoffte ich, auf diesem Ritt etwas über weitere Personen in Erfahrung zu bringen, die im Haus des Faktors überlebt haben könnten. Abgesehen davon genoss ich es, eine Weile fern von Copper Downs zu sein. Die Toten selbst interessierten mich nicht, auch nicht diese tuschelnden Alten hoch oben in den Bergen.
    Der Rektifizierer war fort. Keiner seines Volkes wollte Genaueres darüber sagen, wie er ihnen entkommen war, was im Grunde bedeutete, dass sie ihn hatten gehen lassen. Was in gewisser Weise schade war – ich hatte den alten Haudegen schätzen gelernt. Seine Absichten und die meinen waren zuletzt recht gegensätzlich gewesen, aber selbst ich begriff, dass unsere Seelenpfade verbunden waren.
    Der Tempel des Peingottes blieb eine Weile geschlossen. Ein paar halb ausgebildete Akolythen und ehemalige Priester bemühten sich, Schwarzblut wieder Substanz zu geben.
    Ausdauer hatte noch keinen Tempel, aber die Minenschächte in den Untergrund boten sich dafür an. Chowdry war sehr emsig und mit ihm die Priester, die er aus den Reihen der einstigen Armee gewonnen hatte. Ich hatte Briefe nach Kalimpura, an bestimmte Höfe und Tempel und vor allem an den Tempel der Silbernen Lilie, geschickt.
    Nast zahlte mir mein Geld aus, aber ich sagte ihm, dass ich den Winter über bleiben würde. Statt eine Schiffspassage zu buchen, hinterlegte ich das Geld beim Tavernenwirt. Ihm traute ich mehr als jeder Bank, und es war mir wichtig, eine Weile zu bleiben. Wie mein Kind auch immer heranwachsen würde, ihre Geschichte würde hier im Schatten des Ochsen meines Vaters beginnen.
    Ich schwor, dass ihre erste Erinnerung nicht wie meine eine Totenzeremonie sein würde. Die Seide, welche die Tanzmistress auf dem Ochsen getragen hatte, war ganz nach meinem Geschmack und mit fast der richtigen Anzahl von Glöckchen versehen. Ich wusste nicht, woher sie sie bekommen hatte, oder warum. Es hatte in jener Nacht so viele Sendlinge und göttliche Erscheinungen gegeben, dass ich fast alles glauben konnte.
    Seither nähte ich jeden Abend ein neues Glöckchen daran. Die Alten hier begruben ihre Toten nicht im Himmel wie wir, doch sie waren hoch oben in den Bergen, und das war fast dasselbe. Ich tätschelte meinen Bauch und das Kind darin, während ich mit einem lautlosen Lied von Erinnerungen an Tod und Leben in meinen Gedanken hügelan ritt.
    Meine Großmutter wäre stolz auf mich gewesen.
    Dass Ausdauer es war, wusste ich.

 
    Jay Lake , geboren 1964, wurde 2004 mit dem John W. Campbell Award als bester neuer Science-Fiction-Autor ausgezeichnet. Er hat mehrere Romane und weit über hundert Kurzgeschichten veröffentlicht, von denen einige für den Hugo Award und den World Fantasy Award nominiert wurden. Darüber hinaus ist er auch als Herausgeber von Anthologien und als Rezensent für die I NTERNET R EVIEW OF S CIENCE -F ICTION hervorgetreten. Er lebt in Portland, Oregon, und arbeitet als Produktmanager für eine Firma, die Sprachdienste für Unternehmen bereitstellt.
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