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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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sich mir gegenüber auf
einer riesenhaften modern geformten, mit weißem Leder bezogenen Couch
niederließ. Als sie mit einer schnellen beiläufigen Bewegung die Beine
übereinanderschlug, erkannte ich die roten Strumpfbänder wieder und sah, daß
die Innenseiten ihrer Schenkel Grübchen hatten.
    »Sie haben mich also gerufen,
und da bin ich«, sagte ich kurz. »Und ich habe auch nicht viel Zeit. Nachdem
nun das Robert-Carlton-Projekt der Vergangenheit angehört, fliegen wir heute abend nach New York zurück .« Ich warf einen Blick auf meine Uhr. »Ich muß mich heute nachmittag um fünf Uhr mit Boris am Flughafen
treffen, also...«
    »Das ist unmöglich«, sagte sie
gleichmütig.
    »Wie?«
    »Sie können es bis dahin nicht schaffen«,
sagte sie ruhig. »Und dies muß ein erstklassiger Job werden. Das wissen Sie
doch, oder nicht ?«
    »Penny Potter«, sagte ich
vorsichtig, »wovon, zum Kuckuck, reden Sie eigentlich ?«
    »Von dem Drehbuch.« Sie
betrachtete mich stirnrunzelnd, als wäre ich ein Idiot oder noch etwas
Schlimmeres. »Es ist schrecklich wichtig, daß Sie Ihre Sache gut machen .«
    »Oh, klar — das Drehbuch .« Ich starrte sie einen Augenblick lang an. »Von welchem
Drehbuch sprechen wir denn? Das Vampir-Drehbuch starb etwa zur selben Zeit wie
der Vampir auch. Erinnern Sie sich ?«
    »Erinnern Sie mich nicht daran !« fauchte sie. »Ich bin wütend auf Robert Carlton!
Glücklicherweise hat mein Agent ein paar kleingedruckte Klauseln in den Vertrag
eingefügt, also werde ich aus der Sache noch etwas herausholen. Aber wie dem
auch sei«, sie wechselte die übereinandergeschlagenen Beine, und mit den
feuerwehrroten Strumpfbändern sah das wie ein Verkehrssignal aus, »es ist jetzt
nicht wichtig. Mein Agent hat mir einen Zehnminutenauftritt in einem neuen Fernsehspiel
verschafft, das wirklich eine Starbesetzung hat — natürlich! Mit Dingo Barr —
das ist der sensationelle neue australische Pop-Sänger. Aber wir brauchen ein
bißchen Dialog. Das heißt, ich brauche Dialog — er kann immer seinen albernen
Mund aufreißen und singen! Aber dies ist eine entscheidende Krise in meiner
Karriere. Verstehen Sie? Ich brauche ein Drehbuch, das hinreißend komisch ist
und mir alle Lacher einbringt und am besten dem kleinen Bastard gar keine
Möglichkeit gibt, auch nur eine Note zu singen!«
    In meinem Kopf begann laut und
klar eine Glocke zu läuten. »Ich soll Ihnen das also schreiben ?« Ich lachte lauthals. »Kommt nicht in Frage! Es gibt eine
Unmenge guter Drehbuchautoren hier, also holen Sie sich einen von denen !«
    »Aber die kosten Geld !« Ihre Augen fuhren vor Entsetzen förmlich zurück. »Ich
meine, wozu hat man schließlich Freunde, Larry ?«
    »Nicht, um hier herumzusitzen
und Ihnen umsonst ein Drehbuch zu schreiben und das Flugzeug nach New York zu
verpassen«, knurrte ich. » Soviel ist sicher .«
    »Sie können allemal noch mit
einer anderen Maschine fliegen«, sagte sie schmollend. »Aber ich kann keinen
anderen Larry Baker bekommen, der mir ein Drehbuch voll brillanter
Larry-Baker-Dialoge schreibt. Oder?«
    »Pech!« Ich stand schnell auf.
»Es war mir ein Vergnügen — wenn auch ein teures — , aber immerhin ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Penny. Viel Glück und auf
Wiedersehen!«
    »Hören Sie auf, am ganzen
Körper zu zucken«, sagte sie scharf. »Ich bin noch nicht fertig. Sie können
hierherziehen, während Sie das Drehbuch schreiben, so daß Sie keine
Hotelunkosten haben«, ein Ausdruck des Schmerzes erschien auf ihrem Gesicht,
aber sie brachte ihn unter Kontrolle, »und ich werde Ihnen sogar das Essen
besorgen, solange Sie hier sind — ohne Ihnen etwas zu berechnen.«
    »Ihre Großzügigkeit überwältigt
mich«, sagte ich spöttisch. »Wie steht es mit Alkohol ?«
    »Hm .« Sie stöhnte, biß sich hart auf die Unterlippe und nickte dann. »Na gut!«
    »Quatsch !« sagte ich vulgär. »Sie sind übergeschnappt, und ich gehe jetzt, für den Fall,
daß das ansteckend ist .« Ich drehte mich um und
schlenderte zielstrebig der Tür zu.
    »Larry!« Ihre Stimme war ein
weich gurrender Laut. »Ich habe vergessen, die — wie nennen Sie so etwas —
Annehmlichkeiten am Rand zu erwähnen .«
    »Welche zum Beispiel ?« brummte ich, die Hand auf dem Türknauf.
    »Warum drehen Sie sich nicht um
und sehen selber ?« fragte sie mit kehliger Stimme.
    Ich hätte an die alte
griechische Sage denken sollen, aber ich drehte mich um — und dann war es zu
spät, ich blieb wie angewurzelt stehen. Das
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