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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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an, senkte dann den massiven Kopf und schnupperte am Boden. Er
umkreiste mich halb, wobei er unentwegt schnupperte, und wich dann wieder
zurück, ruhelos den Kopf bewegend, als sei er verwirrt. Ich begann selber zu
schnuppern; und als mir der grauenhafte Gestank in die Nase drang, segnete ich
den unaussprechlichen Schleim aus dem Schloßgraben ,
der nach wie vor meine Schuhe bedeckte, denn mir wurde klar, daß er aufs
wirkungsvollste meinen eigenen Geruch vertrieben haben mußte. Ein paar Sekunden
lang trabte der Hund ruhelos umher und gab dann ein kaum hörbares Knurren der
Enttäuschung von sich, bevor er wieder die Stufen hinaufsprang.
    »Das verstehe ich nicht .«
    Der Klang seiner Stimme bewog
mich, Farthingale anzublicken, der die Pistole auf
mich gerichtet hielt.
    »Das verstehe ich nicht«,
wiederholte er langsam. »Er ist darauf dressiert, dem Geruch zu folgen und zu
töten! Er...« Er brach plötzlich ab und schnupperte kräftig. »Woher kommt
dieser Geruch ?«
    »Woher, zum Teufel, soll ich
das wissen ?« sagte ich mit zitternder Stimme.
    Seine Augen betrachteten eine
Sekunde lang prüfend mein Gesicht und glitten dann an mir hinab, bis zu meinen
Füßen. »Ah!« Das Lächeln kehrte wieder in sein Gesicht zurück. »So ist das also .«
    »Was?«
    »Ziehen Sie Ihre Schuhe aus !« sagte er in scharfem Ton.
    Ich hatte eine kurze Vision
dessen, was sich in den nächsten fünf Sekunden ereignen würde: Larry Baker, der
in seinen Socken dastand, während dieser Höllenhund erneut die Treppe
herabgesprungen kam, um mir die Kehle herauszureißen! Ich hatte die Wahl
zwischen dem Unvermeidlichen und der Chance, daß der Butler mit der Pistole
nicht ganz so gut umzugehen verstand wie mit einem Messer.
    »Wie Sie meinen«, murmelte ich
und bückte mich, um die Schnürsenkel zu lösen.
    Während ich mich so duckte,
machte ich plötzlich einen gigantischen Satz aus dem Stand, der mich halbwegs
die gegenüberliegende Treppe hinunterbrachte, und mit einem zweiten, ebenso
gigantischen Satz war ich unten angelangt. Ich raste den gewundenen Gang
entlang, hörte Farthingale hinter mir her stapfen,
erreichte die schwere Eichentür, hob den eisernen Riegel, öffnete die Tür und
tauchte im tiefen Dunkel auf der anderen Seite unter.
    Ich hatte vergessen, daß der
Tunnel unter dem Schloßgraben steil nach unten
führte; ich verlor plötzlich den Boden unter den Füßen und schlidderte auf der
Brust in eine stinkende Schleimpfütze. Als ich mich mühsam wieder aufraffte,
hörte ich den Butler vorsichtig hinter mir herkommen, aber dem hohlen Klang der
Schritte nach war er nicht allzu weit hinter mir. Ein paar Tropfen kalten
Wassers fielen von der Decke herab auf mich, und ich schrie laut auf, bevor mir
klar wurde, was es war. Im nächsten Augenblick knallte die Pistole, und es
klang in dem beengten Raum wie der Untergang der Welt. Die Kugel fuhr irgendwo
in die Decke über meinem Kopf und prallte an den Steinwänden ab, was wie ein
wahnsinnig gewordener Bienenschwarm klang. Mehr der Ermutigung bedurfte ich
nicht, um weiterzurennen .
    Fledermäuse erhoben sich,
verwirrt flatternd, als ich den Fuß der Turmruine erreichte, und einen Augenblick
lang hätte ich eine Trendex -Spitzenbeurteilung für
ein Paar Flügel eingetauscht. Dann stieg ich die Wendeltreppe empor, vier
Stufen auf einmal nehmend, bis zur Spitze des Turms, wobei meine stapfenden
Füße auf den Stufen eine deutlich hörbare Lärmspur für Farthingale bildeten.
    Als ich oben angelangt war,
blieb ich einen Augenblick lang stehen, um Atem zu holen, und hörte auf etwa
halber Höhe der Treppe Farthingales stetigen Schritt.
Es klang nicht, als beeilte er sich sonderlich; und das wunderte mich, bis mir
einfiel, daß es für mich oben auf der Spitze keinen Ausweg gab — und das wußte
er. Das verdammte Mondlicht war nach wie vor von glänzender Klarheit, als ich
auf die Plattform hinaustrat; und ich blieb stehen, um zu überlegen, was ich
als nächstes tun könnte. Mein Selbsterhaltungstrieb bewog mein idiotisches
Gehirn, plötzlich wieder zu funktionieren. Er glaubt, du kannst nirgendwohin gehen, sagte es schadenfroh,
aber du hast eine Möglichkeit! Zurück durch den geheimen Eingang, hinunter über
die in der Mauer verborgene Wendeltreppe und wieder in den Keller!
    Ich ging weiter, verzweifelt an
der glatten Steinwand nach dem verräterischen Schatten suchend, der dort
eigentlich nichts zu suchen hatte. Die Schwierigkeit lag nur darin, daß mir,
wenn ich zu schnell
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