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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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befriedigt.
»Und der Schatz?«
    »Ist im Keller gefunden worden .«
    »Im Keller?« Er schob den
Daumen in den Mund und sog einen Augenblick lang daran. »Ich dachte mir, daß er
im Wachtturm sein müsse, aber deshalb hielten sie natürlich den Hund im Keller.
Ich habe nie gewagt, dort hinunterzugehen; aber ich habe ihn manchmal durch das
vergitterte Fenster, von dem aus man dort hineinsehen kann, beobachtet. Farthingale pflegte ihn von dort aus zu füttern — er warf
ihm rohe Fleischstücke hinunter .«
    »Ich dachte, es wären Hugh und Farthingale gewesen«, sagte ich. »Aber...«
    »Es war natürlich Imogen «, sagte er und nickte ungeduldig. »Hugh hatte dafür
niemals genügend Verstand gehabt .«
    »Wann haben Sie den Schatz
gefunden ?« fragte ich das schweigende dunkelhaarige
Mädchen.
    Ihr Mund verzog sich spöttisch
nach unten. »Vor etwa zehn Jahren, durch reinen Zufall. Ich stand oben auf dem
Turm und bewunderte die Aussicht, lehnte mich dabei gegen die Wand und preßte
die Hände dagegen — und drückte dabei auf die verborgene Feder. Das Geräusch,
das dabei verursacht wurde, erschreckte mich und ließ mich zurückfahren — und
deshalb wurde ich nicht getötet, als der Bronzewächter herausfuhr! Ich konnte
die Sache nicht selber in die Hand nehmen — Hugh wäre weniger als nutzlos
gewesen — , und so zog ich Farthingale ins Vertrauen.« Sie lächelte bitter. »Alaric hatte ein Vermögen dort unten
versteckt! Wertvolle Gemmen und massive goldene Figuren — antike Schüsseln und
solches Zeug. Wir haben es nur ganz allmählich verkauft, denn wir mußten
vorsichtig sein, daß die Leute nicht neugierig wurden. Farthingale nahm ein Drittel der Einkünfte. Wenn ich die Dinge nicht gefunden hätte, so
würde das Schloß längst nicht mehr existieren .« Sie blickte
auf den alten Mann. »Du wärst wieder dort, wo du eigentlich hingehörst, in
irgendeinem staatlichen Sanatorium; und Hugh würde wahrscheinlich versuchen,
seinen Lebensunterhalt als fünftklassiger Angestellter zu verdienen .«
    » Farthingale hat diesen Mann umgebracht«, sagte Onkel Silas gereizt. »Das war mir egal — es hat ihn gelehrt, die Nase nicht in Dinge zu
stecken, die ihn nichts angehen! Aber dann wolltet ihr ihn«, er wies auf mich,
»durch den Hund umbringen lassen. Dagegen hätte ich auch nichts gehabt, aber
ihr wolltet mich für alles verantwortlich machen .«
    »Nun«, sie seufzte leise, »es
spielt jetzt ohnehin keine große Rolle mehr. Oder?«
    »Vermutlich nicht, nachdem der
hier dir hinter die Schliche gekommen ist .« Er zupfte
zweifelnd an seiner Unterlippe. »Es ist jetzt alles so kompliziert. Ich meine,
woher sollte ich wissen, daß er alles über dich herausfinden würde, so daß
nicht ich für alles verantwortlich gemacht werden kann ?«
    »Was«, sagte sie mit
resignierter Stimme, »ist denn so kompliziert, Onkel Silas ?«
    »Ich sah Farthingale mit dem Hund«, sagte er. »Er hatte Ihr Hemd«, er nickte in meine Richtung, und
ich erinnerte mich, daß Imogen es getragen hatte, als
sie mein Schlafzimmer verließ, »und ließ den Hund eine Weile daran schnuppern.
Dann sagte er: > Faß !< Danach schloß er mich in mein Zimmer ein und erzählte mir, daß du plantest, mir
alles in die Schube zu schieben.« Er schüttelte
mißbilligend den Kopf. »Ich glaube, es machte ihm Spaß, mir das zu erzählen —
er hat mich nie gemocht. Weißt du ?«
    »Wieso ist das denn kompliziert ?« fragte sie mit gepreßter Stimme.
    »Er pflegte mich öfters in mein
Zimmer einzuschließen — immer, wenn du nicht im Haus warst —
, und ich hatte das allmählich satt; und so nahm ich einen Schlüssel von
einem der anderen Zimmer und feilte ihn mir zurecht, so daß er in mein Schloß paßte .« Er kicherte ein wenig. »Das habe ich natürlich nie
jemandem erzählt .«
    »Komm bitte zur Sache !« sagte sie scharf.
    Seine verblichenen blauen Augen
betrachteten ein paar Sekunden lang prüfend ihr Gesicht. »Es war nicht nett«,
sagte er leise, »mir zwei Morde in die Schuhe schieben zu wollen, die ich nicht
begangen habe. Ich war sehr ärgerlich auf dich, Imogen ,
wirklich sehr ärgerlich !«
    Irgendwo außerhalb des Zimmers ertönte
erneut das Pfeifen und verstummte dann wieder. Der alte Mann legte den Kopf zur
Seite und lauschte.
    »Du warst also sehr ärgerlich
auf mich, und das tut mir leid«, sagte Imogen . »Nun
wollen wir das Ganze hinter uns bringen und...«
    Seine Stimme übertönte die
ihre, »Als ich dann mein Zimmer aufgeschlossen
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