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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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kommt, ist Imogen meiner Überzeugung nach ganz sicher. Ich glaube nicht, daß er einem
Familienmitglied etwas zuleide tut; ich mache mir lediglich um euch andere
Sorge .«
    »Was ist mit der Polizei ?« fragte ich.
    »Der Alte war gerissen genug,
die Telefondrähte zu durchschneiden«, sagte er und lächelte kläglich. »Und noch
etwas — hier geht es sehr ländlich zu. Wissen Sie? Die lokale Polizeistation
ist gut zehn Kilometer weit entfernt und während der Nacht nicht besetzt. Der
örtliche Constabler wäre ohne jeden Nutzen; es hat
also keinen Zweck, ihn vor morgen früh erreichen zu wollen, wenn er wirklich
sinnvolle Hilfe aus der nächsten Stadt beschaffen kann .«
    »Sie halten es also für das
klügste, beisammenzubleiben, bis entweder Onkel Silas auftaucht und wir ihn packen können oder bis wir Hilfe von außen bekommen ?«
    »Genau das meine ich .« Er sah mich dankbar an. »Wissen Sie, Baker, für einen
Amerikaner sind Sie gar nicht so dumm, wie Sie aussehen .«
    »Ich wollte, ich könnte
dasselbe von Ihnen behaupten — als Engländer .« Ich
fletschte flüchtig die Zähne. »Jedenfalls weiß ich, wo Carlton ist .«
    »Wirklich?« Hugh blinzelte.
»Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Das hätte uns einige Sorgen erspart .«
    »Er ist im Keller unter dem
Wachtturm«, sagte ich. »Und sucht nach dem Schatz des Bastards .«
    »Aber es gibt gar keinen Keller
unter dem Wachtturm !« Hugh starrte mich an. »Soll das
eine Art Witz sein, Baker ?«
    »Wollen Sie wetten ?« knurrte ich. »Ich bringe Sie sofort dorthin — wenn Sie
mir nicht glauben, fragen Sie den Butler .«
    »Gut.« Sein Schnurrbart zuckte
ein paar Sekunden lang, bevor er einen Entschluß faßte. »Ich glaube, genau das
werde ich tun .« Er hob die Stimme: » Farthingale !«
    Sein Gesicht wurde zunehmend
gereizter, als nichts erfolgte. »So taub kann er doch nicht sein. — Farthingale !« Er wartete weitere fünf Sekunden und
schlenderte dann mit wütendem Gesicht in die Diele hinaus.
    » Towarischtsch «,
sagte Boris nervös, »ist das wahr ?«
    »Klar !«
    »Sie haben das alles
herausgefunden ?«
    »Jedenfalls einen Teil davon«,
sagte ich. »Und meine Vermutung geht dahin, daß Hugh Wykes -Jones
bis zu seinem dürren Hals in dieser Sache steckt .«
    Wie auf ein Stichwort hin
erschien Hugh wieder, einen besorgten Ausdruck auf dem Gesicht. »So was!« Er
sah mich anklagend an. »Es ist verdammt merkwürdig — Farthingale scheint vom Erdboden verschwunden zu sein .«
    »Vielleicht hält er es für
richtig, noch vor uns im Keller zu sein«, sagte ich. »Also gehen wir besser .«
    »Wenn Sie glauben, ich gehe in
irgendeinen gräßlichen Keller dieses grauenhaften
Schlosses, dann sind Sie noch verrückter als Onkel Silas «,
sagte Penny Potter bestimmt.
    »Also warten Sie hier auf uns«,
brummte ich.
    Schwach, aus weiter Ferne
innerhalb des Schlosses, drang wieder dieser gespenstische Pfeifton zu uns
herein. Wir alle lauschten in versteinertem Schweigen, bis der Laut mit einem
scheußlichen schlappernden Geräusch verstummte. Penny fuhr mit einem einzigen
verzweifelten Satz aus ihrem Stuhl hoch und warf sich in meine Arme.
    »Schnell in den Keller«, sagte
sie mit erstickter Stimme, »bevor das Ding uns hier findet !«

NEUNTES KAPITEL
     
    A ls wir in meinem Schlafzimmer
angekommen waren, reagierte Penny bei dem Gedanken, in den Geheimgang
hineinzusteigen, mit Heftigkeit; aber als ich die andere Möglichkeit vorschlug
— nämlich allein in meinem Zimmer zu warten — , war sie beinahe die erste, die
in dem Tunnel verschwand, nachdem sich die Wand der Kleiderkammer gedreht
hatte. Gleich darauf gelangten wir auf die vom Wachtturm herabführende Treppe
und stiegen die restlichen Stufen zum Keller hinab.
    Robert Carlton stand da, den
Rücken der gegenüberliegenden Wand zugekehrt. Sein Gesicht war gerötet, und
seine Augen waren unnatürlich hell. Er hielt eine Pistole in der Hand.
Unmittelbar hinter ihm klaffte ein schwarzes Loch, groß genug, um einen Mann
durchzulassen; und das Licht des Kellers war ausreichend hell, um sich in
Dingen widerzuspiegeln, die in warmem Gelb glitzerten und glänzten.
    »Bleibt weg«, sagte er
schwerfällig. »Ich habe es gefunden, und es gehört mir .« Er wedelte heftig mit der Waffe. »Wenn jemand näher kommt, schieße ich .«
    »Larry«, Boris’ Nase zuckte
plötzlich, »mein stinkender Freund! Ist er verrückt oder ich ?«
    »Verloren der Schatz — und doch
nicht verloren ?« zitierte ich. »Dieser
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