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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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Geruch .« Er blickte mich bittend an. »Wir
können bis zum Morgen nicht viel unternehmen, aber sicherheitshalber sollten
wir wohl am besten alle zusammenbleiben. Nicht wahr?«
    »Warum ?« erkundigte ich mich.
    Er rollte hilflos mit den
Augen. »Nein, wirklich! Das ist einfach zuviel !« Er starrte mich finster an, wandte dann den Kopf ab und
murmelte: »Ich habe schon immer gesagt, man hätte diese verdammte Mayflower torpedieren sollen, noch bevor sie aus dem Hafen von Plymouth ausfuhr !«
    »Wissen Sie, wovon er redet ?« sagte ich zu Boris.
    Er nickte bedächtig. »Von Onkel Silas . Von diesem gespenstischen alten Burschen, auf
den Sie immer wieder gestoßen sind. Erinnern Sie sich ?«
    »Und ob ich mich erinnere.« Ich
nickte ebenfalls. »Was ist mit ihm ?«
    Boris zögerte einen Augenblick,
während er mich fragend anblickte, und zuckte dann leicht die Schultern. »Nun,
der arme alte Bursche ist verrückt. Er war ewig lange in einem Sanatorium —
ungefähr dreißig Jahre lang — , und dann dachten die
Ärzte, er sei harmlos und könne nach Hause gehen. Aber er ist nach wie vor von
dieser Sage von Alaric und dem Schatz besessen. Er verbringt sein Dasein damit,
im Schloß herumzustreifen und zu glauben, er müsse es gegen den Schwarzen
Ritter verteidigen, der eines Tages zurückkehrt, um seinen Schatz
zurückzuholen.« Er blickte Wykes -Jones an. »So ist es
doch, nicht wahr ?«
    »Absolut !« sagte Hugh mit Festigkeit. »Dieser dumme Streich heute abend ,
der sich als ein Schuß nach hinten herausstellte; der arme alte Onkel Silas muß geglaubt haben, daß Nigel Carlton der Schwarze
Ritter war, der schließlich eingetroffen war, um das Schloß auszurauben; und da
hat er ihn umgebracht.« Er atmete langsam aus. »Dieses ganze verdammte Ding ist
eine reine Tragikomödie. Aber Nigel in seinem Vampirkostüm, versteckt in der
Kleiderkammer Ihres Zimmers, Baker — in der mit der Drehwand und dem dahinter laufenden Tunnel — , das alles muß in dem verwirrten Gehirn
des armen alten Onkels Silas völlig eindeutig gewesen
sein.«
    »Wenn Sie wußten, daß Nigel tot
ist«, sagte ich kalt, »warum haben Sie dann Imogen all diesen Quatsch erzählt, er sei ins Dorfgasthaus gegangen, um dort zu
übernachten ?«
    »Das kann ich erklären .« Er zündete sich ungeschickt eine Zigarette an und
räusperte sich dann. » Farthingale fand die Leiche in
der Kleiderkammer, als er Ihre Koffer in Ihr Zimmer hinaufbrachte. Es war ihm
klar, was geschehen sein mußte; und er wußte nicht, was er nun am besten tun
sollte, überlegte aber, daß er in erster Linie die Leiche verstecken mußte,
bevor ein anderer sie fand und sich dann mit mir in Verbindung setzen würde, um
mit mir zu besprechen, was zu tun sei. Glücklicherweise befand ich mich nur ein
paar Kilometer weit entfernt im Haus eines Freundes, und deshalb kam ich,
sobald Farthingale mich angerufen und mir erzählt
hatte, was geschehen war, sofort hierher zurück. Ich erzählte die Lüge, daß ich
Nigel im Dorfgasthaus getroffen hätte, aus einer augenblicklichen Eingebung
heraus, denn ich wollte nicht, daß hier alles in Panik geriete. Ich hoffte, wir
könnten die Sache zumindest so lange geheimhalten ,
bis wir Onkel Silas sicher hinter Schloß und Riegel
hätten .« Er schüttelte verzweifelt den Kopf. »Die
Schwierigkeit liegt darin, daß Onkel Silas das Innere
des Schlosses besser kennt als irgendeiner von uns. Farthingale und ich haben überall nach ihm gesucht, aber der alte Mann ist einfach
verschwunden. Was mir Sorge macht, ist der Gedanke, daß er, der in seinem Wahn,
das Schloß beschützen zu müssen, einmal getötet hat, möglicherweise wieder
töten wird. Deshalb sind wir alle so verdammt froh, daß mit Ihnen alles in
Ordnung ist, Baker .« Er seufzte schwer. »Ich wollte
wirklich, Robert Carlton würde auftauchen .«
    »Was ist mit Imogen ?« fragte ich.
    »Der geht es ausgezeichnet .« Er zuckte die Schultern. »Sie liegt sicher hinter verschlossener Tür in ihrem Zimmer und schläft wahrscheinlich wie
ein Baby. Sie weiß natürlich nichts von dieser ganzen Sache, und ich möchte
auch, daß es so lange wie möglich dabei bleibt. Sie mag den alten Burschen
schrecklich gern leiden, und es wird ein entsetzlicher Schock für sie sein,
wenn sie die Wahrheit erfährt. Ich habe Farthingale draußen in der Diele postiert, denn ihr Zimmer liegt gleich oben an der Treppe,
und dort kann er alles hören, was vor sich geht. Aber selbst wenn Onkel Silas ihrem Zimmer zu nahe
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