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Der Vampir

Der Vampir

Titel: Der Vampir
Autoren: Carter Brown
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arbeiten sie auch nicht mehr für ihn .«
    »Das kann man sich vorstellen«,
pflichtete ich bei. »Was ist mit Lady Cynthia und diesem Dracula-Darsteller?
Sind sie ebenfalls Plusquamperfekt — wie ich hoffe ?«
    »Lady Cynthia, ja.« Er seufzte
leicht. »Der Dracula-Darsteller ist noch mit von der Partie. Er heißt Nigel
Carlton. — Brauche ich noch mehr zu sagen?«
    »Bitte nicht«, flehte ich.
»Lassen Sie es mich selber herauskriegen. Der Bursche, der das Geld aufbringt,
heißt Robert Carlton. Und infolge eines dieser gespenstischen Zufälle heißt der
beste zur Verfügung stehende Vampirdarsteller Nigel Carlton. Sein Sohn?«
    »Sein Bruder.« Der gewohnte
geduldige Bernhardiner-Ausdruck trat in Boris’ Augen. »Das gehört zu den
Realitäten des Lebens. Dieser Dracula-Typ spielt in jeder einzelnen Episode mit .«
    »Hat dieser Schwinger getroffen ?«
    »Haargenau mitten ins Wolfsgebiß .« Boris’ Gesicht hellte sich bei dem Gedanken
auf. »Deshalb ist Lady Cynthia auch nicht mehr bei uns .«
    »Also haben wir Nigel Carlton
und den Auftritt eines Vampirs in jeder Episode am Hals ?« Ich zündete mir eine Zigarette an und brütete ein paar Sekunden lang vor mich
hin. »Was also weiter?«
    Boris warf einen Blick auf
seine Uhr. »Wir haben jetzt in einer Stunde eine Besprechung mit Robert Carlton
— in der Wardour Street .«
    »Wo, zum Teufel, ist denn das ?«
    »Ich habe ganz vergessen — Sie
sind das erstemal in London, Larry ?«
    »Ja.«
    »Sie ist als die Straße
bekannt, deren beide Seiten gleich finster sind. Die Behausung der Leute,
welche die englische Filmindustrie beherrschen. Carlton hat dort ein Büro .«
    »Hoffentlich erwartet er kein
Exposé und die ersten fünf Drehbücher oder so was ?«
    »Wer weiß, was er erwartet .« Er schauderte leicht. »Alles, was ich weiß, ist, daß
Carlton ein sehr enthusiastischer Mensch zu sein scheint. Vielleicht hat er
eine neue Lady Cynthia gefunden ?«
    »Hoffentlich unterscheidet sie
sich von der alten .« Diesmal war ich an der Reihe zu
schaudern. »Ich könnte im Augenblick nicht noch einmal ein gestreiftes
Strumpfbandhöschen ertragen .«
    Wir stiegen in eine dieser
viereckigen Räderkisten, welche die Engländer als Taxi benutzen, um von dem
alten Studio in die Wardour Street zu gelangen. Es
war Mitte Juni, mein zweiter Tag in England, und bis jetzt hatte es, seit ich
den Flughafen verlassen hatte, noch nicht aufgehört zu regnen. Boris war seit
einer Woche hier und begann bereits mit Phrasen wie »einfach phantastisch« und
»tausend Dank!« um sich zu werfen, und zwar in einer Weise, die er liebevoll
für englischen Akzent hielt, jedoch in seinem gewohnten russischen Amerikanisch
herauskam, nur noch gutturaler als sonst.
    Das Büro des Carlton
Enterprises Limited lag im zweiten Stock eines schäbigen Gebäudes, das
selbst im hellen Sonnenlicht finster ausgesehen hätte. Ich war zum erstenmal dort und nicht gerade beeindruckt. Aber
schließlich waren wir, wie Boris betonte, als wir die Treppe emporstiegen (man
war noch nicht dazu gekommen, einen Aufzug einzubauen), nicht in der Situation,
kritisch zu sein, solange die Schecks, die Carlton uns hatte zukommen lassen,
gedeckt waren, und dies war bis jetzt der Fall gewesen.
    Es gab eine gelblich
aussehende, flachbrüstige Sekretärin, deren Brille diese verkehrt geformten
Gläser hatte und die an chronischem Stirnhöhlenkatarrh zu leiden schien. Sie paßte ausgezeichnet zum Rest der Vorzimmerausstattung:
trübes Braun und an der Decke abblätternder Verputz. Sie bat uns zu warten — dem
Ton ihrer Stimme nach war bereits das Jüngste Gericht im Gang — und verschwand
dann im Büro. Als sie zurückkehrte, war jemand bei ihr, der an ihr
vorüberstürzte und mit breitem strahlendem Lächeln auf uns zustrebte.
    »Hallo, Slivka !«
Der Jemand bewegte Boris’ Hand heftig auf und ab wie einen Pumpenschwengel, als
ob dieser erst gestern der russischen Revolution entkommen sei. »Ah!« Er ließ
Boris’ Hand los und begann, die meine zu schwenken. »Das ist die andere Hälfte
des Duos, wie? Der Drehbuchautor, wie? Entzückt, Sie kennenzulernen, mein
Lieber! Willkommen an Bord — wie man im Senior Service sagt.«
    Ich starrte mit offenem Mund
Boris an, und er räusperte sich nervös. »Das ist Robert Carlton, Larry, unser —
äh — Arbeitgeber .«
    »Entzückt !« Robert Carlton ließ zögernd meine mitgenommene Hand los. »Ich kann Ihnen gar
nicht sagen, wie anfeuernd das ist — einen erstklassigen
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