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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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Sheriff von Bezirk Fünf, und er war ein Vampir auf dem Weg nach oben. Zudem war er ein hinreißender Typ und konnte hervorragend küssen, doch das war nicht die treffendste Beschreibung für seinen momentanen Zustand. Fangzähne und starke, zu Klauen gekrümmte Hände waren das, was ich sah. Eric war in höchster Alarmbereitschaft, aber er schien sich vor mir nicht weniger zu fürchten als ich mich vor ihm. Er setzte nicht zum Angriff an.
    »Bleib, wo du bist, Mädchen«, warnte er mich. Seine Stimme klang, als habe er Halsschmerzen, ganz wund und rau.
    »Was tust du hier draußen?«
    »Wer bist du?«
    »Du weißt verdammt gut, wer ich bin. Was ist los mit dir? Warum bist du hier draußen ohne dein Auto unterwegs?« Eric fuhr eine schnittige Corvette, was ganz und gar seinem Wesen entsprach.
    »Du kennst mich? Wer bin ich?«
    Also das haute mich glatt um. Es klang keineswegs so, als würde er einen Witz reißen. Vorsichtig sagte ich: »Natürlich kenne ich dich, Eric. Es sei denn, du hast einen eineiigen Zwillingsbruder. Hast du doch nicht, oder?«
    »Keine Ahnung.« Er ließ die Arme sinken, seine Fangzähne schienen sich zurückzuziehen und er richtete sich aus seiner sprungbereiten Haltung wieder auf. Definitiv eine Verbesserung der Atmosphäre, wie ich fand.
    »Du weißt nicht, ob du einen Bruder hast?« Jetzt verstand ich gar nichts mehr.
    »Nein. Ich weiß es nicht. Ich heiße Eric?« Im grellen Licht meiner Scheinwerfer wirkte er einfach nur bemitleidenswert.
    »Wow.« Etwas Hilfreicheres fiel mir absolut nicht ein. »Eric Northman lautet der Name, unter dem du bekannt bist. Warum bist du hier draußen?«
    »Das weiß ich auch nicht.«
    So langsam schälte sich da ein Leitmotiv heraus, wie mir schien. »Ehrlich? Du kannst dich an gar nichts erinnern?« Ich versuchte die Überzeugung abzuschütteln, dass er sich jeden Moment grinsend über mich beugen und mir lachend alles erklären würde, um mich dann in irgendwelchen Ärger hineinzuziehen, was unweigerlich damit enden würde, dass ich... zusammengeschlagen wurde.
    »Ehrlich.« Er trat einen Schritt näher, und beim Anblick seiner nackten weißen Brust bekam ich vor lauter Mitgefühl eine Gänsehaut. Und erst jetzt (da ich keine Angst mehr hatte) merkte ich auch, wie verloren er aussah. Es lag ein Ausdruck in seinem Gesicht, den ich bei dem selbstsicheren Eric früher nie gesehen hatte und der mich auf unerklärliche Weise traurig stimmte.
    »Aber du weißt, dass du ein Vampir bist, oder?«
    »Ja.« Er schien erstaunt über meine Frage. »Und du bist keiner.«
    »Nein, ich bin ein Mensch, und ich muss mir sicher sein können, dass du mich nicht verletzt. Obwohl du das natürlich schon längst hättest tun können. Und glaub mir, auch wenn du dich nicht dran erinnern kannst, wir sind so eine Art Freunde.«
    »Ich werde dich nicht verletzen.«
    Ich sagte mir, dass wahrscheinlich schon Hunderte und Tausende Leute vor mir genau diese Worte zu hören bekommen hatten, ehe Eric ihnen die Kehle durchgebissen hatte. Doch Tatsache ist auch, dass Vampire nicht töten müssen, wenn sie ihr erstes Jahr hinter sich gebracht haben. Ein kleiner Schluck hier, ein kleiner Schluck da, so läuft das normalerweise. Als er so verloren aussah, fiel es mir besonders schwer, mich daran zu erinnern, dass er mich mit seinen bloßen Händen zerstückeln konnte.
    Zu Bill hatte ich irgendwann mal gesagt, dass es wohl am cleversten von den Außerirdischen wäre (wenn sie die Erde denn heimsuchen würden), in Gestalt von weißen Kaninchen mit langen Schlappohren aufzutauchen.
    »Komm, steig in mein Auto, ehe du hier festfrierst«, sagte ich. Mich beschlich das ungute Gefühl, dass ich da wieder in etwas hineingezogen wurde. Aber ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte.
    »Ich kenne dich wirklich?«, sagte er, als ob er es sich gut überlegen müsste, zu so jemand Gefährlichem ins Auto zu steigen wie einer Frau, die fünfundzwanzig Zentimeter kleiner, viele Pfund leichter und um einige Jahrhunderte jünger war als er.
    »Ja«, sagte ich, unfähig, meine aufkeimende Ungeduld zu unterdrücken. Ich war nicht sonderlich erfreut über mich selbst, da ich immer noch halb vermutete, dass mir aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen übel mitgespielt werden sollte. »Jetzt mach schon, Eric. Ich friere und du auch.« Eigentlich sind Vampire grundsätzlich ja nicht so empfindlich, was extreme Temperaturen betrifft, doch Eric hatte eine Gänsehaut. Die Toten können frieren. Und sie überleben es
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