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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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dem Rahmen fiel: ein hellrotes Exemplar im Tangaformat, dessen Stretchqualitäten ganz offensichtlich über Gebühr strapaziert wurden. Okay, noch eine große Überraschung. Ich hatte Erics Unterwäsche bisher nur ein einziges Mal gesehen - immer noch einmal mehr als gut für mich war -, und da hatte er seidene Boxershorts getragen. Wechselten Männer den Stil tatsächlich so radikal?
    Ohne sich zu produzieren und ohne jeden Kommentar schlang der Vampir wieder die Decke um sich. Hmmm. Jetzt war ich mir sicher, dass er nicht er selbst war. Kein anderer Beweis hätte mich derart überzeugen können. Eric war über eins neunzig groß und die reine Pracht (wenn auch eine marmorweiße Pracht), und das wusste er ganz genau.
    Ich zeigte auf einen der Stühle am Küchentisch. Gehorsam zog er ihn hervor und setzte sich. Ich bückte mich, um die Waschschüssel auf den Boden zu stellen, und setzte vorsichtig seine großen Füße ins Wasser. Eric stöhnte, als die Wärme seine Haut berührte. Ich schätze, selbst Vampire können diesen Kontrast spüren. Ich nahm einen sauberen Lappen aus dem Schrank unter dem Spülbecken und etwas flüssige Seife und wusch seine Füße. Ich ließ mir Zeit damit, denn ich musste mir außerdem überlegen, was ich als Nächstes tun sollte.
    »Du warst nachts unterwegs«, äußerte er zögerlich.
    »Ich war auf dem Weg von der Arbeit nach Hause, wie du an meiner Kleidung siehst.« Ich trug unsere Winteruniform, ein langärmliges weißes, hochgeschlossenes T - Shirt, auf dem über der linken Brust »Merlotte's Bar« eingestickt war und das zu einer schwarzen Hose getragen wurde.
    »Frauen sollten so spät in der Nacht nicht allein draußen sein«, sagte er missbilligend.
    »Tja, wem sagst du das.«
    »Nun, dir, einer Frau. Frauen unterliegen viel eher der Gefahr, von einem Angriff überwältigt zu werden, als Männer und sollten besser geschützt -«
    »Nein, ich meinte, ich bin ganz deiner Meinung. Wenn's nach mir gegangen wäre, hätte ich so spät nicht mehr gearbeitet.«
    »Aber warum warst du dann draußen?«
    »Ich brauche das Geld«, sagte ich, trocknete mir die Hände ab, holte das Bündel Geldscheine aus meiner Hosentasche und legte es auf den Tisch. »Ich muss das Haus instand halten, mein Auto ist alt und klapprig, und ich muss Steuern und Versicherungen zahlen. Wie jeder andere auch«, fügte ich hinzu für den Fall, dass er meinte, ich würde mich beklagen. Ich hasse Gejammer, aber er hatte ja gefragt.
    »Gibt es denn keinen Mann in deiner Familie?«
    Hin und wieder merkt man ihnen ihr Alter an. »Ich hab' einen Bruder. Ich kann mich nicht erinnern, ob du Jason je kennen gelernt hast.« Ein Schnitt an seinem linken Fuß sah besonders schlimm aus. Ich goss noch mehr heißes Wasser in die Schüssel, um die Temperatur wieder etwas zu erhöhen. Dann versuchte ich, allen Schmutz zu entfernen. Er zuckte zusammen, als ich mit dem Waschlappen sanft über die Ränder der Wunde fuhr. Die kleineren Kratzer und blauen Flecke schienen zu verblassen, noch während ich sie mir ansah. Hinter mir sprang der Heißwasserboiler an, und das vertraute Geräusch war irgendwie beruhigend.
    »Erlaubt dein Bruder dir diese Arbeit denn?«
    Ich versuchte mir Jasons Gesicht vorzustellen, wenn ich ihm erzählte, dass ich erwartete, für den Rest meines Lebens von ihm versorgt zu werden, weil ich eine Frau war und nicht außerhalb des Hauses arbeiten sollte. »Oh, um Himmels willen, Eric.« Missmutig sah ich zu ihm auf. »Jason hat seine eigenen Probleme.« Wie etwa sein Dasein als chronischer Egoist und Schürzenjäger.
    Ich stellte die Waschschüssel zur Seite und tupfte Eric mit einem Geschirrtuch trocken. Dieser Vampir hatte jetzt wirklich saubere Füße. Ziemlich steif erhob ich mich. Mein Rücken schmerzte. Meine Füße schmerzten. »Hör mal, ich glaube, am besten rufe ich Pam an. Sie wird wahrscheinlich wissen, was mit dir los ist.«
    »Pam?«
    Es war, als hätte ich einen besonders nervtötenden Zweijährigen um mich.
    »Deine Stellvertreterin.«
    Gleich würde er wieder eine Frage stellen, das konnte ich schon riechen. Ich hob die Hand. »Warte einfach einen Moment. Lass mich erst mal bei ihr anrufen und herausfinden, was passiert ist.«
    »Aber was, wenn sie sich gegen mich gestellt hat?«
    »Dann müssen wir das erst recht wissen. Je eher, desto besser.«
    Ich legte die Hand auf das alte Telefon, das an der Küchenwand ganz am Ende der Arbeitsplatte hing. Daneben stand ein hoher Hocker. Auf diesem Hocker
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