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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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Mitbürger, die eben zufällig tot sind. Die Vampire haben jetzt ein offizielles Image und auch eine öffentliche Erklärung zu ihren Lebensumständen abgegeben - sie behaupten, unter einer Allergie gegen Sonnenlicht zu leiden und dass Knoblauch eine schwerwiegende Stoffwechselerkrankung bei ihnen auslöse -, aber ich kenne auch die andere Seite der Vampir-Welt. Meine Augen sehen mittlerweile eine ganze Menge Dinge, die die meisten Menschen niemals wahrnehmen. Und fragt mich mal, ob dieses Wissen mich glücklich gemacht hat.
    Nein.
    Aber ich muss zugeben, dass mir die Welt jetzt viel interessanter erscheint als vorher. Ich bin ziemlich viel allein (weil ich nun mal nicht Norma Normal bin), und da kommt mir das zusätzliche Gedankenfutter ganz gelegen. Die Angst und die Gefahr dagegen weniger. Ich habe die private Seite der Vampire gesehen und vieles über Werwölfe und Gestaltwandler und anderes gelernt. Werwölfe und Gestaltwandler halten sich am liebsten im Schatten - bis jetzt - und warten ab, wie die Vampire mit ihrem Schritt in die Öffentlichkeit zurechtkommen.
    All das ging mir so durch den Kopf, während ich Tablett um Tablett mit leeren Gläsern und Bierkrügen einsammelte und Tack, dem neuen Koch, beim Beladen und Entladen des Geschirrspülers half. (Sein richtiger Name lautet Alphonse Petacki. Wen wundert's, dass ihm »Tack« besser gefällt?) Als wir unseren Part der Reinigungsaktion fast beendet hatten und dieser lange Abend endlich zu Ende war, umarmte ich Arlene und wünschte ihr ein frohes neues Jahr, und sie schloss mich ebenfalls in die Arme. Hollys Freund wartete am Angestellteneingang auf der Rückseite des Gebäudes auf sie, und Holly winkte uns zu, während sie ihren Mantel überzog und davoneilte.
    »Welche Wünsche fürs neue Jahr habt ihr denn so, Ladys?«, fragte Sam. Mittlerweile lehnte Kenya am Tresen und wartete auf ihn, ihre Miene war ruhig und aufmerksam. Kenya kam ziemlich regelmäßig zum Lunch hierher mit ihrem Kollegen Kevin, der so blass und dünn war wie sie dunkel und rund. Sam stellte die Stühle auf die Tische, damit Terry Bellefleur, der ganz früh am Morgen kam, den Boden wischen konnte.
    »Gute Gesundheit und den richtigen Mann«, sagte Arlene pathetisch und griff sich mit flatterigen Händen ans Herz. Wir lachten. Arlene hatte schon viele Männer gefunden - viermal war sie verheiratet gewesen -, aber sie hält immer noch Ausschau nach Mr Right. Ich konnte »hören«, wie Arlene dachte, dass Tack vielleicht jener eine war. Das erstaunte mich denn doch; ich hatte nicht mal gewusst, dass sie ihn schon bemerkt hatte.
    Die Überraschung stand mir ins Gesicht geschrieben, und Arlene sagte in unsicherem Tonfall: »Meinst du, ich sollte es aufgeben?«
    »Verdammt, nein«, entgegnete ich prompt und machte mir Vorwürfe, weil ich mein Mienenspiel nicht besser im Griff hatte. Es lag einfach daran, dass ich so müde war. »Dieses Jahr klappt's ganz bestimmt, Arlene.« Ich lächelte zu Bon Temps' einziger schwarzer Polizistin hinüber. »Du musst doch auch einen Wunsch fürs neue Jahr haben, Kenya. Oder einen guten Vorsatz.«
    »Ich wünsch' mir immer Frieden zwischen Männern und Frauen«, sagte Kenya. »Würd' meinen Job viel einfacher machen. Und mein guter Vorsatz: beim Bankdrücken siebzig Kilo schaffen.«
    »Wow«, sagte Arlene. Ihr rotgefärbtes Haar bildete einen schrillen Kontrast zu Sams rotgoldenen Naturlocken, als sie ihn flüchtig umarmte. Er war nicht viel größer als Arlene - immerhin misst sie ja auch gut eins siebzig, einige Zentimeter mehr als ich. »Ich werde neun Pfund abnehmen, das ist mein guter Vorsatz.« Wir lachten alle. Das war schon in den letzten vier Jahren Arlenes guter Vorsatz gewesen. »Und wie sieht's bei dir aus, Sam? Wünsche und gute Vorsätze?«, fragte sie.
    »Ich hab' alles, was ich brauche«, sagte er, und ich spürte die blaue Woge der Aufrichtigkeit, die von ihm ausging. »Mein Vorsatz ist, auf dem eingeschlagenen Kurs weiterzumachen. Die Bar läuft großartig, mir gefällt es in meinem Wohnwagen und die Leute hier sind genauso gut wie die Leute anderswo.«
    Ich wandte mich ab, um mein Lächeln zu verbergen. Das war eine ziemlich doppeldeutige Aussage gewesen. Die Leute in Bon Temps waren tatsächlich genauso gut wie die Leute anderswo.
    »Und du, Sookie?«, fragte er. Alle sahen mich an, Arlene, Kenya und Sam. Ich umarmte Arlene noch einmal, weil ich das gern tue. Ich bin zehn Jahre jünger als sie - vielleicht sogar mehr, Arlene behauptet
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