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Der Vampir der mich liebte

Der Vampir der mich liebte

Titel: Der Vampir der mich liebte
Autoren: Charlaine Harris
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zurückkommen möchtest. Nach all dem, was passiert ist. Schließlich habe ich deine Schöpferin umgebracht.« Und in meiner Stimme schwang ebenfalls der Anflug eines fragenden Tonfalls, doch im Grunde überwog bei mir bittere Enttäuschung.
    »Dann sollten wir uns eine Zeit lang nicht sehen. Nach meiner Rückkehr können wir miteinander reden, das heißt, wenn du möchtest. Gibst du mir einen Abschiedskuss?«
    Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich Bill nur zu gern geküsst hätte. Doch selbst der Wunsch danach erschien mir falsch. Wir standen auf, und ich berührte mit den Lippen flüchtig seine Wange. Seine weiße Haut hatte dieses besondere Leuchten, das die Vampire von den Menschen unterscheidet. Es hatte mich ziemlich überrascht, als ich bemerkte, dass nicht jeder es so deutlich sah wie ich.
    »Triffst du dich noch mit dem Werwolf?«, fragte er, als er schon fast aus der Tür war.
    »Wen meinst du?«, fragte ich zurück und widerstand der Versuchung, mit den Augenlidern zu klimpern. Er verdiente keine Antwort, und das wusste er auch. »Wie lange wirst du denn weg sein?«, fragte ich etwas zu lebhaft, und er warf mir einen nachdenklichen Blick zu.
    »Das steht noch nicht genau fest. Zwei Wochen vielleicht«, antwortete er.
    »Vielleicht reden wir dann«, sagte ich und wandte das Gesicht ab. »Ich gebe dir aber deinen Schlüssel wieder.« Ich zog mein Schlüsselbund aus der Handtasche.
    »Nein, bitte behalte ihn«, sagte er. »Vielleicht brauchst du ihn, während ich weg bin. Geh im Haus ein und aus, wie du willst. Meine Post wird im Postamt gelagert, und ich glaube, alle anderen offenen Angelegenheiten habe ich auch geklärt.«
    Also war ich seine letzte offene Angelegenheit. Ich schluckte die aufsteigende Wut hinunter, die in letzter Zeit nur allzu bereitwillig in mir brodelte.
    »Ich wünsche dir eine gute Reise«, sagte ich kühl, schloss die Tür hinter ihm und rannte in mein Schlafzimmer. Schließlich hatte ich vorgehabt, ein Hauskleid anzuziehen und ein bisschen fernzusehen. Und genau das würde ich jetzt, zum Teufel noch mal, auch tun.
    Während ich meine Pizza in den Ofen schob, musste ich mir allerdings doch ein paarmal die Wangen trocknen.

       Kapitel 1
    Die Silvesterparty in Merlotte's Bar & Grill war endlich, endlich vorbei. Der Besitzer der Bar, Sam Merlotte, hatte alle Angestellten gefragt, ob sie an diesem Abend arbeiten würden, aber nur Holly, Arlene und ich waren dazu bereit gewesen. Charlsie Tooten meinte, sie sei zu alt, um das Chaos eines Silvesterabends in der Bar zu ertragen; Danielle hatte schon seit langem geplant, mit ihrem Freund auf eine schicke Party zu gehen; und die Neue konnte erst in zwei Tagen anfangen. Ich schätze, Arlene, Holly und ich konnten einfach besser aufs Amüsement verzichten als aufs Geld.
    Und außerdem hatte ich sowieso keine andere Einladung. Wenn ich im Merlotte's arbeite, gehöre ich wenigstens irgendwie dazu.
    Ich fegte die Papierschnipsel zusammen und ermahnte mich noch mal, Sam gegenüber nicht zu erwähnen, was für eine miserable Idee diese Konfettitüten gewesen waren. Wir hatten uns da alle bereits ziemlich deutlich ausgedrückt, und selbst der gutmütige Sam hatte es mittlerweile satt. Es war nicht fair, das alles Terry Bellefleur allein sauber machen zu lassen, obwohl das Fegen und Wischen der Böden ja eigentlich sein Job war.
    Sam zählte das Geld aus der Kasse und verpackte es in Kuverts, weil er es noch zum Nachtdepot der Bank bringen wollte. Er wirkte müde, aber zufrieden.
    Er klappte sein Handy auf. »Kenya? Kannst du mich jetzt zur Bank fahren? Okay, wir treffen uns in einer Minute an der Hintertür.« Kenya, eine Polizistin, begleitete Sam oft zum Nachtdepot, vor allem nach einem Abend mit hohen Einnahmen.
    Ich war auch zufrieden mit meinen Einnahmen. Ich hatte jede Menge Trinkgeld bekommen. Vielleicht so um die dreihundert Dollar oder sogar noch mehr, schätzte ich - und ich brauchte jeden einzelnen Penny davon. Ich hätte mich richtig darauf gefreut, mein Geld zu Hause ganz genau nachzuzählen, aber ich war nicht sicher, ob mein Hirn dazu noch in der Lage war.
    Der Lärm und das Chaos der Party, die ständige Rennerei von der Theke und der Küchendurchreiche zu den Gästen und wieder zurück, die enorme Unordnung, gegen die wir unaufhörlich ankämpften, die andauernde Kakophonie all der Gehirne ... das alles zusammen hatte mich absolut erschöpft. Gegen Ende war ich so müde gewesen, dass ich nicht mal mehr meinen armen
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