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Der Vampir, den ich liebte

Der Vampir, den ich liebte

Titel: Der Vampir, den ich liebte
Autoren: Beth Fantaskey
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bergauf.
    Endlich,
als ich schon glaubte, dass der Berg kein Ende mehr nehmen würde, ragte vor mir
ein Tor aus Stein und Eisen auf. Warum habe ich daran nicht gedacht? Ich
brachte den Wagen zum Stehen und zog die Handbremse mit aller Kraft an. Vor
meinem inneren Auge sah ich den armen Panda schon die steile Straße wieder
hinunterrollen und führerlos in die Schlucht stürzen, auf Nimmerwiedersehen.
Ich raffte mein Kleid hoch, damit die Schleppe nicht über die schmutzige Straße
schleifen würde, ging zum Tor und zog an dem schweren Eisenring, der als Klinke
diente, obwohl ich mir sicher war, dass das nichts bringen würde.
    Doch zu
meiner Überraschung schwang das Tor vielleicht zwei oder drei Zentimeter weit
auf. Ich zog fester, kämpfte gegen sein Gewicht und konnte es gerade weit genug
aufziehen, um hindurchzuschlüpfen. So viel zu Lucius' viel gepriesenem
Sicherheitssystem.
    Ich wagte
mich einige Schritte auf Vladescu-Land hinaus. Mit einem lauten, metallischen
Klirren schlug das Tor hinter mir zu wie ein unheilvoller Gong in dem stillen
Wald. Ich warf einen Blick zurück und fühlte mich plötzlich verwundbar,
getrennt von meinem Auto – und eingeschlossen mit ... ja, womit eigentlich?
Definitiv mit Vampiren ... und vielleicht noch Schlimmerem? Ich erinnerte mich
an das Heulen des Wolfes. Und Hunde. Was war, wenn Lucius sich Wachhunde hielt?
    Sollte
ich versuchen, das Tor wieder zu öffnen, und zurück in den Wagen steigen?
    Aber ich
hatte das schreckliche Gefühl, dass ich tatsächlich eingesperrt war. Außerdem
hatte ich nicht wirklich die Absicht umzukehren.
    Vor mir
konnte ich trotz des Mondlichts, das durch die dichten Bäume fiel, nur mit
knapper Not den Fußweg ausmachen. Ich hatte jedoch keine andere Wahl, als
weiterzugehen, also straffte ich die Schultern und setzte mich in Bewegung.
Mit jedem Schritt wurden mir die Geräusche des Waldes deutlicher bewusst. Das
Knacken von Zweigen in der Ferne, das Rascheln von Blättern, wenn irgendein
Tier – bitte, mach, dass es irgendein kleines rumänisches Nagetier ist – davonhuschte,
aufgeschreckt durch meine Schritte.
    Es waren
auch größere Kreaturen dort draußen. Ich konnte sie hören, ganz in der Nähe,
und beschleunigte mein Tempo. Zuerst ging ich nur schneller, dann begann ich zu
laufen; rennen konnte ich auf dem unebenen Pfad aus Stein und Erde nicht. Bitte,
bitte, mach, dass die Burg in Sicht kommt. Ich atmete jetzt so schwer, dass
alle anderen Geräusche übertönt wurden, aber in meiner Fantasie waren die
Ungeheuer so lebendig, dass ich sie nicht zu hören brauchte, um zu wissen,
dass sie da, dass sie mir auf den Fersen waren. Und dann stolperte ich.
    Aber bevor
ich auf die Knie fallen konnte, ergriffen zwei Paar Hände meine Arme, rissen
mich hoch und zerrten mich grob auf die Füße.
    Ich hatte
nicht einmal Zeit, laut aufzuschreien. Als ich den Kopf herumriss, um zu sehen,
wer mich festhielt, erblickte ich vor mir im Mondlicht Lucius. Er stand einige
Schritte von mir entfernt, die Arme vor der Brust verschränkt, und versperrte
mir den Weg. Meine eigenen Arme wurden immer noch festgehalten: Ich schaute
zur Seite, um zu sehen, wer dafür verantwortlich war: zwei junge Männer – Vampire, vermutete ich. »Lasst mich los«, rief ich und versuchte, sie
abzuschütteln.
    »Eliberatio!«, befahl Lucius ihnen
auf Rumänisch. »Lasst sie los!«
    Meine Arme
wurden freigegeben, ich stand wieder allein da und klopfte mich ab, als hätten
sie mich mit ihrer Berührung beschmutzt.
    Die jungen
Vampire warteten auf Lucius' Anweisungen. Sie wichen mir nicht von der Seite,
offensichtlich bereit – begierig –, mich erneut zu ergreifen.
    Aber zu
meiner großen Erleichterung befahl Lucius nichts dergleichen.
    »Mergeti.
Lasatine în pace«, sagte
Lucius, womit er meine Wachen anscheinend entließ, denn sie verschwanden in
die Nacht.
    Ihn in
einer Sprache sprechen zu hören, die ihm vertraut war und mir so fremd – er
hatte während seiner Zeit auf unserem Bauernhof fast nie rumänisch gesprochen
–, und das weit nach Mitternacht in einem entlegenen, düsteren Wald,
unterstrich nur, wie fremd mir Lucius geworden war, und meine Entschlossenheit
geriet ein wenig ins Wanken.
    Schweigend
standen wir einander gegenüber. Er verstellte mir immer noch den Weg zu seiner
Burg und seine Wachen beobachteten wahrscheinlich, ob ich mich zurückzog. »Wie
lange bist du mir schon gefolgt?«, fragte ich ihn schließlich.
    »Die
Scheinwerfer deines Spielzeugautos sind zwar
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