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Der Ursprung des Bösen

Der Ursprung des Bösen

Titel: Der Ursprung des Bösen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Mänteln aus dem Auto. Freire kniff die Augen zusammen. Die beiden waren im Nebel nur schwer zu erkennen, doch in Gestalt und Auftreten erinnerten sie ihn an FBI-Agenten in einem Film. Oder auch an die beiden witzigen Hauptfiguren aus Men in Black . Was mochten sie hier wollen?
    Freire überlegte, ob es sich um Mitglieder einer von den Bewohnern des Viertels engagierten Privatmiliz handeln könnte, doch weder das Auto noch die Eleganz der Männer passten in dieses Bild. Inzwischen lehnten beide an der Motorhaube des Geländewagens. Der Nebel schien ihnen nichts auszumachen. Sie fixierten einen bestimmten Punkt. Erneut verspürte Mathias den Schmerz hinter seinem linken Auge.
    Das, was die beiden Männer im Nebel beobachteten, war sein eigenes Haus. Und mit ziemlicher Sicherheit auch seine Gestalt, die sich am Fenster abzeichnete.

G egen 13.00 Uhr kehrte Freire in die Klinik zurück. Er hatte eine Weile auf dem Sofa gedöst und sich dabei in Ermangelung einer Decke mit mehreren Patientenakten zugedeckt. Die Notaufnahme war menschenleer. Weder verzweifelte Patienten noch betrunkene Penner oder auch nur auf der Straße aufgegriffene Irre. Ein wahrer Glücksfall. Er begrüßte die Krankenschwestern. Man überreichte ihm seine Post und die Krankenblätter der Fälle vom Vortag, mit denen er sein Büro aufsuchte, das ihm auch als Sprechzimmer und Ruheraum diente.
    Als Erstes nahm er sich den Bericht über den Mann vom Bahnhof Saint-Jean vor, der offenbar das Gedächtnis verloren hatte. Das Dokument war von einem gewissen Nicolas Pailhas erstellt worden, der auf der Polizeiwache an der Place des Capucins Dienst tat. Am Abend zuvor hatte Freire kein Aufnahmegespräch mehr mit dem Cowboy geführt. Er hatte ihn lediglich abgehorcht, ihm ein Schmerzmittel verabreicht und ihn zu Bett geschickt. Alles andere konnte man getrost verschieben.
    Gleich die ersten Zeilen des Berichts weckten Freires Interesse.
    Der Unbekannte war gegen Mitternacht von Bahnbeamten in einem ehemaligen Bahnwärterhäuschen neben dem Gleis 1 aufgefunden worden. Der Mann hatte das Schloss der Hütte aufgebrochen und sich drinnen versteckt. Als man ihn fragte, was er dort zu suchen habe, konnte er weder eine Antwort geben noch seinen Namen nennen. Außer seinem Stetson und seinen Stiefeln aus Echsenleder trug der Eindringling einen grauen Wollmantel, eine abgewetzte Samtjacke, ein Sweatshirt mit der Aufschrift »Champion« und durchlöcherte Jeans. Er hatte weder einen Ausweis noch irgendein anderes Dokument bei sich, mit dem man ihn hätte identifizieren können. Er schien unter Schock zu stehen, hatte Schwierigkeiten, sich auszudrücken, und verstand häufig die Fragen nicht, die man ihm stellte.
    Viel beunruhigender aber waren die beiden Dinge, die aus der Hand zu geben er sich standhaft weigerte. Es handelte sich um einen fünfundvierzig Zentimeter langen verstellbaren Schraubenschlüssel – einen sogenannten Engländer – und ein Telefonbuch der Region Aquitaine aus dem Jahr 1996 mit einem Umfang von mehreren Tausend Dünndruckseiten. Sowohl der Engländer als auch das Telefonbuch waren blutbefleckt. Der Möchtegern-Texaner konnte nicht erklären, woher die beiden Dinge stammten, und wusste auch nichts über das Blut.
    Die Eisenbahner hatten ihn zunächst zur Sanitätsstation des Bahnhofs gebracht, weil sie glaubten, er wäre verletzt. Trotz einer eingehenden Untersuchung konnte jedoch keinerlei Wunde festgestellt werden. Das Blut auf dem Engländer und dem Telefonbuch stammte nicht von ihm selbst. Man rief die Polizei. Pailhas und sein Team erschienen fünfzehn Minuten später. Sie nahmen den Unbekannten mit und brachten ihn zu dem Bereitschaftsarzt des Viertels – demjenigen, der Freire angerufen hatte.
    Die Vernehmung auf der Wache ergab keine neuen Erkenntnisse. Man fotografierte den Mann, nahm seine Fingerabdrücke, und die Techniker von der Spurensicherung entnahmen ihm Speichel- und Haarproben, um seine DNA mit der nationalen Kartei zu vergleichen. Auf seinen Händen und unter den Nägeln fanden sich Staubspuren; auf das Resultat der Analyse wartete man noch. Natürlich waren der Engländer und das Telefonbuch als Beweismaterial konfisziert worden. Aber als Beweis wofür?
    Freires Pager meldete sich. Er blickte auf die Uhr – es war drei. Der Trubel ging los. Die in die Ambulanz eingelieferten Kranken und die stationären Patienten ließen ihm nicht viel Zeit für andere Dinge. Hinweisen auf seinem Bildschirm entnahm er, dass es Probleme in
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