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Der Untergang der Hölle (German Edition)

Der Untergang der Hölle (German Edition)

Titel: Der Untergang der Hölle (German Edition)
Autoren: Jeffrey Thomas
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zu bieten, die diese Wesen zu Lebzeiten besessen hatten. Von diesen Gebilden waren nur noch die Knochen übrig geblieben, und sie ragten aus den Gerippen hervor wie ausgestreckte Finger.
    Das Trio war nicht friedlich dahingeschieden. Dem, der auf dem Boden saß, waren trotz der Polsterung seines Anzugs fransige Löcher in die Brust geschossen worden. Den auf dem Boden Liegenden hatte man offensichtlich am Rücken erwischt, als er versuchte, aus diesem Nest aus Rohren und Kabeln zu entkommen. Das Skelett auf dem Stuhl schien einem enormen Schlag mit einer Klingenwaffe – einer Axt oder einem Schwert? – zum Opfer gefallen zu sein, der ihm den Schädel gespalten hatte. Langes, farbloses Haar hing in das halbierte Gesicht. Dieses Wesen war weiblich gewesen, groß, schlank und langgliedrig wie sie selbst, und seine Uniform war als einzige nicht zerrissen. Die nackte Frau packte den Körper, der leicht war wie eine Vogelscheuche, unter den Armen, zog ihn zu Boden (wobei der gespaltene Schädel bedrohlich weit zurückklappte, aber mit dem Hals verbunden blieb) und fing an, die Reißverschlüsse des schwarzen Gummigewands zu öffnen.
    Die Frau hatte Schwierigkeiten, ihren eigenen Körper in das eng anliegende Material zu zwängen, weil er glitschig von ihrem unechten Schweiß war. Also schob sie mit ihren Händen kreideartigen Staub zusammen, der sich auf dem Computertisch angesammelt hatte, und verstrich ihn wie Puder auf Armen und Beinen sowie am Rücken. Das erleichterte das Anlegen dieser zweiten Haut ein wenig. Nun umschmiegte sie das Material wie ein Taucheranzug, ohne sie in ihrer Bewegungsfreiheit einzuengen.
    Es fiel ihr leicht, die Glieder zu beugen und Luft zu holen, wenngleich ihre Taille eingeschnürt wirkte. Sogar die wadenhohen schwarzen Stiefel mit ihren dicken Sohlen passten ihr wie angegossen, als ob es sich bei der toten Frau um eine künftige Inkarnation ihrer selbst handelte; abgesehen von der Tatsache, dass ihr eigenes rötliches Haar kürzer war und nur bis zu den Schultern reichte. Außerdem wuchsen keine großen, fledermausartigen Flügel aus ihren Schulterblättern – die die Uniform im Übrigen freiließ. Ihr Rücken blieb fast bis zum Spalt zwischen den Pobacken offen, als trüge sie ein gewagtes Abendkleid.
    Dämonen. Jemand hatte sie vor langer Zeit getötet. Ja, sie waren getötet worden … Sie konnten sterben … daran erinnerte sie sich jetzt. Dämonen verfügten nicht über unsterbliche Seelen wie sie und ihr Vater: Ihre Körper waren ihre Seelen oder deren Stellvertreter. Sie erholten sich von den schlimmsten Wunden, die man ihnen zufügte, jene der Dämonen hingegen nicht. Bei diesen handelte es sich um maschinenähnliche Kreaturen, in Massenproduktion hergestellte Golems oder Homunkuli.
    Nun gut, aber wer hatte sie getötet und warum? Das Einzige, was sie mit absoluter Sicherheit wusste, war, dass diese Wesen als ihre Häscher und schemenhaften Folterknechte in Erscheinung getreten waren. Kein Wunder, dass die Folterungen schon so lange aufgehört hatten. Doch falls jemand zwischenzeitlich die Gefangenen der Dämonen befreit hatte, musste er die Frau und ihren Vater übersehen haben.
    Sie dachte noch einmal über den Computer nach. Waren diese Dämonen in der Lage gewesen, einige ihrer Folterungen per Fernsteuerung auszulösen, indem sie ihn bedienten? Sie trat näher und betrachtete die abgenutzten Beschriftungen der runden Tasten. Sie war überrascht zu sehen, dass sie weitgehend mit den ihr einst vertrauten Computern übereinstimmten, wenn man von ein paar merkwürdigen Symbolen absah. Den meisten Raum nahm das Alphabet ein und als sie ihre Finger in eine Ausgangsstellung zum Tippen brachte, bemerkte sie, dass die Anordnung tatsächlich derjenigen glich, an die sie sich aus einem ansonsten weitgehend vergessenen Leben erinnern konnte.
    Wahllos drückte sie auf die A -Taste, die ein klapperndes Geräusch erzeugte. Weitaus mehr erschreckte sie, dass der ovale Bildschirm zum Leben erwachte und ein Bild zeigte: eine körnige Aufnahme von einer stationären Kamera, die einen kleinen Raum, offenbar eine Zelle, zeigte. Niemand hielt sich darin auf, doch der Raum enthielt eine ausgeklügelte Foltervorrichtung, die über einem Operationstisch hing wie ein riesiger Skorpion mit scherenartigen Gliedern und stachelbewehrtem Schwanz.
    Die Frau suchte und fand die B -Taste. Die Darstellung auf dem Monitor änderte sich, produzierte diesmal aber nur das schwache, leere Glimmen, das am Anfang da
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